Dionysius Areopagita

[132] Dionysius Areopagita (Pseudo-Dionysius). Unter dem Namen des Dionysius, der als erster Bischof von Athen genannt wird, laufen Schriften eines christlichen Autors aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, die im Mittelalter einen nicht geringen Einfluß (auf Maximus Confessor, Joh. Scotus, verschiedene Scholastiker und Mystiker) geübt haben und deren Unechtheit schon der Humanist Laurentius Valla (15. Jahrh.) behauptet hat. Es sind dies: Peri theiôn onomatôn. Peri mystikês theologias. Peri tês hierarchias ouraniou. Peri tês ekklêsiastikês hierarchias. Briefe. – Opera 1539, 1834 u. a. auch bei Migne, Patrologiae cursus; deutsch von Engelhardt, 1823.

D. ist philosophisch von Plotin, aber auch von Jamblichos und Proklus beeinflußt und wendet die christliche Lehre dem Emanationssystem zu, ohne die Dreieinigkeit Gottes aufzugeben. Er unterscheidet von der positiven (kataphatikê) die negative (apophatikê) Theologie, welche Gott als den über[132] alle Prädikate Erhabenen, Überseienden, Überguten, Übereinen betrachtet, den wir nur durch ein Nichtwissen (agnôstôs anatathêti, vgl. die »docta ignorantia« des Nikolaus von Cusa) erfassen. Mit Gott eins zu werden, sich ihm zu verähnlichen (im Schauen) ist das höchste Ziel, welches die Menschheit als Ganzes durch Reinigung, Erleuchtung und Vollendung, vom Logos unterstützt, erreichen kann.

In Gott sind die Ideen, die ewigen Formen und Gründe der Dinge, nach denen sie gestaltet sind. Das Sein als solches ist gut; das Böse hat keine Existenz, es würde sich selbst aufheben. In allem wirkt die göttliche Vorsehung.

Vgl. O. SIEBERT, Die Metaphys. u. Ethik des Pseudo-Dionysius, 1894.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 132-133.
Lizenz: