Carus, Paul

[868] Carus, Paul. = Nach C. ist die Philosophie eine »Philosophie der Form«. »Alle Wissenschaft besteht in einer Beschreibung von Formen und einem Verfolgen der Umwandlung von Formen.« Die Philosophie als Wissenschaft (als Anwendung von Wahrheiten = »Pragmatologie«) ist das Produkt der wissenschaftlichen Entwicklung der Menschheit. Allgemeinheit und Notwendigkeit sind aus den Bedingungen der Konstruktion reiner Formen abzuleiten. Form ist objektiv und subjektiv zugleich. Die formalen Wissenschaften sind Konstruktionen des reinen Denkens, im Felde einer abstrakten Leere dargestellt. Die reinen Formen an und für sich sind »überwirklich«, die Typen aller möglichen Einheiten, die Normen des Daseins. Die Kausalität ist das Gesetz der Transformation oder Formveränderung«. Das Sein ist von innen Subjektivität, Innerlichkeit, von außen Objektivität. Leben und Gefühl ist an die Wechselwirkung gewisser Formen gebunden. Die Seele entsteht erst durch »Kooperation psychischer Funktionen in organisierten Lebewesen«. Sie ist »ein System von fühlenden Symbolen«. Die Seele des Menschen ist ein Abbild der Weltordnung. Nach dem Tode beharren unsere Taten in ihren Wirkungen. Gott ist das Ewige, die Norm der Wahrheit und Gerechtigkeit, die Weltordnung, er ist überpersönlich, das bestimmende Gesetz, der Nomos über der Natur (»Nomotheismus«). Die Gesamtheit der idealen Normen der Welt ist der Logos.

Schriften (Ergänzung): The Surd of Metaphysics; The Nature of the State; God; The Foundation of Mathematics; Person and Personality; Truth on Trial; Ursache, Grund u. Zweck; Philosophie als Wissenschaft, 1911, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 868.
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