Spinozismus

[419] Spinozismus: die Philosophie SPINOZAs, charakteristisch besonders durch ihren Pantheismus (s. d.) oder Akosmismus (s. d.), daher »Spinozismus« oft so viel wie Pantheismus schlechthin, früher auch = Atheismus. Neospinozismus (Ausdruck schon bei SCHOPENHAUER, W. a. W. u. V. II. Bd., C. 7) heißt die, eine Synthese von Spinoza, Leibniz und Kant darstellende Identitätsphilosophie (s. d.) des neunzehnten Jahrhunderts (SCHELLING, HEGEL, später FECHNER, WUNDT u. a.). – VOLTAIRE spricht von »Spinozistes modernes« (Philos. ignor. XXIII, 85). MENDELSSOHN meint: »Der Spinozist sagt: er selbst sei kein für sich bestehendes Wesen, sondern ein bloßer Gedanke in Gott« (Morgenst. I, 9). SCHELLING bemerkt: »Stets wird auch das Spinozische System in gewissem Sinn Muster bleiben. Bin System der Freiheit – aber in ebenso großen Zügen, in gleicher Einfachheit, als vollkommenes Gegenbild des Spinozischen – dies wäre eigentlich das – Höchste« (WW. I 10, 35 f.). Nach WINDELBAND ist der Spinozismus »mathematischer Pantheismus«. »Das System der Einzeldinge... liegt in Gott nach einer bestimmten Ordnung, in den ewigen Verhältnissen des Naturgeschehens« (Prälud. S. 98, 100).

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 419.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika