Vogt, Karl

Vogt, Karl
Vogt, Karl

[1782] Vogt, Karl, zu Genf, der bekannte Darwinist u. Vertreter des Materialismus, geb. 5. Juli 1817 zu Giessen, als Sohn des Prof. d. Med. Philipp Friedrich Wilhelm V. (1786 bis 1861), studierte seit 1833 daselbst, siedelte 1835 mit seinem Vater nach Bern über, wurde hier besonders von Valentin's Vorlesungen über Physiol. angezogen und begann sich der letzteren mit Vorliebe zu widmen. Nach seiner Promotion 1839 ging er nach Neufchâtel, wo er mit Desor und Agassiz 5 Jahre lang naturhistor. Arbeiten oblag. Er leistete dem letzteren in vielen praktisch zootom. und litterar. Arbeiten Beistand und war z.B. der Verf. des ganzen 1.[1782] Teiles der 1839 von demselben herausgegebenen Naturgeschichte der Süsswasserfische Mitteleuropas. V. selbst veröffentlichte mehrere Abhandlungen in Journalen und neben geol. Werken seine »Physiol. Briefe für Gebildete aller Stände« (1845 bis 46; 4. Aufl. 1874). 1844 bis 46 hielt er sich in Paris auf, gründete hier mit mehreren Landsleuten die Gesellschaft der deutschen Ärzte, besuchte darauf Italien, hielt sich zu Rom und Nizza auf, kam Mitte 1847 nach Deutschland zurück und habilitierte sich nun als Privatdozent in Giessen; allein seine Univ.-Laufbahn wurde durch die Revolution von 1848 unterbrochen. Seine Thätigkeit im Vorparlament, in der Reichsversammlung zu Frankfurt und im Rumpfparlament zu Stuttgart, als eines der letzten und hartnäckigsten Kämpfer für die damals angestrebte Volkssouveränetät, sind allgemein bekannt; er musste aus Deutschland fliehen, ging nach Bern und nahm darauf zu Nizza wieder seine zoolog. Studien auf. 1852 wurde er zum Prof. der Geologie, später auch der Zoologie in Genf ernannt, in den grossen Rat, den eidgenöss. Ständerat und 1878 in den Schweiz. Nationalrat gewählt. Zu lebhafter Diskussion gab seine gegen Rudolf Wagner in Göttingen gerichtete Streitschrift: »Köhlerglaube und Wissenschaft« (1855; 4. Aufl. 1856), nach welcher die Naturwissenschaft sich völlig von dem Einflusse der Religion und des Glaubens befreien solle, Anlass. Später erschienen von ihm noch zahlreiche bereits im älteren Lexikon angeführte Schriften. V. starb 7. Mai 1895.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1782-1783.
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