Schall

[77] Schall, der mährchenhafte, liebliche Zauberer, der uns bald mit süßen, bald mit wollüstiges Grauen erregenden Tonwellen umfängt, oft auch harmlos-neckisch hinter dem einsamen Felsen unsere Stimme nachäfft (s. Echo). Er entsteht, wenn ein bewegter Körper einen andern berührt und dadurch eine Schwingung erzeugt, die durch etwas Elastisches, welches dazwischen liegt, – gewöhnlich die Luft – bis zu den Gehörwerkzeugen fortgepflanzt wird. Die Schwingungen des schallenden Körpers breiten sich in der Luft nach allen Seiten hin gleich Strahlen aus: daher nennt man sie Schallstrahlen. Der S. ist auch ein tüchtiger Läufer, denn er durcheilt in der Sekunde eine Länge von 1142 F., und zwar gleich dem Lichte in gerader Richtung. Sein Reich ist unermeßlich, denn selbst die Sphären bewegen sich nach seinen melodischen Gesetzen; nur er belebt allmälig die Welt, die ohne ihn erstarren würde in ihrer Oede. Am wunderbarsten erscheint er in jenen elliptischen Gewölben, – den Sprachgewölben – wo die Schallstrahlen zwei Vereinigungspunkte haben, in deren einem der Sprecher, im andern der Hörer stehen muß. Ein solches Sprachgewölbe war das berühmte Ohr des Dionys (S. Syrakus.)

B.

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Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 77.
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