Spiritismus

[419] Spiritismus: die Lehre von den »spirits« (Geistern) besonders Verstorbener (»perisprit«: Geist, der im Lebenden wohnende Geist), welche sich angeblich mit Hülfe eines »Medium« zu »materialisieren« vermögen, die Materie »durchdringen«, die »vierte Dimension« bewohnen, sich unter bestimmten Bedingungen manifestieren (durch Schreiben: Psychograph, Sprechen, Klopfen, Tischrücken u.s.w.). Den spiritistischen Phänomenen liegen in Wahrheit verschiedene[419] »natürliche«, d.h. wissenschaftlich-gesetzmäßige Momente zugrunde: Selbst- und Fremdtäuschung, Illusion, Suggestion, reflectorische und imitative Handlungen, unterbewußte Bewegungen u. a. Der Spiritismus ist fast so alt wie der Aberglaube überhaupt, er findet sich im Kern in Naturreligionen, der Kabbalâ, im »Occultismus« (s. d.) aller Zeiten, ferner bei JUNG-STILLING, J. F. VON MEYER, J. KERNER (Seherin von Prevorst), A. J. DAVIS (Princ. d. Nat. 1847), ALLAN KARDEC (Üb. d. Wes. d. Spiritism.), AKSAKOW, RICHET, CROOKES (Der Spiritismus, 1872), ZÖLLNER (Wissensch. Abhandl., 1878), PERTY DU PREL (Der Spiritism.), u. a. Gegen den Spiritismus: FECHNER (Tagesans. S. 252 ff.), E.. V. HARTMANN, FR. SCHULTZE (Der Spiritism., 1883), FR. KIRCHNER (Der Spiritism., 1883), WUNDT (Essays) u.a.m. DESSOIR erklärt: »Gedanken, die in der untersten Seelentiefe schlummern und daher dem Individuum als fremde erscheinen, äußern sich in den ihm bemerkbaren, wenngleich unverständlichen Bewegungen des automatischen Schreibens und des Trancesprechens« (Doppel-Ich, S. 60). Vgl. SCHOPENHAUER, Paralipom. u. Neue Paralipom. Ferner: A. M. BUTLEROW, Die 'spiritistische' Methode auf d. Gebiete d. Psychophysiol.. A. BROFFERIO, Für d. Spiritism.. C. KIESEWETTER, Die Entwicklungsgesch. d. Spiritism., u. a. Vgl. Trance.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 419-420.
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