Abenteuer

[14] Abenteuer. Ein seltsames Wort, als Bezeichnung für jene seltamen, unerwarteten, oft zweckwidrigen, fantastischen, ja nicht selten an's Wunderbare grenzenden Begegnisse im wirklichen wie im gedichteten Leben, hat seinen Ursprung in der Blüthenperiode der Ronantik, in der sogenannten Ritterzeit. Denn es lag im Wesen des Ritterthumes, auf Irrfahrten, d. i. auf ganz planlos in's Blaue angestellten Zügen, Hindernisse aller Art, Begegnungen aus der Geister- und Menschenwelt der buntesten Art, mit Einem Worte, Abenteuer aufzusuchen, um dadurch Geistesgegenwart, Muth, ja sogar Treue, für die in der heimischen Burg sehnsüchtig harrende Jungfrau zu erproben. Wir nennen einen Menschen abenteuerlich, der, gern vom ebenen Pfade der Convention abirrend, das Ungewöhnliche, das Fantastische aufsucht, und gegen alle Herkömmlichkeit ankämpft. Ein Abenteurer hingegen heißt derjenige, den Leichtsinn oder seine Verhältnisse aus aller bürgerlichen Verbindung gerisen haben, und der nun, ohne viel Absicht, auf gut Glück in die Welt hineinlebt, und vom Zufalle wie von der Thorheit der Leichtgläubigen sein Dasein fristet.

B–l.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 14.
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