Pyrker, Joh. Ladislaw von Felsö-Eör

[316] Pyrker, Joh. Ladislaw von Felsö-Eör, Erzbischof von Erlau und wirklicher geheimer Rath, führte ein sehr bewegtes Leben, bevor er seine jetzige hohe Stellung erlangte. Auf der Schule zu Stuhlweißenburg in Ungarn und auf der Akademie zu Fünfkirchen gebildet, wendete er sich nach Ofen, um die gewöhnliche Beamtenlaufbahn anzutreten. Allein er fand keine Aufnahme und wollte als Secretär mit einem Grafen nach Palermo gehen. Ein Zufall verhinderte ihn auch an diesem Plane, er kehrte schon in Neapel wieder um, kam zurück nach Wien und ward Cistercienser-Mönch zu Lilienfeld in Unteröstreich. Eifrig ergab er sich jetzt dem Studium der Theologie, ward Priester, später Pfarrer, Prior, Abt und 1818 Bischof von Zips in Ungarn. Von jetzt an gestaltete sich sein äußeres Leben immer glänzender. Er ward 1820 zum Patriarchen von Venedig ernannt, ein Jahr später zum Geheimrath und erhielt vom Kaiser 1827 das Erzbisthum Erlau und damit die Obergespanswürde der helveser Gespanschaft. Erst in seinen späteren Jahren trat er als Schriftsteller auf und sicherte sich durch seine epischen Dichtungen: »Perlen der heiligen Vorzeit,« »Tu nisias,« und die »Rudolfias« einen bleibenden Ruhm. Diese Ergießungen eines frommen, rein christlichen Gemüths, in denen sich Wohllaut der Sprache, poetische Auffassung und Milde der Gesinnung begegnen, fanden einen so bedeutenden Anklang, daß sie in kurzer Zeit neu aufgelegt, zum Theil in's Italienische übersetzt und 1831–34 gesammelt in 3 Bänden erschienen. P. ist jetzt dem Greisenalter nahe. Er ward geb. am 2. Nov. 1772 in Ungarn zu Langh in der stuhlweißenburger Gespanschaft, und lebt, seiner Amtsthätigkeit sich mit Liebe hingebend, wie ein[316] Patriarch, geachtet, geehrt und geliebt, wie Wenige, von Allen, die ihn kennen.

W.....m.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 316-317.
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