Wollspinnerei

[998] Wollspinnerei, die Verarbeitung der Wolle (s.d.) zu Gespinsten; geschieht entweder unter hauptsächlicher Benutzung der Krempel zu Streichgarnen oder unter Benutzung des Kämmens zu Kammgarnen. Immer wird die Wolle zunächst gewaschen. In der Streichgarnspinnerei folgt dem Wolfen und Einölen das Krempeln, endlich Feinspinnen auf der Mulemaschine (Selfaktor), seltener auf der Ringspinnmaschine. Die Streichgarnspinnerei hat in neuerer Zeit für fast alle Faserstoffe Verwendung gefunden. In der Kammgarnspinnerei folgt dem Reinigen und einfachen Krempeln das Kämmen (Ausscheiden kurzer Fasern), hierauf Entkräuseln auf der Plättmaschine (Lisseuse) und die sog. Vorbereitung oder Präparation (Vorspinnverfahren); hierauf Feinspinnen auf der Mule-, Flügel-oder Ringspinnmaschine. Bei dem Kammgarn-Vorspinnverfahren unterscheidet man das engl., deutsche und franz. Spinnverfahren. Das engl. Verfahren wendet bei dem Verfeinern des Vorgespinstes Maschinen mit Flügelspindeln ohne selbständige Spulendrehung an (Waterprinzip), das deutsche gebraucht Spindelbänke (Flyer), das franz. (in Deutschland vornehmlich benutzt) Streckmaschinen (Passagen). Halbkammgarne (Sagetten- oder Sayettgarne, Strick-, Stick- oder Tapisserie- und Strumpfwirkergarne) werden aus mittellangen Wollen meist ähnlich wie Kammgarn, mit Hinweglassung der das Spinnen verteuernden Kämmaschine, oder ähnlich wie Streichgarn, jedoch mit Hinweglassung des gekreuzten Auflegens, erzeugt. – In der industriellen Verwertung der Wolle steht Großbritannien in erster Reihe, dann folgen Deutschland, Ver. Staaten von Amerika, Frankreich, Belgien, Österreich.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 998.
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