Kochöfen

[175] Kochöfen oder Maschinen sind für eine wirthschaftliche Frau die liebste und interessanteste Einrichtung im Hauswesen, doch hat es auch für diesen Gegenstand häuslicher Bequemlichkeit geraumer Jahre bedurft, ehe er zu dem Grade der Vollkommenheit gelangte, die er jetzt hat. Unsere Vorfahren kochten nur an der hellflackernden Flamme des Heerdes, und wenn gleich die Ruinen von Pompeji kleine tragbare Kochöfen, die den Römern schon bekannt waren, aufbewahrten, so ist dieß doch etwas ganz Anderes. Jene noch heute im Museo borbonico zu Neapel bewahrten Ueberbleibsel aus dem Haushalte eines längst vergangenen Geschlechtes, gleichen ziemlich den sogenannten Feldküchen und würden noch immer für ihren Zweck zu benutzen sein, wenn nicht die Erfindung mit den spätern Jahrhunderten auch in diesem Genre noch Vorzüglicheres[175] geleistet hätte. Wir kennen jetzt außer dem gewöhnlichen Kochofen auch noch den Kochheerd, eine sehr annehmbare Veränderung des gemeinen Küchenheerdes. Eine eiserne Platte deckt nämlich die Oberfläche des Heerdes und unter ihr befindet sich die Feuerung, so daß man die Töpfe und Kasserole nur oben darauf zu stellen hat, um sie mit Vermeidung jedes Schmutzes von Ruß und Asche, in's Kochen zu bringen. Allerdings ist indeß dabei noch ein Bratofen erforderlich, weßhalb die Meisten den eigentlichen Kochofen, der Braten, Kochen und selbst Backen durch ein einzusetzendes Blech erlaubt, vorziehen. Die jedesmalige Construction desselben ist so bekannt, daß es überflüssig wäre, hier etwas davon zu erwähnen, und nur für junge Anfängerinnen im Haushalt sei die Warnung hinzugefügt, für den zu errichtenden Kochofen zum Boden ja keine ganze Eisenplatte, sondern einzelne Streifen, sogenannte Plättchen, nehmen zu lassen. Letztere bieten den Vortheil, bei etwanigem Zerspringen, was sehr leicht geschieht, mit geringeren Kosten den Schaden zu ersetzen, während eine große geborstene Platte sogleich eine bedeutende Ausgabe verursacht. Uebrigens sollte jeder Ehemann, dem die Gesundheit seiner Frau am Herzen liegt, dafür sorgen, daß neben dem Kochofen noch ein den Schornstein verschließender englischer Kamin erbaut würde. Diese wohlthätige Neuerung verbannt allen Rauch und Zug und erhält die Wärme in der Küche. Ohne auf das Technische dieses Verfahrens, das jeder geschickte Maurer anzugeben verstehen muß, einzugehen, sei nur noch bemerkt, daß der über allen Heerden befindliche Rauchfang abgerissen und der erstere ganz überbaut werden muß, damit man bei hellem Feuer auf ihm, wie in einem Kamin, der die Esse zum Ausgang hat, kochen und sieden kann, dann aber die Oeffnung mit einer Thür schließt und sich auf diese Weise in einer stubenähnlichen Küche befindet. Daß endlich ein Kochofen auch zwischen zwei Zimmern, die er zugleich heizt, angebracht werden kann, ist natürlich, um jedoch das wahrhast Merkwürdige solcher Kochapparate zu sehen, bedarf es eines [176] Blickes in die Küchen großer Hospitäler, Klöster, Gymnasien, bedeutender Kunstküchen und ähnlicher Anstalten, wo man die Speisen für Hunderte von Personen auf Ein Mal bereitet.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 175-177.
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