Die Schlacht bei Dyrrhachium


Die Schlacht bei Dyrrhachium 1081.

[195] OMAN S. 164 referiert eingehender über diese Schlacht, weil er in ihr für 300 Jahre die letzte sieht, in der wirkliches Fußvolk, wie dasjenige Haralds bei Hastings, nicht abgesessene Ritter und nicht bloßer Landsturm oder Schützen, eine Rolle spielte, den letzten Kampf zwischen der angelsächsischen Streitaxt und der normannischen Lanze unterstützt von dem Bogen.

Robert Guiscard war übers adriatische Meer gegangen und belagerte Dyrrhachium (Durazzo); Kaiser Alexius kam mit einem Entsatzheer, worunter auch die den Byzantinern dienenden Waräger waren. Anna Komnena (VI, 6) beschreibt diese Männer, die zweischneidige Schwerter oder Streitäxte auf den Schultern trugen (ἐπὶ τῶν ὤμων τὰ ἑτερόκοπα φέροντας ξίφμ nachher »τελεκυφόροι«) und Schilde (γένος ἀσπιδοφόρον) und erzählt, daß sie von den Pferden gestiegen seien und zu Fuß die Normannen geschlossen (συνησπικότας) angegriffen und anfänglich auch geworfen hätten,[195] obgleich sie nicht abwarteten, daß erst die berittenen Bogner ihnen vorarbeiteten. Dabei aber seien sie von dem übrigen byzantinischen Heer getrennt und von den normannischen Reitern überwältigt worden.

Diese Schilderung entspricht eigentlich nicht so sehr dem Verhalten der Thegns bei Hastings als dem altgermanischen Keil. Denn die Thegns bei Hastings suchten sich ja bloß defensiv zu behaupten, die Waräger bei Dyrrhachium aber griffen an wie die alten Germanen.

Weshalb aber stiegen sie von den Pferden? Der Erfolg zeigt, daß sie sich zu viel zugetraut hatten in ihrer Attacke. Vielleicht hat es nur an dem ungenügenden Zusammenwirken mit den übrigen Truppenteilen des byzantinischen Heeres gelegen. Aber da wir in diesem Punkt nicht klar sehen und Anna Komnena überhaupt keine so unbedingt zuverlässige Quelle ist, so ist die Schlacht kriegsgeschichtlich doch kaum zu verwerten.

Auch die anderen Quellen, in denen über die Schlacht berichtet wird, namentlich die Gesta Roberti Wiscardi (Mon. Germ. SS. IX v. 369 ff.) versagen auf jene Fragen die Auskunft.[196]

Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 195-197.
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