Ähnlichkeit

[20] Ähnlichkeit ist partielle Gleichheit. Sie hat verschiedene Grade und wird durch das vergleichend-beziehende Denken constatiert, hat aber in den Objecten des Denkens ein Fundament. – ARISTOTELES definiert: homoia legetai ta te pantê tauto peponthota, kai ta pleiô tauta peponthota ê hetera, kai hôn poiotês mia. kai kath' osa alloiousthai endechetai tôn enantiôn to pleiô echon ê kyriôtera homoion toutô. antikeimenôs de tois homoiois ta anomoia (Met. V 9, 1018a 15 sq.). Nach BOËTHIUS ist Ähnlichkeit (similitudo) »rerum differentiarum eadem qualitas«. THOMAS: »Simile alicui dicitur, quod eius possidet qualitatem vel formam« (Cont. gent. I, 29). Nach CAMPANELLA ist Ähnlichkeit »influxus unitatis participiumque« (Dial. I, 6, p. 141). CHR. WOLF: »Similitudo est identitas eorum, per quae entia a se invicem discerni debebant« (Ont. § 195). Zwei Dinge sind ähnlich, »wenn dasjenige, woraus man sie erkennen und voneinander unterscheiden soll, oder wodurch sie in ihrer Art determinieret werden, beiderseits einerlei ist« (Vern. Ged. I, § 18). Die Wichtigkeit der Ähnlichkeit von Dingen für die Erkenntnis betont besonders HUME (Treat. I, sct. 7). Nach SPENCER kommt das Bewußtsein der Ähnlichkeit zustande, »wenn zwei aufeinander folgende Bewußtseinszustände beide aus in gleicher Weise angeordneten gleichen Bewußtseinszuständen zusammengesetzt sind«. Ist die Ähnlichkeit vollkommen, so besteht ein »Bewußtsein von der Coïntension zweier connatürlicher Beziehungen zwischen Bewußtseinszuständen, die jeweils gleicher Art, gewöhnlich aber ungleichen Grades sind« (Psych. II, § 359, S. 260). Nach MÜNSTERBERG sind diejenigen Eindrücke »ähnlich«, welche »teilweise gleiche Reactionen« (des erkennenden Ichs) »erzeugen« (Grdz. d. Psychol. I, S. 553). RIEHL bemerkt, das Verhältnis der Ähnlichkeit schließe, wenn es nicht unmittelbar durch Vergleichung gegenwärtiger Wahrnehmungen erfaßt werde, schon die Causalitätsbeziehung ein (Z. Einf. in d. Phil. S. 90 f.). Nach EBBINGHAUS werden Ähnlichkeit und Verschiedenheit auch schon unmittelbar sinnlich empfunden, ohne Denktätigkeit (Gr. d. Psychol. I, 476). KÜLPE erklärt, Ähnlichkeit sei kein Reproductionsprincip (Gr. d. Psychol. S. 197). Vgl. E. MACH, Die Ähnl. u. d. Analogie als Leitmotive d. Forsch.: Annal. d. Naturphil. I, 1902. Vgl. Association.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 20.
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