Brücke

[200] Brücke, nennt man eine künstliche Straße über Abgründe[200] und Gräben, vorzüglich aber über Flüsse fortgesetzt; Felsen und Bäume über Vertiefungen liegend, gaben ohne Zweifel die Idee der Brücken, bis dahin hatte man mit Kähnen über die Flüsse gesetzt. Balken, von einem Ufer zum andern gelegt und in den nöthigen Entfernungen, namentlich unter den Verbindungsstellen, gestützt, war gewiß die erste Bauart der Brücken; die älteste, von der schon Herodot erzählt, war die über den Euphrat in Babylon. Doch beginnen erst mit den Römern die Denkmäler des Brückenbaues; ihre Brücken in Italien und Spanien zeichnen sich durch ungemeine Festigkeit und durch stolze und kräftige Architektur aus. Wir erwähnen nur Trajan's Brücke über die Donau, und die Brücke und Wasserleitung von Spoleto. Chinesen und Perser bauten vorzüglich große und schöne Brücken, die von Coyang über einen Meerbusen in China ist die längste in der Welt. Bemerkenswerthe Brücken in Europa finden sich vor Allen in Italien; man denke an die über den Arno in Florenz und an die Rialtobrücke in Venedig; unter den spanischen sind die Toledobrücke zu Madrid über den Manzanares und die zu Valencia über den Guadalquivir die bemerkenswerthesten, unter denen unseres Vaterlandes die Elbbrücke zu Dresden und die Moldaubrücke vor Prag. Herrliche Meisterwerke hat England geliefert, vorzüglich nachdem sich in neuerer Zeit die Erfindung der Hängebrücken, die man auch Draht-, oder Kettenbrücken nennt, bewährt hat; eiserne Brücken hatte man schon früher auch in Frankreich; unter den englischen sind die Vauxhallbrücke, die Southwarksbrücke und die Waterloobrücke, von denen die letzte an Umfang und Festigkeit alle andern übertrifft, auszuzeichnen. Schön und großartig sind auch die Unionbrücke, die Norfolkbrücke, die Marlow- und Hammersmithbrücke, welche sämmtlich zu den Hängebrücken gehören. Der Pont royal, Pont neuf und Pont de Jena gehören nächst denen von Orleans, Tours und Neuilly zu den schönsten in Europa. In Deutschland sind als Kettenbrücken die Sophienbrücke in Wien und die zu Saatz in Böhmen bemerkenswerth.

T.

[201]

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 200-202.
Lizenz:
Faksimiles:
200 | 201 | 202
Kategorien: