Schlacht bei Manzikert. 1071.

[209] In der Schlacht von Manzikert oder Malasgard in Armenien besiegte der Seldschucken-Sultan Alp Arslan den Kaiser Romanus IV., nahm ihn gefangen und vernichtete das byzantinische Heer zum großen Teil. Die Türken gewannen infolge dieser Schlacht Kleinasien. OMAN sieht in ihr auch einen Wendepunkt für die byzantische Kriegsverfassung, da die Vernichtung der Armee und der definitive Verlust der kleinasiatischen Themen von da ab ein Landesaufgebot unmöglich gemacht und das Reich von Byzanz ausschließlich auf barbarische Söldner angewiesen habe. Diese Auffassung hängt mit Omans Vorstellung von den Heereszahlen zusammen. Er meint, daß Romanus bei Manzikert 60000 und sein Gegner 100000 Mann gehabt habe. Wenn nun berichtet wird, daß ein Nachfolger aus den Trümmern der Themen-Aufgebote mit Mühe 10000 Mann zusammenbrachte, so scheint sich daraus allerdings zu ergeben, daß das Land, da doch vorher Kleinasien allein 120000 Mann stellte, leistungsunfähig geworden war.

Dieser Schluß fällt mit der von uns bereits zerstörten Voraussetzung: die Heere auf beiden Seiten haben niemals, auch bei Manzikert[209] nicht, auch nur annähernd die angegebene Stärke gehabt. Ja die 10000 Mann, die noch aus den Themen zusammengebracht wurden, würden uns sogar unwahrscheinlich viel erscheinen, wenn nicht der Autor177 ausdrücklich hinzufügte, daß dieses Korps aus den Resten des asiatischen Aufgebots und Söldnern zusammengesetzt gewesen sei. Wahrscheinlich ist trotzdem die Zahl noch zu hoch.

Auch dem Verlauf der Schlacht von Manzikert, wie ihn Oman schildert, möchte ich durchweg widersprechen. Eine quellenmäßige Nachprüfung und Untersuchung wäre wünschenswert.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 209-210.
Lizenz: