Porphyrios

[567] Porphyrios (ursprünglich Malchus), geb. 232 (oder 233) n. Chr. in Batanea (Syrien; oder in Tyrus), eine Zeitlang Schüler des Longinos in Athen, dann des Plotin in Rom (seit 262), lebte mehrere Jahre in Sizilien, gest. um 304 in Rom.

P. ist der bedeutendste der unmittelbaren Schüler Plotins, dessen Schriften er geordnet und herausgegeben und dessen Lehren er klar dargestellt hat. Die Harmonie der Lehren Platos und des Aristoteles hat er in einer eigenen Schrift betont. Seine »Einleitung zu den Kategorien des Aristoteles« (Isagoge) ist als Ausgangspunkt des scholastischen Universalienstreites von größter historischer Bedeutung geworden. Den zwölf Aristotelischen Kategorien sind nach P. fünf Grundbegriffe, »Prädikabilien« (die »quinque voces«) voranzuschicken: Gattung (genos), Art (eidos), Unterschied (diaphora), Eigenschaft (idion), Zustand (symbebêkos). Er fragt dann, ob diese allgemeinsten Bestimmungen außer dem Denken oder nur in ihm, ob sie außerhalb der Einzeldinge sind oder nicht. (In der Übersetzung des Boëthius: »sive subsistant sive in solis nudis[567] intellectibus posita sint, sive subsistentia corporalia an incorporalia, et utrum separata a sensilibus an insensilibus posita et circa haec consistentia«.) Nach P. sind die Gattungen etwas Reales.

In metaphysischer Beziehung ist P. Neuplatoniker. Aus dem göttlichen Einen gehen der Geist und die Seele und aus dieser die Materie hervor, die aber niemals ohne Form war, so daß die Welt ewig ist. Die Einzelseelen sind aus der Weltseele hervorgegangen. Die Seele ist ein immaterielles, unvergängliches Wesen (Stob. Ecl. I, 818). Die Seele erkennt vermittelst der ihr eigenen Vernunftkeime. Das Böse beruht auf der niederen Begierde der Seele selbst. Die Tugend höchster Art ist die asketische Reinigung und Vergeistigung der Seele. Magie, Theurgie u. dgl. ist wertlos.

SCHRIFTEN: Vita Plotini (vgl. Plotinos). Vita Pythagorae, 1630, 1815-16, 1850 (Anhang zu Diog. Laërt., ed. Cobet). – 'Aphormai pros ta noêta, 1907 (Sententiae ad intelligibilia ducentes, Teubner). – De diis daemonibus, 1857 (In der Ausgabe von: Jamblichos, de mysteriis). – 'Eisagôgê eis tas katêgorias (de quinque vocibus sive in Categor. Aristotelis introductio), 1543, 1836 (Bd. IV der Berliner Aristoteles-Ausgabe). – Epistola ad Marcellam, 1816, 1831. – De philosophia ex oraculis haurienda, 1856 (Fragment). – De abstinentia ab usu animalium, 1548, 1767; deutsch 1869. – De abstinentia et de antro nympharum, 1858, 1886. – Die Schrift: Kata Christianôn (Gegen die Christen) ist verloren gegangen, ebenso die Gegenschriften von Apollinaris, Eusebios, Methodios. – Vgl. BOUILLET, Porphyre, 1864. – KLEFFNER, P., 1896.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 567-568.
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