Wunderbaum (Botanik)

[466] Wunderbaum (Botanik), auch palma Christi genannt, ein Gewächs, von dem man nicht weiß, ob man es zu den Pflanzen oder Bäumen zählen soll. Es wächst in Südeuropa, Asien, Afrika und Amerika wild, wird aber bei uns als nutzbares Gewächs und Zierde[466] der Gärten angepflanzt. Der Stamm ist inwendig hohl, Anfangs krautartig, dann holzartig, und stirbt im dritten Jahr ab. In unsern Gegenden erreicht der W. eine Höhe von 6–7 F. und die Dicke eines Besenstiels, dauert im Freien nur ein Jahr, im Treibhause zwei. In seinem Vaterlande erlangt er jedoch eine Höhe von 18–20 F. und verhältnißmäßige Stärke, bildet wie andere Bäume eine ordentliche Krone von Stengeln und sieht wie bepudert aus. Die Blätter gleichen denen des Feigenbaumes, männliche und weibliche Blüthen finden sich getrennt auf einem Stamm. Der Same, in Gestalt einer Mandel, liegt in rundlichen, mit Stacheln besetzten Kapseln. Es wird ein Oel daraus gepreßt, welches im Vaterlande des Wunderbaums zum Brennen, bei uns als Arznei dient, und unter dem Namen Ricinusöl bekannt ist.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 466-467.
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