Leibchen

[318] Leibchen, ein Ausdruck, welcher für das ehemalige Corset gebraucht wird. Das durch die anliegende Tracht der Europäerinnen entstandene Bedürfniß die Taille zu stützen, erfand diese unschuldige Abart des einst und zwar mit Recht so verrufenen Schnürleibes. Das Leibchen entbehrt gänzlich jener furchtbaren Schienen von Holz und Fischbein, welche die Frauen unserer Vorfahren zu wahren Gliederpuppen machten. Es geht nicht über die Hüften, ist nach Belieben elastisch und blos mit dem einfachen Rückenfischbein und kurzem Blankscheit, den gegenwärtigen Schnürleibern ähnlich, versehen. Letztere nennen Viele auch nur kurzweg Leibchen und wiederum trifft dieselbe Benennung zuweilen den Kleiderleib und das Mieder der Bäuerinnen. Ehemals trug man allgemein, wie noch jetzt die niedern Stände, an den Röcken kurze Leiberchen zum Festhalten derselben aufden Achseln und nannte diese Leibchen.

F.

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Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 318.
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