Vogt, Karl

[791] Vogt, Karl, geb. 1817, wurde 1847 Prof. in Gießen, war 1848 Mitglied des Parlaments, lebte dann in Bern und Nizza, wurde 1852 Prof. in Genf, gest. daselbst 1895.

V. ist einer der Hauptvertreter des Materialismus im 19. Jahrhundert. Er wendet sich gegen allen Dualismus, gegen die Annahme einer immateriellen, unsterblichen Seelensubstanz und betont die Abhängigkeit der psychischen Funktionen vom Gehirn, mit dem die Seele zusammenfällt, welche also mit dem Tode vergeht. Gegenüber den spiritualistischen Äußerungen des Göttinger Physiologen Rud. Wagner wendet sich V. in scharfer satirischer Weise, dessen »Köhlerglauben« und doppelte Buchhaltung von Wissen und Glauben verspottend. Er meint, »daß die Gedanken etwa in demselben Verhältnis zum Gehirn stehen, wie die Galle zu der Leber oder der Urin zu den Nieren«. Das Verbrechen betrachtet V. als Ausfluß einer kranken Organisation. Der Mensch ist von den anthropoiden Affen weniger verschieden als diese von den anderen Tieren.

Schriften: Physiolog. Briefe, 1845 ff.; 4. A. 1874. – Natürliche Geschichte der[791] Schöpfung des Weltalls, 2. A. 1858. – Köhlerglaube und Wissenschaft, 1854; 4. A. 1856. – Vorlesungen über den Menschen, 1863, a. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 791-792.
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