Rossini, Giacomo

[485] Rossini, Giacomo. Es war im Jahre 1817, als der Schwan von Pesaro, wie R. von seinen Verehrern nach seinem Geburtsorte genannt wird, zuerst auch sein leuchtendes Gefieder in Deutschland entfaltete, und von da an waren trotz des lebhaften Widerspruchs der altern und deutschen Schule viele der verflossenen Jahre eben so viele Triumphe seiner musikalisch-dramatischen Muse. Und in der That entschädigen seine lieblichen Melodien, seine ungemeine Productionskraft und das seltene Feuer seines Genius reichlich für seinen Mangel an Tiefe, seine Incorrectheit und mannichfachen Verstöße gegen die Charakteristik. In früher Jugend, – er wurde 1792 von ganz armen Eltern geboren und machte seine Studien in Bologna, – kaum 17 Jahr alt, trat er schon als Componist auf, erwarb sich durch seine, nach und nach fast auf ein halbes hundert steigenden Opern, namentlich durch seinen »Barbier von Sevilla,« der Königin aller komischen Opern, seinen romantischen., Tankred,« die tändelnde »Aschenbrödel« und »diebische Elster,« den großartigen »Moses,« und den herrlichen »Othello« mit seinem tragischen dritten Acte, den Ruf eines der größten welschen Meister der neueren Zeit, leitete, nachdem er 1823 zuerst sein Vaterland verlassen, die italienische Oper in Wien und London, und lebt seit 1825 in Paris, wo er jetzt das dolce far niente zur Devise seiner Tage gewählt zu haben scheint.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 485.
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