Holz

[324] Holz. Das Material, welches hunderte unserer Bedürfnisse befriedigt, welches dem Nordlande Licht und Wärme gibt, woraus der Arme seine Hütte, der Reiche Paläste baut und woraus tausend Gegenstände des Haushalts und des Luxus verfertigt werden. Das Zuckerrohr gebraucht der Amerikaner zur Feuerung, der Hindus das Bambusrohr zu demselben Zwecke, so wie zum Bau. Dem Holze entlockt der Künstler die herrlichsten Töne, Holz dient zu Gemälden, Holzschnitten, Möbeln, Schiffen, Brücken, Mühlen. Fast alle Gegenstände der Bequemlichkeit sind von Holz. – Aus Holz ist die Wiege, welche das lächelnde Kind beherbergt, aus Holz der Sarg, welcher den ermüdeten Pilger verschließt. Zierlich aus Holz geschnitzt sind die Toilettenkästchen, Chiffonieren, Strickkörbchen, Etuis etc. unserer Damen. Die Holzschneidekunst (Xylographie) hat uns mittelst des Holzes vortreffliche Abbildungen geliefert. Aus Holz werden Schachteln, Spielsachen, Bücherumschläge, Orgeln, Piano's, Flöten und andere Blasinstrumente, Teller, Schüsseln, Trinkgefäße, Glockengerüste, Thürschwellen etc. verfertigt. Der große allgemeine Nutzen des Holzes und seine Brauchbarkeit ließe sich nur in einem eigenen Werke erschöpfend darstellen. Man unterscheidet beim Bauen, Feuern und Schnitzen hartes und weiches Holz. Ersteres liefern in der Regel die Nadel-, letzteres die Laubhölzer Kirschen-, Nußbaum-, Mahagoniholz[324] wird zu eleganten Möbeln, das dauerhafte Eichenholz zu Treppen, Treppengeländern und Fußböden verwendet. Aus Lignum sanctum dreht der Drechsler eisenschwere Kegelkugeln, zu mannichfachen Verzierungen dient das rabenschwarze Ebenholz. Brasilienholz färbt roth, Campecheholz blau, Sandelholz braunroth, Nußbaum braun, Gelbholz gelb, Eichenholz schwarz. Aus Holzasche bereitet man Lauge, welche als Potasche den Talg in Seife verwandelt. Heilsame Kräfte besitzt das Guajak-, Ceylon-, Kampher-, Heiligenholz, das Colomban, Culibakan, die Quassia, Simaruka, das Nephitrikum, das Süß- und Schlangenholz u. v. A. m. Die Rhabarber ist eine Holzwurzel, die Rinde des Chinabaumes vertreibt das Fieber und die Zimmtrinde würzt unsere Speisen. Aus dem Baste des Holzes webt man in Südamerika und Australien dauerhafte Zeuge, aus Holz gewinnt man Cakao, Sago, Butter, Milch, Harz, Theer, Weihrauch, Leim, Essig etc. Aus Holz baut der Kamtschadale seinen Schlitten, wie der Indianer seine Kanoes. Einzelne Holzstäbe bilden die Holzharmonika, Holz dient zu Lettern, Kattun- und Seidendruckerstempeln, Tamburirnadeln, zu Lanzen, Rudern, Pumpen, Dachstühlen, Thronsesseln, Kutschen, Leitern etc. Als Bauholz benutzt man zum Landbau meistens die Föhre, die Tanne und Fichte; zum Wasserbau nur die Eiche, welche sogar versteinert, und den Lerchenbaum. Man hat auf Eichenpfählen ganze Städte erbaut, z. B. Venedig, deren Stützen viele Jahrhunderte lang dauern, ohne im Wasser zu verfaulen. Seit den Römerzeiten befinden sich in der Drau einzeln stehende Brückenpfeiler auf einem Eichenstammgerüste, deren Pfähle mit zolldickem Achat überzogen sind und nach und nach gänzlich versteinern. – Zu Möbeln wählt man gewöhnlich Tanne, Fichte, Linde, Erle, Birke, Rüster; zu Ueberzügen (Fournieren) derselben die flammigen oder maserigen Hölzer, den Pflaumen-, Aepfel-, Nußbaum und zahlreiche amerikanische und asiatische Hölzer. Wir nennen hier nur das Rosen-, Buchsbaum-, Sandel-, Cedern-, [325] Eben-, Gelb-, Mahagoni-, Taxus-, Pockholz u A. m. – Am hölzernen Kreuze litt und starb unser Heiland und der hölzerne Sarg wird auch für uns dereinst der Tempel der Auferstehung sein, wie dem Seidenwurm die Puppe, aus der er als Schmetterling emporfliegt.

V. u– n.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 324-326.
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