Holz

[409] Holz (das) ist der bedeutendste Bestandtheil der Bäume und Sträucher. Daher werden diese oft auch mit allen ihren übrigen Bestandtheilen als Holz bezeichnet, sowie man auch Strecken, auf denen Bäume und Sträucher in größerer Anzahl wachsen, Hölzer oder Gehölze nennt. Das eigentliche Holz liegt zwischen der Borke und dem Mark. Jene besteht aus Bast, Rinde und Oberhaut, doch geht die letzte im Alter häufig verloren. Das Mark besteht aus einem Zellgewebe, welches jedoch schon nach dem ersten Jahre nach seiner Entstehung abstirbt. Das Holz selbst hat ein faseriges Gefüge und ist aus Längenfasern und Markfasern zusammengesetzt; in jedem Jahre setzt sich unter dem Baste eine neue Schicht an, welche sich noch einige Zeit durch geringere Festigkeit und Blässe von dem ältern, mehr nach dem Mark zu liegenden sogenannten Kernholze unterscheidet und Splint genannt wird. Bei den meisten Holzarten sind diese jährlich sich erneuernden Schichten deutlich zu erkennen, indem sie, wenn man einen Stamm quer durchschneidet, in Gestalt von Ringen erscheinen. Da man nun aus der Anzahl dieser Ringe das Alter des Baums entnehmen kann, so werden dieselben Jahrringe oder auch blos Jahre genannt. Die Anwendung des Holzes ist sehr vielfach und man unterscheidet hiernach verschiedene Arten der Hölzer. Das Bau- oder Zimmerholz, zu dem vorzüglich das Tannen-, Fichten-, Erlen- und Eichenholz gehört, wird zu Latten, Bohlen, Schwellen, Balken u.s.w. verarbeitet. Die vorzüglichsten Nutzhölzer, aus denen Tischler, Drechsler, Wagner und andere Handwerker allerlei Geräthschaften, namentlich auch Möbeln, verfertigen, sind Cedern-, Mahagoni-, Pflaumen-, Birnen-, Äpfel-, Ahorn-, Büchen-, Eichenholz und andere. Als Brennholz dienen alle Hölzer, welche in größern Massen vorkommen, aber mit sehr verschiedenem Erfolg. (Vgl. Heizung.) Blauholz, Brasilien- und Sapan-, Roth-, Gelb-, Caliaturholz und andere sind Farbehölzer; Guajak-, Santal-, Culibaban-, Aloe-, Kampher-, Schlangenholz und andere Arzneihölzer. Das Holz wird auch in hartes und weiches, je nach dem Grade seiner Festigkeit, unterschieden und selbst das Holz in den verschiedenen Theilen desselben Gewächses ist von verschiedener Güte und Brauchbarkeit. So kommt das schönste Maserholz aus den Wurzelstöcken, übrigens aber gibt der Stamm das beste Holz. Die Böttcher können das Kernholz nicht brauchen, weil es zu spröde ist. – Wegen der Nutzbarkeit des Holzes muß man besonders in holzarmen Gegenden große Sorgfalt auf den Holzbau, d.h. auf den Anbau und die Pflege der Hölzer verwenden. Die Beschaffenheit des Bodens und das Bedürfniß entscheiden, welche Art von Hölzern man anbauen soll. Am häufigsten geschieht die Fortpflanzung durch Samen, und der Boden muß je nach seiner Beschaffenheit mehr oder weniger zur Aufnahme des Samens vorbereitet werden. Die Holzanbaue stehen unter dem Schutze des Staats, indem alle Verletzungen [409] derselben als Holzfrevel bestraft werden. Ursprünglich waren in Deutschland alle Waldungen Gemeingut der german. Stämme; sowie aber allmälig der freie Besitz der Ländereien unterging, wurden die Waldungen und mit ihnen die Jagdgerechtigkeit in den meisten Gegenden Eigenthum der höhern und niedern Grundherren. Überreste des ehemaligen Gemeinbesitzes sind noch das in manchen Gegenden den Gemeinden zustehende Recht, sich Feuerholz zu holen, das Recht der Hutung im Walde, das Recht, Bauholz gegen ein bloßes Anweisegeld zu erhalten und andere. – Der Holzhandel ist in manchen Gegenden sehr einträglich, steht aber in der Regel unter der speciellen Aufsicht des Staats, damit nicht durch zu starke Holzausfuhr ein Holzmangel im eignen Lande herbeigeführt werde. Rußland, Polen, Norwegen, Schweden und in Deutschland die Schwarzwaldgegenden treiben starken Holzhandel, die erstern besonders nach England, die letztern nach Holland. Auch aus Amerika und Ostindien ist in neuerer Zeit viel Holz ausgeführt worden. (Vgl. Flöße.)

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 409-410.
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