2. Kapitel. Die innere Parteiung und ihre Folgen. (1232-1236.)

[28] Die Gegnerschaft gegen Maimuni. Die Parteiung der Maimunisten und Antimaimunisten. Meïr Abulafia und sein Vater Todros. Aaron ben Meschullam aus Lünel. Scheschet Benveniste. Simson von Sens. Daniel ben Saadia. Joseph ben Aknins und Abraham Maimunis verschiedener Charakter. Die religiöse Lauheit und die Stocktalmudisten. Salomo von Montpellier und seine Jünger. Ihr Bannstrahl gegen die maimunischen Schriften. Die Parteinahme der nordfranzösischen Rabbinen. Die südfranzösischen Gemeinden für Maimuni. David Kimchis Eifer für Maimuni. Nachmani, seine Charakteristik und seine Hauptlehren. Sein Verhältnis zu Maimuni, Ibn-Esra und der Kabbala. Seine Parteinahme in dem Streite für und gegen Maimuni. Bachiel Alkonstantini und die Saragossaner Gemeinde. Toledo und Ibn-Alfachar. Die satirischen Pfeile für und gegen. Der Dichter Meschullam En-Vidas Dafiera. Samuel Saporta. Wandlung der französischen Rabbinen. Rachmanis Vermittelung in dem Streite. Salomos Verzweiflung, er verbindet sich mit den Dominikanern und der Inquisition. Die Angeber und ihre Strafe. Mose von Coucy.


Wie selten ein Übel allein kommt, sondern öfter andere nach sich zieht, so trat jetzt zu der Entehrung und Demütigung der Juden von außen eine Spaltung und Schwäche im Inneren hinzu. Merkwürdigerweise knüpfte sich die innere Entzweiung an Maimuni, an den Mann, dessen Bestreben während seines ganzen Lebens dahin ging, die Einheit und Geschlossenheit der Judenheit und des Judentums anzubahnen. Allein indem er den Gedankeninhalt des Judentums philosophisch zu durchleuchten unternahm, hatte er Lehrsätze aufgestellt, welche kein jüdisches Gepräge an sich trugen und keineswegs mit der Bibel und noch viel weniger mit dem Talmud in Übereinstimmung standen. Die Stocktalmudisten mochten von der philosophischen Erforschung des Judentums gar nichts wissen, betrachteten jede Beschäftigung mit Wissensfächern, selbst zum Nutzen des Judentums angewendet, als eine Sünde, und wendeten richtig oder mißverständlich [28] den talmudischen Spruch darauf an: »Haltet eure Kinder dem Nachdenken fern«1. Auch denkende und philosophisch gebildete Männer erkannten es, daß Maimuni in seinem Bestreben, die Religion mit der Zeitphilosophie zu versöhnen, die erstere der letzteren untergeordnet und die Herrin über die Gemüter zur Sklavin gemacht habe. Glaubenssätze und Bibelverse, die sich philosophisch nicht rechtfertigen lassen, haben nach dem maimunischen System keinen Wert. Wollte er ja selbst die Schöpfung aus nichts, den Grundzug des Judentums, aufgeben, wenn der philosophische Gedanke das Gegenteil zu beweisen imstande wäre. Solche Aussprüche mußten ihm Gegner erwecken. Diese fanden Maimunis Schriften höchst gefährdend für den Glauben, die, wenn sie auch einerseits dessen Grundbau zu befestigen schienen, ihn anderseits erschütterten2. Wunder erkannte Maimunis Lehrsystem nicht durchweg an, suchte sie vielmehr möglichst auf natürliche Vorgänge zurückzuführen, und die Verse, welche dafür sprechen, rationell zu deuten. – Die Prophetie und das unmittelbare Verkehren mit der Gottheit, wie es die heiligen Schriften aufstellen, ließ Maimuni nicht gelten, sondern erklärte sie als seelische Vorgänge, als Wirkungen einer erregten Phantasie oder als Traumerscheinungen3. Seine Unsterblichkeitslehre stand nicht minder im Widerspruche mit dem Glauben des talmudischen Judentums. Sie leugnet das Dasein eines Paradieses und einer Hölle, läßt die geläuterten Seelen in den Urgeist eingehen, d.h. darin aufgehen und verschwinden, und die an der Sinnlichkeit haftenden Seelen der Sünder einfach untergehen. Seine Auffassungsweise vieler Zeremonialgesetze erregte besonders Widerspruch, weil diese dadurch ihren dauernden Wert verlören und nur zeitweise Bedeutung hätten4. Und nun erst die Art und Weise, wie sich Maimuni über die Agada, einen Bestandteil des Talmuds, aussprach, daß er sie entweder umdeutete oder, wo sie ihm zu derb erschien, wegwerfend behandelte, das war in den Augen nicht bloß der Stocktalmudisten, sondern auch mancher Gebildeteren ein ketzerischer [29] Angriff auf das Judentum, den sie energisch zurückschlagen zu müssen glaubten.

Es bildete sich also neben schwärmerischen Verehrern Maimunis, welche seine Weisheit wie eine neue Offenbarung gläubig hinnahmen, eine Partei der Gegner, die seine Schriften anfocht, namentlich »den Führer der Schwankenden« (Moré) und den ersten Teil seines Religionskodex (Madda) bekämpfte. Die Rabbinen und überhaupt die Vertreter der jüdischen Gemeinden in Europa und Asien zerfielen daher in Maimunisten und Gegner Maimunis (Antimaimunisten). Die letzteren, als Zeitgenossen noch voll von dem imposanten Eindruck, den Maimunis Persönlichkeit und Wirksamkeit hervorgebracht hatte, ließen ihm selbst und seiner Frömmigkeit alle Gerechtigkeit widerfahren und tadelten oder verurteilten nur seine Ansichten und die sie enthaltenden Schriften.

Schon während Maimunis Leben hatte der Widerspruch gegen seine philosophischen Lehren begonnen; nur trat er leise und schüchtern auf und konnte vor dem Enthusiasmus seiner Bewunderer nicht recht zu Worte kommen. Ein junger, geistvoller, gelehrter Mann, Meïr ben Todros Halevi Abulafia (geb. um 1180, st. 1244)5 aus Toledo, hatte frühzeitig seine religiösen Bedenken gegen dessen Theorie in einem Sendschreiben an die »Weisen Lünels« kundgegeben, das für die Öffentlichkeit bestimmt war. Die maimunische Unsterblichkeitslehre bildete darin den Kernpunkt des Angriffs. Allein er hatte damit wenig Eindruck gemacht. Denn wiewohl Meïr Abulafia, aus einer sehr angesehenen Familie stammend, ein sehr hohes Ansehen genoß, so stand er doch mit seiner wissensfeindlichen, der Verknöcherung des Judentums [30] geneigten Richtung selbst im Kreise der Seinigen vereinzelt da. Außerdem war er, von einem maßlosen Hochmut besessen, nicht geeignet, Anhänger zu gewinnen und zu einer Partei zu organisieren. Seine Aufgeblasenheit ging so weit, daß er, seitdem er einen hohen Rang in der Toledaner Gemeinde einnahm, seinen edlen, gebildeten und hochgeehrten Vater, Todros Abulafia in Burgos, nicht besuchen mochte, um seiner Ehre nichts zu vergeben. Und dieser Vater, der ein solches Ansehen genoß, daß ein Dichter Jehuda ben Isaak Halevi, Arzt in Barcelona, ihn in einem Romane verherrlichte und zum Schiedsrichter zwischen der Weisheit und dem Reichtum machte, dieser Todros war anders geartet, er suchte seinen stolzen Sohn, der nicht zu ihm kommen mochte, auf. Statt Anhänger zu finden, wurde Meïr Abulafia von dem wissenschaftlich und talmudisch gebildeten Aaron ben Meschul lam aus Lünel, einem begeisterten Anhänger Maimunis, derb abgefertigt, und wie es scheint, im Namen eines gleichgesinnten Kreises. Er legte es ihm als Keckheit aus, daß er, der Unreife an Jahren und Weisheit, es auch nur wagen konnte, über den größten Mann seiner Zeit ein Urteil zu fällen.

Indessen blieb Meïr Abulafia nichtsdestoweniger sein Leben lang ein Gegner der maimunischen Richtung und der Wissenschaft. Seine literarische Tätigkeit beschränkte sich auf den Talmund (von dem er einige Traktate erläuterte) und die pentateuchische Massora oder biblische Orthographie, die er zuerst übersichtlich sammelte und für die Abschreiber benutzbar machte6. Wenn er auch nicht Kabbalist war, so hatte er doch ein warmes Nest für die junge Brut der Geheimlehre bereitet. Er galt in seiner Zeit als Haupt der Finsterlinge. Der Greis Scheschet Benveniste aus Barcelona, der bis in sein Alter ein warmer Freund der freien Forschung blieb, dichtete auf ihn ein beißendes Epigramm7:


Freunde, ihr fragt, warum des Dunkelmanns Name

»Strahlend« (Meïr) klingt, da er das Licht doch haßt?

Nennen doch auch die Weisen die Nacht »Licht«;

So will's der Sprache Doppelsinn.


Gegen das Sendschreiben Abulafias an die Gemeinde von Lünel richtete Scheschet Benveniste einen apologetischen Brief an dieselbe, [31] um einer etwa auftauchenden gehässigen Stimmung gegen Maimuni von vornherein zu begegenen. – Auch ein anderer Dichter schnellte die Pfeile des Witzes in einer Satire gegen Abulafia ab, deren Spitzen aber unübersetzbar sind8. Überhaupt waren die Maimunisten im Besitze von Kenntnissen und Sprachgewandtheit ihren Gegnern bei weitem überlegen, konnten die Lichtfeinde dem Gespötte preisgeben und die Lacher auf ihre Seite ziehen.

Im Morgenlande rüstete sich der nach Palästina ausgewanderte französische Tossafist Simson aus Sens, der die wissensfeindliche Gesinnung mit Meïr Abulafia teilte, sie in einem Sendschreiben an denselben9 zu erkennen gab und auf seiner Reise nicht einmal mit Abraham Maimuni zusammenkommen mochte, zu einem Kampfe gegen das Haupt der Aufklärer. Allein da er so ganz und gar ohne wissenschaftliche Mittel war, so konnte er nur talmudische Waffen gegen ihn gebrauchen. Er verfaßte eine eigene Schrift gegen ihn, sie blieb aber so sehr ohne alle Wirkung, daß einige an deren Existenz zweifelten10. Auch im Morgenlande trat also die Feindseligkeit gegen Maimuni schüchtern auf. Ein Jünger jenes Samuel ben Ali, welcher sich so heimtückisch gegen den Weisen von Fostat benommen hatte (VI3, S. 304), namens Daniel ben Saadia, ein talmudisch gelehrter Mann, der sich in Damaskus niedergelassen hatte, war von demselben Geiste wie sein Meister gegen die maimunische Richtung beseelt und glaubte dessen Feindseligkeit gegen sie fortsetzen zu müssen. Daniel machte zunächst Ausstellungen an Maimunis talmudischen Entscheidungen, um damit gewissermaßen ihm den Boden zu entziehen, auf dem eben seine gebietende Bedeutung beruhte. Denn eben weil Maimuni eine rabbinische Autorität war, fanden seine philosophischen (und wie die Gegner sagten) ketzerischen Lehren eine so gefährliche Anerkennung und Verbreitung. Indessen hielt es Daniel für geraten, einen ehrfurchtsvollen Ton gegen den einzuhalten, den er bekämpfen wollte; er schickte sogar die polemische Schrift Abraham Maimuni zur Prüfung zu. Dieser, welcher den höchsten Begriff von der talmudischen Gelehrsamkeit seines Vaters hatte, gab sich Mühe, Daniels Ausstellungen zu widerlegen11, und seine Antworten waren nicht frei [32] von Gereiztheit; aber er war wahrheitsliebend genug, einzugestehen, daß sein Vater nicht unfehlbar war und sich wohl hier und da geirrt haben könne. Später erlaubte sich Daniel versteckte Angriffe auf Maimunis Rechtgläubigkeit in einer exegetischen Schrift, und wunderlich genug, warf er ihm vor, daß er an das Dasein böser Geister nicht geglaubt habe. Es handelte sich aber nicht eigentlich um die Existenz oder Nichtexistenz der Dämonen, sondern lediglich darum, daß Maimuni Aussprüche, die nur einmal im Talmud vorkommen, nicht unbedingt als richtig und wahr anerkannt habe und folglich ein Ketzer sei.

Maimunis Bewunderer waren gegen diese Angriffe so empfindlich, daß sein Hauptjünger, Joseph Ibn-Aknin, den Angreifer dafür mit einer harten Strafe belegt wissen wollte. Er drängte Abraham Maimuni, über Daniel ben Saadia den Bann zu verhängen. Dieser aber, welcher seines Vaters Gerechtigkeitsliebe und Selbstlosigkeit geerbt hatte, mochte nicht darauf eingehen. Er äußerte sich darüber mit anerkennenswerter Unparteilichkeit. Er erachte es nicht für recht, Daniel zu bannen, den er für eine sittlich-religiöse Persönlichkeit von geläutertem Glauben halte, der sich nur in einem einzigen Punkte geirrt; dann sei er selbst Partei in der Streitsache, und er halte sich darum nicht für befugt, in einer gewissermaßen eigenen Angelegenheit einen Gegner in den Bann zu tun. So besonnen waren aber Maimunis Verehrer und namentlich Ibn-Aknin nicht. Sie bearbeiteten den Exilarchen David aus Moßul, den unbescholtenen, geachteten Gelehrten von Damaskus aus der Gemeinschaft auszuschließen, bis er reumütig seine Äußerungen gegen Maimuni widerriefe. Daniel starb aus Gram über den Bann12. Seitdem verstummte jeder Widerspruch gegen Maimuni eine Zeitlang. Die asiatischen Juden waren noch von dessen persönlichem Geiste so voll, daß es ihnen nicht einfiel, ihn verketzern zu wollen. Sie waren auch nicht gebildet genug, die Tragweite der maimunischen Ideen über dieses und jenes zu erfassen und deren Unverträglichkeit mit der talmudischen Anschauung einzusehen. Auch mag sein Verehrer Jonathan Kohen, der nach Palästina zugleich mit Simson von Sens ausgewandert war (o. S. 11), eine günstige Stimmung für ihn im Kreise der Frommen genährt und einen Sieg über die ihm feindliche Partei des Simson von Sens davongetragen haben.

Anders verhielt es sich indes in Europa und namentlich in Südfrankreich und Spanien. Hier hatten die maimunischen Ideen eingeschlagen und beherrschten die Männer des Wissens und die meisten in den Gemeinden tonangebenden Persönlichkeiten; sie sahen von jetzt [33] an Bibel und Talmud nur in maimunischer Beleuchtung. Die Frommen unter den spanischen und provenzalischen Juden suchten den Widerspruch zwischen dem talmudischen Judentum und dem maimunischen System, wenn sie ihn überhaupt gewahrten, so viel als möglich durch die Deutungsmethode zu lösen. Die minder Gläubigen nahmen die Lehre Maimunis gerade als Stütze für ihre Lauheit in der Beobachtung der Religionsgesetze, sprachen sich freier über Bibel und Talmud aus, setzten sich selbst praktisch über manche Vorschriften hinweg, und waren im Zuge, sich ein eigenes, vernunftgemäßes Judentum zuzustutzen13. Unter den jüdischen spanischen Gemeinden ging die Lauheit gegen das Gesetz so weit, daß nicht wenige Mischehen mit Christinnen und Mohammedanerinnen eingingen14. Die Stockfrommen, welche im Talmud lebten und webten und, Ursache mit Wirkung verwechselnd, diese für sie betrübenden Erscheinungen als eine giftige Frucht der philosophischen Aussaat betrachteten, prophezeiten den Untergang des Judentums, wenn die maimunischen Ansichten überhand nehmen sollten. Trotzdem wagte eine Zeitlang niemand entschieden dagegen aufzutreten. Die nordfranzösischen Rabbinen, die Gesinnungsgenossen des Simson von Sens, wußten wenig von Maimunis philosophischen Schriften und ihren Wirkungen, und die südfranzösischen und spanischen Stocktalmudisten mochten es für gefährlich und nutzlos halten, sich der überhandnehmenden Strömung des freien Geistes entgegenzustemmen.

Es wurde daher als ein höchst kühner Schritt angesehen, als ein Rabbiner der naiv-gläubigen Richtung den Maimunisten offen und rücksichtslos den Krieg erklärte. Es war Salomo ben Abraham aus [34] Montpellier, ein frommer, ehrlicher, rabbinisch gelehrter Mann, aber von verkehrten Ansichten, dessen Welt einzig und allein der Talmud war, über den hinaus nichts für ihn als wahr galt. Für Salomo waren nicht bloß die religionsgesetzlichen Bestimmungen des Talmud, sondern auch die agadischen Aussprüche in ihrer nackten, anstößigen Buchstäblichkeit unumstößliche Wahrheiten, an denen zu mäkeln schon Ketzerei sei. Er und seine Genossen dachten sich die Gottheit mit Augen, Ohren und anderen menschlichen Organen versehen, sitzend im Himmel auf einem erhabenen Throne, umgeben von Dunkelheit und Wolken. Paradies und Hölle malten sie sich mit agadischen Farben aus; die Frommen würden im himmlischen Garten Eden Fleisch vom Leviathan und alten Wein, vom Urbeginn der Welt in himmlischen Behältern aufbewahrt, genießen, und die Gottlosen, die Ketzer, die Gesetzesübertreter im Gehenna gegeißelt, geplagt und im höllischen Feuer verbrannt werden. Das Vorhandensein von bösen Geistern ließen sich die Rabbinen dieses Schlages durchaus nicht nehmen; es war für sie gewissermaßen ein Glaubensartikel, da die talmudische Agada sie als existierend anerkennt15.

Mit einer so plumpen, anthropomorphistischen Anschauung mußte Salomo aus Montpellier fast jedes Wort in den maimunischen Schriften unjüdisch und ketzerisch finden. Er durfte nicht dazu schweigen, er sah in der Duldung der maimunischen Ideen die Auflösung des Judentums, und er begab sich in den Kampf gegen sie, gegen ihre Vertreter und Verfechter. Aber mit welchen Waffen? Das Mittelalter kannte kein wirksameres Mittel, verderblich scheinende Gedanken zu vernichten, als den Bann. Es wollte denjenigen, der um einen Kopf seine Zeit überragte und über Religion anders als der gedankenlose Troß dachte, durch Ausschließung aus dem Verkehr mit Glaubensgenossen zwingen, seine Ideen in sich zu vergraben oder gar sie als grobe Irrtümer selbst zu verabscheuen. So hatte um dieselbe Zeit der Papst Gregor IX. die Pariser Universität, die Trägerin des freien philosophischen Geistes bis zum Auftreten der Dominikaner und Franziskaner, bedeutet, sich bei den Vorlesungen streng an den Kanon des Laterankonzils zu halten und die auf demselben verpönten Schriften bei Vermeidung des Bannes [35] nicht zu gebrauchen. Dieser Vorgang mag neben seinem zelotisch leidenschaftlichen Gemüt Salomo von Montpellier bewogen haben, auch jüdischerseits eine Gedankenzensur einzuführen und die maimunische Ketzerei durch den Bann zu unterdrücken. Aber allein gegen die zahlreichen und die öffentliche Meinung beherrschenden Maimunisten aufzutreten, hätte die Wirkung verfehlt. Salomo suchte nach Verbündeten, fand aber in Südfrankreich keinen einzigen Rabbinen, der sich an der Brandmarkung der maimunistischen Richtung beteiligen wollte. Nur zwei seiner Jünger standen ihm zur Seite: Jona ben Abraham Gerundi (der ältere) aus Gerona, ein blinder Eiferer, wie sein Lehrer, und David ben Saul. Diese drei sprachen den Bann aus (anfangs 1232) über alle diejenigen, welche Maimunis Schriften, namentlich die philosophischen Partien (Moré und Madda) lesen, über diejenigen, welche sich mit irgendeiner Wissenschaft, außer Bibel und Talmud, befassen, über diejenigen, welche den schlichten Wortsinn der Schrift umdeuten, und überhaupt, welche die Agada anders auslegen sollten, als Raschi es getan16. In einem Sendschreiben setzten Salomo und seine Genossen die Gründe ihres Verdammungsurteils auseinander und betonten am meisten den Punkt, daß Maimunis Auffassungsweise das talmudische Judentum untergrabe. Sie scheuten es nicht einmal, den hochverehrten Weisen persönlich zu verunglimpfen: Wenn es wahr sei, daß er einmal streng talmudisch-religiös gelebt habe, so habe man doch ein Beispiel, daß noch Größere als er in ihrem Alter Abtrünnige vom Gesetze geworden seien17. Salomo dachte von Anfang an, im Notfalle den weltlichen Arm der christlichen Obrigkeit zur Unterdrückung des freien Geistes zu Hilfe zu rufen. Vorderhand suchte er aber Parteigenossen unter den nordfranzösischen Rabbinen. Diese, sämtlich der scharfsinnigen, aber einseitigen Tossafistenschule angehörig und im Talmud ergraut, die keine Ahnung von dem Bedürfnisse hatten, daß das Judentum sich vor der vernünftigen und wissenschaftlichen Einsicht rechtfertigen müsse, traten meistens dem Banne bei und nahmen Partei gegen die Maimunisten18. Der angesehenste unter den nordfranzösischen Rabbinen war damals Jechiel ben Joseph aus Paris, ein Jünger des überfrommen Jehuda Sir Leon (Bd. VI3, S. 218), ein bedeutender Talmudist, aber ein beschränkter Kopf von Salomos Schlage. Wiewohl keine Quelle geradezu berichtet, daß dieser [36] sich den Antimaimunisten angeschlossen hat, so ist vermöge seiner Gesinnung und Stellung nicht daran zu zweifeln.

Dieser Bann, diese Ächtung der Wissenschaft, diese Verunglimpfung Maimunis entzündete den heftigsten Zorn seiner Verehrer. Es schien ihnen ein Schlag ins Angesicht, ein unerhörter Gewaltstreich, eine Frechheit ohnegleichen. Die drei Hauptgemeinden der Provence, Lünel, Beziers und Narbonne, in denen die Maimunisten das Wort führten, erhoben sich gegen diese Anmaßung der Dunkelmänner, legten ihrerseits Salomo und seine zwei Jünger in den Bann und beeilten sich, an die übrigen Gemeinden der Provence Sendschreiben zu richten, sich ihnen zur Ehrenrettung des großen Mose anzuschließen. In Montpellier selbst spaltete sich die Gemeinde in zwei Parteien; während die unwissende Menge zu ihrem Rabbinen hielt, kündigten ihm die Gebildeten den Gehorsam auf, und es kam sogar zu Tätlichkeiten und Schlägereien untereinander19. Die Flamme der Zwietracht schlug immer heller auf und verbreitete sich über die Gemeinden der Provence, Kataloniens, Aragoniens und Kastiliens. Der Streit wurde auf beiden Seiten mit heftiger Leidenschaftlichkeit und nicht durchweg mit edlen Waffen geführt. Die naive Gläubigkeit und die philosophische Anschauung, welche bisher sich so ziemlich miteinander vertragen hatten, gerieten jetzt in einen Gegensatz, der zu einem völligen Bruche und zur Sektiererei zu führen drohte. Das Schlimmste war, daß beide Parteien in ihrem Rechte waren; beide konnten sich auf alte geachtete Autoritäten berufen, die eine, daß Bibel und Talmud gläubig ohne Grübelei hingenommen werden müßten, die andere, daß die Vernunft auch in religiösen Dingen ein Wort mitzusprechen habe.

Zwei Männer waren bei diesem leidenschaftlichen Streit beteiligt, deren Namen einen guten Klang in der jüdischen Literatur haben, David Kimchi und Nachmani. Der erstere, bereits ein Greis und auf der Höhe seines Ruhmes als hebräischer Sprachforscher und Bibelerklärer (Bd. VI3, S. 200), gehörte zu den schwärmerischen Verehrern Maimunis und zu den Verteidigern der freien Forschung. Er war dadurch den Dunkelmännern verdächtig, und die nordfranzösischen Rabbinen scheinen ihn ebenfalls in den Bann getan zu haben20, weil er die ezechielische Vision vom Thronwagen Gottes in maimunischem Sinne sozusagen philosophisch ausgelegt, und weil er behauptet hatte, in der messianischen Zeit würden die halachischen Kontroversen keine [37] Bedeutung haben, d.h. daß der Talmud überhaupt keinen dauernden Wert beanspruchen dürfe. Kimchi trat daher um so entschiedener für Maimuni auf, als er zugleich für seine eigene Sache einzutreten hatte. Alt und schwach, wie er war, scheute er dennoch nicht, eine Reise nach Spanien zu unternehmen, um die dortigen Gemeinden persönlich zum Anschluß an die Provenzalen und gegen Salomo von Montpellier zu bewegen.

Die zweite tonangebende Persönlichkeit in diesem Streite war Mose ben Nachman oder Nachmani (Ramban) Gerundi, ein Alters- und Ortsgenosse und Verwandter des Jona Gerundi (geb. um 1195, st. um 1270)21. Nachmani, oder wie er in der Landessprache genannt wurde, Bonastrüc de Porta, war ein scharfgezeichneter, ausgeprägter Charakter mit allen Vorzügen und Fehlern eines solchen. Voll sittlich lauterer Gesinnung und gewissenhafter Religiosität, milden Sinnes und scharfen Verstandes, war er vom Autoritätsglauben durch und durch beherrscht. Die »Weisheit der Alten« schien ihm unübertroffen und unübertrefflich; an ihren Aussprüchen, wie sie unzweideutig vorliegen, dürfe nicht gezweifelt und nicht gemäkelt werden. »Wer sich in die Lehre der Alten vertieft, der trinkt alten Wein«22, das war Nachmanis feste Überzeugung. Die ganze Weisheit der jüngeren Geschlechter bestand nach seiner Ansicht lediglich darin, den Sinn der großen Altvordern zu ergründen, sich ihn anzueignen und ihn zur Richtschnur zu nehmen. Nicht bloß die heilige Schrift in ihrem ganzen Umfange und nicht bloß der Talmud in seiner ganzen Ausdehnung, sondern auch die Gaonen und ihre unmittelbaren Jünger bis Alfaßi waren für Nachmani mustergültige, unfehlbare Autoritäten. Innerhalb des talmudisch-rabbinischen Kreises hatte er geistvolle Ansichten, richtige Urteile und hellen Sinn, aber über diesen Kreis konnte er nicht hinaus und sich überhaupt nicht auf einen freien Standpunkt erheben. – Nachmani war Arzt, hatte also ein wenig Naturkunde getrieben, war auch sonst gebildet und mit der philosophischen Literatur vertraut. Aber die metaphysische Spekulation blieb ihm etwas Fremdes, in das er sich nicht vertiefen mochte oder konnte23. Der Talmud war für ihn alles in allem, in dessen Licht er die Welt, die Ereignisse der Vergangenheit [38] und die Gestaltung der Zukunft betrachtete. Seine Erziehung und sein Umgang scheinen ihm diese Richtung beigebracht zu haben. Einer seiner Hauptlehrer war Juda ben Jakar24, ein namhafter Talmudist und ein Anhänger der jungen Kabbala, der seinen Jünger dafür empfänglich machte. Salomo von Montpellier war sein Jugendfreund. Sein Vorbild, dem er nacheiferte, war Alfaßi, dem alles, was nicht an den Talmud streifte, fremd war.

Schon in der Jugend war das Talmudstudium und die Ehrenrettung angegriffener Autoritäten Nachmanis Lieblingsbeschäftigung. Etwa im fünfzehnten Lebensjahre (1210) arbeitete er einige talmudische Partien von praktisch-religiöser Bedeutung aus, ganz nach Alfaßis Muster und sogar in dessen Stile. In einem vorangeschickten chaldäischen Gedichte entschuldigt Nachmani seine Kühnheit, daß er, ein Jüngling, sich an solch hohe Dinge wage: »Dem Himmel ist es leicht, auch dem Unreifen an Jahren Ernst und Würde zu verleihen«25.

In diesen Abhandlungen zeigt er eine so erstaunliche Vertrautheit mit dem Talmud, daß man sie, wenn es nicht bezeugt wäre, keineswegs als eine Jugendarbeit erkennen würde; sie tragen den Stempel vollendeter Reife, beherrschen den Gegenstand und offenbaren durchdringenden Verstand. Nicht weniger großartig in ihrer Art ist seine zweite Jugendarbeit, worin er Alfaßis talmudische Entscheidungen in betreff der zivil-und eherechtlichen talmudischen Traktate gegen die Angriffe des Serachja Halevi Gerundi (Bd. VI3, S. 197) zu rechtfertigen suchte (Milchamot). Er scheute keine Mühe, sich dazu die besten Handschriften von Alfaßis Werk zu verschaffen, um alle Einwürfe gegen ihn entkräften zu können. In seiner Jugendhitze und in seinem Eifer für seinen Liebling, »den großen und heiligen Lehrer Alfaßi«, verfuhr Nachmani schonungslos mit Serachja, obwohl dieser als eine Größe im talmudischen Fache galt. Auch dieses Werk bekundet, daß der Verfasser auf »dem Meere des Talmuds« mit sicherer Hand zu steuern vermochte und mit den Untiefen und Klippen vertraut war. Er rechtfertigte auch Alfaßis Arbeiten gegen die Aufstellungen des nicht minder bedeutenden Abraham ben David (VI3, 206). Im reiferen Alter, als er diese Arbeit auch für die übrigen Traktate fortsetzte, bereute Nachmani mit liebenswürdiger Demut seinen Jugendungestüm gegen Serachja und behandelte ihn glimpflicher. Er war überhaupt eine selbstlose Persönlichkeit, fern von jeder Streitsucht und Rechthaberei.

[39] In den zwanziger Jahren (1217-23) hatte Nachmani bereits mehrere talmudische Traktate kommentiert und setzte diese Tätigkeit unverdrossen fort, bis er den größten Teil des Talmuds mit Erläuterungen versehen hatte (Chiduschim). Indessen so bedeutend auch Nachmanis Leistungen auf diesem Gebiete sind, schöpferisch war er darin keineswegs. Er konnte nur mit den Tossafisten wetteifern, gewissermaßen spanische Tossafot schreiben, übertreffen konnte er sie nicht. Der Talmud war in den Jahrhunderten seit Raschi und Alfaßi zu gründlich erforscht worden, als daß Nachmani oder irgendein anderer etwas völlig Neues hätte aufstellen können. Maimuni hatte mit dem Blicke eines umfassenden Geistes richtig erkannt, daß es an der Zeit sei, mit den Kommentarien zum Talmud endlich Abrechnung zu halten, sich für oder wider zu erklären und das Ganze zum Abschluß zu bringen. Nachmani kehrte sich aber nicht daran, für ihn war Maimunis riesiger Religionskodex nicht vorhanden, wie er auch in seinen früheren Arbeiten nur höchst selten Rücksicht darauf nimmt, als hätte er für ihn nicht Autorität genug. Er fand noch Gefallen an der Diskussion, ihn freute noch das Einzelne, weil ihm eben Maimunis Universalität und systematischer Geist abgingen. Obwohl Nachmani die volle Erkenntnis davon hatte, daß auf talmudischem Gebiete mit allem Aufwande von Scharfsinn keine unumstößliche Gewißheit wie etwa in der Mathematik zu erzielen sei, sondern immer noch Anhaltspunkte zu Einwürfen und Widerlegungen blieben26, so hinderte ihn diese Einsicht dennoch nicht, auf die verschlungenen Pfade der halachischen Diskussion einzugehen, um, wie er selbst eingestand, wenigstens die Wahrscheinlichkeit zu ermitteln.

Sympathisierte er mit Maimuni nicht in der Behandlung des Talmuds, so stimmte er noch viel weniger mit ihm in betreff religionsphilosophischer Ansichten überein. Maimuni ging von der Philosophie aus und legte zur Beurteilung des Judentums überall den Maßstab des Vernunftgemäßen, Einleuchtenden, Begreiflichen an; Nachmani dagegen nahm, wie Jehuda Halevi, die Tatsachen des Judentums, und selbst die als tatsächlich im Talmud vorkommenden Erzählungen zum Ausgangspunkte. Für Maimuni waren die biblischen Wunder Gegenstand des Mißbehagens, die er so viel als möglich auf natürliche Vorgänge zurückzuführen sich bemühte; auf die talmudischen Wundererzählungen ließ er sich gar nicht ein. Für Nachmani dagegen war der Wunderglaube der Urgrund des Judentums, von dem die drei Säulen seines Gebäudes getragen werden, die Schöpfung aus nichts, [40] die Allwissenheit Gottes und die göttliche Vorsehung27. Mit einem Worte, für Maimuni war die Philosophie der Prüfstein der Wahrheit, für Nachmani waren Bibel und Talmud zu selbstgewiß, als daß sie sich vor dem Richterstuhle der Vernunft zu rechtfertigen brauchten. Indessen obwohl sich Nachmani von der Zeitphilosophie fern hielt, so stellte er doch neue Ideen auf, die, wenn auch nicht mit logischen Formeln bewiesen, darum nicht minder Berechtigung beanspruchen. Die ethische Philosophie, der Maimuni huldigte, wollte den Menschen im Hinweis auf seinen höheren Ursprung und seine einstige Glückseligkeit über die Zufälle des Lebens erheben und ihn mit Gleichmut waffnen, ihn ebenso gegen Freude, wie gegen Schmerz abstumpfen. Nachmani konnte, vom talmudischen Standpunkte aus, nicht genug gegen diese philosophische und stoische Gleichgültigkeit und Unempfindlichkeit ankämpfen und setzt dem die Lehre des Judentums entgegen, daß der Mensch sich »am Tage des Glückes freuen und am Tage des Unglückes weinen soll«28. Maimuni nahm mit den Philosophen an, daß der sinnliche Trieb eine Schande für den Menschen sei, der zur Geistigkeit berufen sei. Nachmani war ein entschiedener Gegner dieser Ansicht. Da Gott, der Vollkommene, diese irdische Welt geschaffen habe, so sei sie, wie sie sei, gut, und nichts an ihr dürfe als entschieden verwerflich und häßlich angesehen werden. Darum sei selbst der Fortpflanzungstrieb, trotz des ihm anhaftenden Tierischen, keine Schande, sondern eine weise Vorkehrung der vorsorglichen Gottheit. Nur die Philosophen, meinte er, konnten auf den Gedanken kommen, daß es an dem menschlichen Organismus etwas durchaus Schandbares und Unsittliches gebe, weil sie die Schöpfung der Welt durch die Gottheit leugneten und deren Ewigkeit von Urbeginn an behaupteten. Das Judentum dagegen, welches Gott als den Schöpfer und Herrn der Welt anerkenne und verkünde, müsse eine solche Meinung verwerfen: denn alles, was aus Gottes Hand hervorgegangen und gebildet sei, sei darum auch gut, auch die Zeugungsorgane und der Geschlechtstrieb. Gott könne nichts absolut Mangelhaftes und Verwerfliches geschaffen haben. Nur je nach dem Gebrauche erwiesen sich diese als sittlich oder unsittlich, als menschenwürdig oder tierisch.

Nachmani hat aus dieser Voraussetzung eine eigentümliche Theorie entwickelt in einer kleinen Schrift, die sich als ein Sendschreiben an einen Freund über die Heiligung oder über die Bedeutung [41] der Ehe darstellt29, jedenfalls das Originellste, was er je geschrieben. Die Schrift enthält neben Unhaltbarem manches Wahre und Beherzigenswerte. Vor dem Sündenfall habe das erste Menschenpaar nicht einmal das Schamgefühl gekannt und habe sich der von der prüden Philosophie so verwerflich behandelten Organe ebenso harmlos bedient, wie der Augen, Hände und Füße. Nur infolge der Sünde habe der Mensch durch den unreinen Sinn, den er sich angeeignet, diese Organe zu etwas Häßlichem gestempelt. Würden sie aber auf die rechte Weise angewendet, so könnten sie sogar eine höhere Weihe erhalten. Da nun der Beruf der Israeliten der sei, ihrem Gotte in allen seinen Vollkommenheiten nachzustreben – wozu sie eben durch seine Gnade ausgewählt wurden – so hätten sie auch die Verpflichtung, heilig zu werden, und diese Heiligkeit könnten sie besonders in der Ehe bei der Kindererzeugung betätigen. Bei keiner Tätigkeit des Menschen zeige sich nämlich die Einwirkung der Phantasie in so hohem Grade, wie eben bei diesem scheinbar tierischen Akte. Werde dieses zugegeben, so folge unmittelbar daraus, daß, wenn die Phantasie geläutert sei, wenn sie sich mit erhabenen Ideen, mit der Hoheit Gottes und mit dem sittlich heiligen Weltzweck erfüllt habe, sie dem Keime, woraus sich der Mensch entwickele, eine Richtung nach dem Guten und Heiligen einzuprägen und dem Kinde von seinem Urbeginn an den Charakter aufzudrücken vermöge, der heilige Männer zur Welt bringe. Darum schärften die talmudischen Weisen die Vorschrift so eindringlich ein, daß sich das Ehepaar gerade bei dieser Gelegenheit weihen, d.h. die Gedanken und Phantasie mit reinen Anschauungen erfüllen und sie von niedrigen tierischen. Vorstellungen fernhalten solle. Nehme man noch dazu die überlieferte (kabbalistische) Theorie, daß die Menschenseele ein Teil des Urgeistes sei, und daß es dem Menschen möglich sei, durch Konzentrierung seiner Seelenkräfte sich mit diesem Geiste zu vereinigen, so ergebe sich daraus, wie wirksam die Heiligung der Phantasie bei der Kindererzeugung werden könne. Es sei nämlich dann möglich, einen Teil des Urgeistes, d.h. eine ungetrübte, unbefleckte Seele, gewissermaßen herabzuziehen und mit dem materiellen Körperkeime zu verbinden, d.h. einen vollkommenen Menschen zu erzeugen. Und ebenso sei es einleuchtend, daß sündhafte, ins Tierische versunkene Eltern lasterhafte Kinder erzeugen müßten,[42] d.h. unreine Seelen gewissermaßen zur Belebung des Keimes heranlocken.

Nachmani, der solchergestalt von ganz anderen Gesichtspunkten ausging, hatte daher nur sehr wenig Berührungspunkte mit Maimuni. Wären sie Zeitgenossen gewesen, so hätten sie vielleicht eben wegen dieser Verschiedenheit einander angezogen. War für Maimuni das Judentum ein Kultus des Gedankens, so war es für Nachmani eine Religion des Gefühls. Für jenen gab es im Judentum kein Geheimnis, das nicht durch das Denken erschlossen werden könnte, für diesen war gerade das Mystische, die Geheimlehre das Allerheiligste des Judentums, von dem sich das profane Denken fernhalten müsse. Der Gegensatz ihrer verschiedenen Denkweise charakterisiert sich am vollsten in ihrem gegenseitigen Verhalten zum Dämonenglauben. Für Maimuni ist es nicht bloß Aberglaube, sondern geradezu Heidentum, bösen Geistern Macht zuzuschreiben. Nachmani dagegen hält fest daran und räumt den Dämonen einen weiten Platz in seiner Weltanschauung ein30. – Während er indes gegen Maimunis Ansichten nur hin und wieder seine Mißbilligung aussprach, ihm aber die unbedingteste Hochachtung zollte, hatte er gegen Ibn-Esra eine entschiedene Antipathie. Dieser Exeget mit seinem skeptischen Lächeln, mit seinem beißenden Witz, mit seiner ungläubigen Geheimnistuerei war Nachmani geradezu widerwärtig; er konnte sich bei seiner Bekämpfung die Milde seines Gemütes nicht bewahren und gebrauchte gegen ihn heftige Ausdrücke31. Ibn-Esra galt ihm als Träger des Unglaubens.

So sehr aber auch Nachmani die Zeitphilosophie als Gegensatz zu der Offenbarung des Judentums bekämpfte und Aristoteles als Oberhaupt der Irrlehrer verdammte, so war er doch dem blinden Glauben und der Absperrung gegen jede vernünftige Auffassung in religiösen Dingen abhold. Er teilte nicht die Ansicht derer, welche, auf den Talmud gestützt, behaupteten, die Vorschriften des Judentums seien wie die Dekrete eines Königs hinzunehmen, es liege ihnen kein Zweck zugrunde. Nachmani war vielmehr überzeugt, daß sämtliche pentateuchischen Gesetze einen höheren Zweck hätten, der nur dem blinden Auge der Menge verborgen sei32. Darin unterschied er sich wieder von den nordfranzösischen Rabbinen, deren streng talmudischer [43] Richtung er sonst folgte, daß er sich nicht gegen die Philosophen abschloß und sie nicht von sich wies. Er war doch zu sehr Sohn Spaniens, gewissermaßen von philosophischer Atmosphäre umgeben, als daß er die metaphysische Forschung wie eine zudringliche geschwätzige Dirne hätte abweisen können. Vermöge seines hellen Geistes und seiner Bildung konnte Nachmani auch nicht mit den jüdischen Nordfranzosen durch Dick und Dünn gehen und die Agadas im buchstäblichen Sinn mit allen vermenschlichenden (anthropomorphistischen), herabziehenden und anstößigen Aussprüchen hinnehmen. Aber in diesem Punkte kam er mit sich selbst in Widerspruch. Die agadischen Aussprüche ganz und gar verwerfen, das konnte er nicht, dazu war er zu sehr von Autoritätsglauben und von Verehrung für die talmudischen Träger beherrscht. Wenn er auch notgedrungen hin und wieder erklärte, manche agadische Sentenzen seien nur als rednerische Metaphern, als Predigtstoff (sermones) zu betrachten, an welche zu glauben nicht Religionspflicht sei33, so war es doch nicht sein ganzer Ernst. Aber wie denn? Wenn nicht buchstäblich zu glauben, so müssen die Agadas gedeutet werden. Das hieße aber wieder, der maimunischen Richtung Zugeständnisse machen, gegen die sich Nachmanis ganze Denkweise sträubte. Es blieb daher Nachmani nichts übrig, um aus der Klemme zu kommen, als ebenfalls zur Deutung der Agadas Zuflucht zu nehmen; nur durfte sie nicht in maimunischer Weise geschehen. Aus sich heraus konnte er aber keine neue Methode, keine neue Auffassung erzeugen; er war dazu nicht originell genug oder zu sehr vom Gegebenen befangen. Da kam ihm eine neue Geheimlehre, die sich eben als uralte göttliche Überlieferung, als Kabbala eingeschlichen hatte, so recht zustatten, seine Verlegenheit in betreff der anstößigen Agadas zu beruhigen. Jünger des Kabbalisten Jehuda ben Jakar, Landesgenosse der Hauptgeheimlehrer Asriel und Esra, ließ er sich schon in der Jugend von ihnen in diese neue Lehre einweihen und betrachtete sie als eine himmlische Weisheit34. Vermöge dieser mystischen Theorie hatte das, was auf den ersten Blick in der buchstäblichen Fassung lästerlich oder mindestens sinnlos und kindisch erscheint, für ihn einen tiefen, geheimnisvollen, überschwänglichen Sinn. Scheute sich doch Nachmani nicht, die Verkehrtheit zu rechtfertigen, daß der ganze Text der Thora als Buchstabenelemente zu betrachten sei, woraus mystische Gottesnamen zusammengesetzt werden könnten!35. So warf er sich [44] dieser kabbalistischen Afterlehre in die Arme und wurde nicht bloß ihr Parteigänger, sondern auch ihre Stütze. Er hat die Kabbala außerordentlich gefördert, indem er sie mit seiner Autorität deckte, und hat eben dadurch zur Verdunklung und Verkümmerung des Judentums das Seinige beigetragen.

Zur Zeit, als der Bann gegen die maimunischen philosophischen Schriften ausgesprochen wurde, war Nachmani noch kaum ein Vierziger, genoß aber schon ein so hohes Ansehen, daß selbst der stolze Meïr Abulafia (o. S. 31) ihm Anerkennung zollte. Er konnte also mit seiner Stimme als Rabbiner der Gemeinde von Gerona die eine oder die andere Partei unterstützen. Er entschied sich für seinen Freund R. Salomo und seinen Vetter Jona36. Sobald er erfuhr, daß dieser von den Gemeinden der Provence gebannt wurde, auch ohne daß ihm der ganze Hergang genau bekannt war, beeilte er sich, an die Gemeinden Aragoniens, Navarras und Kastiliens ein Sendschreiben zu richtendes Inhalts, sich nicht von den »scheinheiligen, falschen« Maimunisten gegen Salomo hinreißen zu lassen, sondern abzuwarten, bis die Gegenpartei sich ausgesprochen haben würde. Nachmani bedauerte zwar in diesem Sendschreiben, daß die Einheit des Judentums, welche seit undenklichen Zeiten in allen Ländern der Zerstreuung bestand, durch den ausgebrochenen Streit einer tiefgehenden Spaltung zu weichen drohe, und empfahl darum Besonnenheit und ruhiges Erwägen. Aber er selbst hielt nicht den unparteiischen Standpunkt ein, sondern neigte sich mehr nach der Seite der wissensfeindlichen Partei. »Wenn die französischen Lehrer, an deren Quelle wir uns laben, das Sonnenlicht am hellen Tage verdunkeln und den Mond verdecken, so darf man ihnen nicht widersprechen37«; so äußerte er sich gleich im Anfang.

Aber die meisten Gemeinden Spaniens ließen sich nicht ins Dunkel führen. Die Hauptgemeinde Aragoniens mit ihrem Führer, dem Leibarzt und Günstling des Königs Jayme, Bachiel Ibn-Alkonstantini (o. S. 25) an der Spitze, sprach sich entschieden für Maimuni aus und legte Salomo und seine zwei Genossen in den Bann, bis sie von ihrer Verkehrtheit lassen würden. Bachiel, sein Bruder Salomo und noch zehn angesehene Männer und Führer, richteten (Ab = August 1232) ein Sendschreiben an die Gemeinden Aragoniens, sich ihnen anzuschließen und die Männer aus der Gemeinschaft [45] auszuschließen, »welche gewagt haben, gegen die Größe aufzutreten, welche uns aus den Fluten der Unwissenheit, des Irrtums und der Torheit gerettet hat.« Als Gründe machten die Saragossaner Maimunisten geltend, daß die Gegner der Wissenschaft im Widerspruch mit dem Talmud stünden. »Unsere Weisen schärfen uns ein, uns die Einheit Gottes philosophisch zu vergegenwärtigen. Profane Wissenschaften sollen wir kennen, um dem Gegner der Religion Rede stehen zu können. Astronomie, Geometrie und andere Fächer, welche für die Religion selbst so nötig sind, können wir nicht aus dem Talmud lernen. Die Mitglieder des hohen Rates, des großen Synhedrins, mußten allgemeine Kenntnisse besitzen. Der Patriarch R. Gamaliel bediente sich eines Fernrohrs, um den Festkalender astronomisch zu begründen. Der große Lehrer Samuel äußerte von sich, ihm seien die Sternenbahnen ebenso bekannt, wie die Gassen seines Geburtsortes. Aus all diesem gehe her vor, daß es eine religiöse Pflicht sei, sich allgemeine Kenntnisse anzueignen. Und nun treten drei Verderber und Volksverführer auf, schwächen den Ruf des großen Maimuni, wollen die Gemeinden ins Dunkel führen und verbieten das Lesen seiner philosophischen Schriften und das Erlernen von Wissensfächern überhaupt.« Bachiel-Ibn-Alkonstantini, als der einflußreichste Mann Aragoniens, forderte seinerseits in einem Begleitschreiben die Gemeinden auf, gegen diejenigen entschieden aufzutreten, welche nicht an Gott und seinen Diener »Mose« (Maimuni) glaubten. – Infolgedessen stimmten die vier großen Gemeinden Aragoniens, Huesca, Monzon, Calatajud und Lerida mit der Saragossaner Gemeinde überein, Salomo und seine zwei Helfer in den Bann zu legen. Sie erklärten ausdrücklich, daß sie es infolge der eindringlichen Aufforderung der zwei großen Brüder Bachiel und Salomo täten.

Die Augen der Maimunisten und ihrer Gegner waren aber auf die Gemeinde Toledo gerichtet, welche die größte, reichste, angesehenste und gebildetste in Spanien war. Ihre Entscheidung war imstande, das Zünglein an der Wage nach der einen oder anderen Seite neigen zu machen. Hier führte die Hauptstimme Jehuda ben Joseph aus der hochangesehenen Familie Ibn-Alfachar, der vermutlich Leibarzt des Königs Ferdinand III. war. Dieser hatte sich bisher weder auf Nachmanis, noch auf der Provenzalen Aufforderung vernehmen lassen, sondern ein kluges Schweigen beobachtet. Dafür hatte der eifervolle Rabbiner Toledos, Meïr Abulafia Halevi, der alte Gegner der maimunischen Richtung, seine Stimme laut erhoben. Er beantwortete das Sendschreiben Nachmanis und der Gemeinde Gerona, [46] sie möge darüber beruhigt sein, daß er und seine Freunde den »Gesetzesverächtern der Provence« etwa ihr Ohr leihen würden. Zwar gebe es in der Toledaner Gemeinde nicht wenige, welche sich in Maimuni und seine philosophische Schriften verliebt hätten. Ihren Sinn zu ändern, vermöge er keineswegs. Sollten diese sich aber gegen Salomo von Montpellier aussprechen, so werde er sich von ihnen vollständig lossagen und keine Gemeinschaft mit ihnen pflegen. Er halte Salomos Auftreten für eine verdienstvolle Tat, daß er diejenigen, welche sich unter Maimunis Fahne scharten, die Religion in die philosophische Gotteserkenntnis setzten, die religiösen Pflichten aber gering achteten, mit dem Bann belegt habe. Denn wenn auch der Verfasser des großartigen Gesetzeskodex gläubig war, so erwiesen sich doch diejenigen, welche ihn zum Führer nähmen, als Gesetzesübertreter. Er selbst habe längst die Verderblichkeit der Lehren, welche in Maimunis »Führer der Schwankenden« niedergelegt seien, erkannt, daß sie zwar den Grund der Religion befestigten, aber die Zweige erschütterten, die Risse des Baues ausbesserten, aber die Umzäunung niederrissen. »Gottes Verherrlichung sei in ihrem Munde, aber auch Gift und Tod auf ihrer Zunge«. Er habe sich von jeher von dieser bodenlosen Ketzerei ferngehalten und mehr als dreißig Jahre vorher ein Sendschreiben an die Lüneler Gemeinde gerichtet, um die Begeisterung für Maimuni zu dämpfen, sei aber schnöde abgewiesen worden.

Neben diesem schwergepanzerten Kriege der zwei Parteien mit gegenseitiger Verketzerung und Bannstrahlen ging ein leichtes Plänkeln einher mit spitzigen Spottgedichten. Gegen Maimunis »Führer« und seine Anhänger drückte ein Gegner folgendes Stachellied ab:


»Schweig', verstumme, Blindenführer, unerhört sind deine Lehren!

Sündhaft ist's, die Schrift in Dichtung, Sehergab' in Traum verkehren«38.


Darauf entgegnete ein Maimunist:


»Schweig' und verschließe du selber den Mund, das Tor der Torheit!

Unzugänglich bleibt deinem Verständnis so Dichtung wie Wahrheit«39.


Ein anderes Epigramm bricht über Maimuni selbst den Stab:


»Amramssohn, o deut's nicht übel, daß wie du der Frevler heißt;

Ist's doch üblich, Geist zu nennen den heil'gen, wie den Lügen-Geist«40.


Zur gegenmaimunischen Partei gehörte halb und halb der Dichter Meschullam ben Salomo En-Vidas Dafiera41, wahrscheinlich [47] aus Südfrankreich, der zwei größere Gedichte in dieser Streitsache verfaßte. Meschullam Dafiera war weit entfernt, Maimuni selbst zu verketzern, er ließ ihm vielmehr volle Gerechtigkeit widerfahren, betrachtete dessen »Gesetzeskodex« sogar mit dem philosophischen Teil als ein heiliges Buch; aber den »Führer« hielt auch er in der hebräischen Fassung für eine ketzerische Schrift und verdammte den Dichter Charisi, der sie durch Übersetzung zugänglich gemacht hatte. Auch er glaubte buchstäblich an die Wundererzählungen nicht bloß der Bibel, sondern auch des Talmuds, wollte sogar an der menschenähnlichen Bezeichnung Gottes nicht gerüttelt und das Dasein von Dämonen gerettet wissen. In einem Gedichte verspottete er in schlechten Versen die Ketzer, welche im maimunischen Sinne die Vernunft zur Richterin über die Religion setzen und dadurch viele Erzählungen des Talmuds in Zweifel ziehen. Namentlich erklärt er der Gemeinde von Beziers den Krieg und ruft das jüdische Frankreich auf, den Bann über sie zu verhängen.

Die Maimunisten waren aber viel rühriger als ihre Gegner; sie gaben sich alle Mühe, einerseits die französischen Rabbinen von Salomo abzuziehen, anderseits die Hauptgemeinde Spaniens auf ihre Seite zu bringen. Ein junger Gelehrter, Samuel ben Abraham Saporta, richtete ein entschiedenes Sendschreiben an die französischen Rabbinen und suchte sie zu überzeugen, daß sie in der Verketzerung Maimunis, seiner Schriften und Anhänger sich von Salomo aus Montpellier zu einem übereilten Schritte hätten hinreißen lassen: »Ehe ihr ein Urteil darüber gesprochen, hättet ihr den Inhalt seiner Schriften genau prüfen sollen; aber es scheint, daß ihr die Schriften gar nicht kennt, über die ihr den Stab gebrochen. Euer Fach ist die Halacha, die Bestimmungen des religiös Verbotenen und Erlaubten zu bearbeiten. Warum geht ihr über euern Kreis hinaus, eine Stimme über Fragen abzugeben, die ihr gar nicht versteht? In euerm Buchstabendienst denkt ihr euch die Gottheit wie die Heiden in menschlicher Gestalt42. Wie mögt ihr uns Ketzer und Gottesleugner nennen, da wir ebenso wie ihr an der Thora und Tradition festhalten? Es gibt unter uns keineswegs, wie ihr meint, Irrlehrer, falsche Propheten, verführende Ketzer, Jünger des Unglaubens. Wie konntet ihr nur von Maimuni mit solcher [48] Verachtung sprechen, da seit R. Aschi keiner seinesgleichen aufgetreten ist, der in der Lehre des Judentums seine Freude hatte, dessen goldene Schriften viele Schwankende zum Glauben zurückgeführt haben!«

Saportas Sendschreiben sowie noch andere Einwirkungen machten auf einige französische Rabbinen einen so tiefen Eindruck, daß sie sich von Salomo lossagten. Ihre Sinnesänderung gaben sie den provenzalischen Gemeinden zu erkennen. Sicherlich hatte viel Einfluß darauf R. Mose aus Coucy (geb. um 1200, st. um 1260)43, einer der jüngsten Tossafisten, der, obwohl Schwager des Maimuni feindlichen Simson von Sens und Jünger des überfrommen Sir Leon von Paris, dennoch eine große Verehrung für Maimuni hegte und dessen halachische Schriften zum Gegenstand seines Studiums machte. – Über diese Sinnesänderung war Nachmani sehr ungehalten, und da ihm die zunehmende Spaltung tief zu Gemüte ging, er überhaupt manches auf dem Herzen hatte, und sich mit einem Vermittlungsvorschlag herumtrug, welcher ihm den Frieden wieder herzustellen geeignet schien, so richtete er ein ausführliches, gutgemeintes, aber schwülstiges Sendschreiben an die französischen Rabbinen. Er äußerte zuerst seine Unzufriedenheit damit, daß sie die Leser der maimunischen Schriften in den Bann gelegt hätten. Sie hätten bedenken mögen, daß Maimuni mit den Waffen der Philosophie den Unglauben bekämpft und dem Judentum glänzende Dienste geleistet habe. Eine der französischen rabbinischen Autoritäten, Abraham ben David, habe wohl Ausstellungen an Maimunis Werk gemacht, aber es keineswegs verdammt. »Wenn es auch nützlich schien, gegen manche glaubensschwache Gemeinden mit Strenge zu verfahren, warum habt ihr die Gemeinden Navarras mit in den Bann eingeschlossen, uns, die wir den Talmud hochhalten, aber auch Maimuni hoch verehren? Wenn ihr an dem »Führer« Maimunis etwas auszusetzen habt, warum auch den Bann gegen dessen Buch Madda schleudern, das voll reiner Gottesfurcht ist?« Nachmani rechtfertigte ferner in diesem Sendschreiben Maimuni gegen die Angriffe, als habe er Höllenstrafen und überhaupt das Dasein einer Hölle geleugnet. Er rügte auch an den französischen Rabbinen, daß sie, sich an den Buchstaben der Agada anklammernd, sich von der Gottheit menschliche Vorstellungen machten. Gegen eine solche Erniedrigung der Gottheit hätten schon Gaonen angekämpft, und selbst der talmudisch strenge Eleasar aus Worms habe in einer seiner Schriften dagegen Verwahrung eingelegt, Gott eine Gestalt, Gliedmaßen und menschliche Organe beizulegen. »Wenn ihr [49] aber doch einmal der Ansicht waret, die maimunischen Schriften verketzern zu müssen, warum geht jetzt ein Teil eures Kreises von diesem Beschlusse ab, als bereute er den Schritt? Ist es Recht in solchen wichtigen Dingen Willkür zu üben, heute dem einen und morgen dem anderen Beifall zu geben?«

Zuletzt rückte Nachmani mit seinem Vermittlungsvorschlag heraus. Der Bann gegen den philosophischen Teil von Maimunis Religionskodex soll aufgehoben, dagegen der gegen die Beschäftigung mit dem »Führer« und gegen die Verächter der Agada und der talmudischen Schriftauslegung verschärft werden. Dieser Bann soll aber auch nicht einseitig ausgesprochen werden; vielmehr die provenzalischen Rabbinen und sogar Maimunis Sohn, der fromme Abraham, mögen ebenfalls zugezogen werden, ihn zu bekräftigen. Auf diese Weise werde dem Unfrieden und dem Unglauben das Tor verrammelt werden. Er ermahnte noch schließlich, Salomo, »seinen Freund« mit Hochachtung zu behandeln. Denn er habe gehört, daß die Gegner ihm mit Schimpf und Verachtung begegneten, was jedenfalls unrecht sei, da derselbe eine talmudische Größe sei. Nachmani hoffte, daß auch dieser durch milde Begegnung von seiner Heftigkeit abgehen werde. Er täuschte sich in ihm, wie er auch in seiner Halbheit verkannte, daß die zwei angefeindeten Schriften Maimunis aus einem Gusse sind, daß man also nicht die eine verketzern und die andere kanonisieren könne. Endlich befand sich auch Nachmani darin im Irrtum, daß er es für möglich hielt, der freien philosophischen Forschung einen Damm zu setzen. Die zwei Richtungen, gleicherweise berechtigt, mußten einander bekämpfen, und der Streit mußte ausgetragen und konnte nicht durch einen Vergleich abgeschwächt werden. Ihre Vertreter setzten daher, ohne auf Nachmanis Vorschlag die mindeste Rücksicht zu nehmen, den Kampf fort. Je länger er dauerte, desto mehr entzündete er die Gemüter und zog immer mehr Teilnehmer hinein.

Der greise David Kimchi wollte eine Reise nach Toledo unternehmen, um diese Hauptgemeinde endlich zum Anschluß an den Bann gegen Salomo von Montpellier und seine Anhänger zu bewegen und durch ihr Gewicht die Gegner vollends zu zerschmettern. In Avila angekommen, erkrankte er so sehr, daß er die Reise aufgeben mußte, schrieb aber von seinem Siechenbette aus mit zitternder Hand durch seinen Neffen an den Hauptvertreter der Toledaner Gemeinde, an Jehuda Ibn-Alfachar, tadelte sein hartnäckiges Schweigen in einer Angelegenheit, welche die französische und spanische Gemeinde so tief aufregte, und drang in ihn, die Gemeinde zu bestimmen, gemeinschaftliche Sache [50] mit den Maimunisten zu machen. Da war er aber an den unrechten Mann gekommen. Jehuda Alfachar hatte in seinem Innern entschieden Partei gegen die Maimunisten und für Salomo genommen und dessen Schritt eher gebilligt als getadelt. Er hatte das maimunische System gründlich erforscht und gefunden, das es das Judentum folgerichtig aufzuheben geeignet sei. Ibn-Alfachar war ein denkender Kopf von durchdringenderem Scharfblick als Nachmani. Ihm lagen die Schwächen der maimunischen Auffassungsweise offen zutage; nur war auch er von dem Wahne befangen, daß man diesen Geist durch Bannflüche bannen könne. Alfachar achtete so sehr den von den französischen Rabbinen ausgesprochenen Bannspruch, daß er Kimchi anfangs gar nichts erwidern mochte, und als er sich endlich dazu entschloß, behandelte er ihn in seinem Antwortschreiben in so wegwerfender Weise, daß die Maimunisten, die von Toledo aus Unterstützung erwartet hatten, darüber ganz verblüfft waren. Weit entfernt, Salomo und seinen Anhang wegen ihres Schrittes zu verdammen, müsse er sie hochpreisen, bemerkt Alfachar, daß sie gewagt hätten, für Gott zu eifern und gegen die Gesetzverächter aufzutreten. Über Maimunis »Führer« wolle er sich nicht aussprechen, Schweigen sei doppelt so viel wert als Sprechen. Er ermahnte zuletzt Kimchi, den ausgebrochenen Zwiespalt in den Gemeinden wieder auszugleichen.

Statt anzugreifen, mußte sich jetzt Kimchi in dem zweiten Sendschreiben an Alfachar auf eine Verteidigung beschränken, daß er und die provenzalischen Anhänger Maimunis nicht zu den Gesetzesübertretern gehörten, daß sie vielmehr den Talmud theoretisch und praktisch anerkennten. Sie könnten den Talmud für ihre religiöse Gesinnung getrost zum Schiedsrichter anrufen und würden von ihm gerechtfertigt werden. Dieses Schreiben ist auch mehr tränenreich als überzeugend gehalten und gab Alfachar Veranlassung zu einem zweiten Antwortschreiben, das geharnischt auftritt und das beste ist, was jene reichhaltige Streitschriftenliteratur, welche, für die Öffentlichkeit bestimmt, große Verbreitung fand, zutage gefördert hat. Alfachar sprach sich darin mit Entschiedenheit gegen das maimunische Versöhnungssystem aus. Dasselbe wolle zwei unverträgliche Gegensätze, die griechische Philosophie und das Judentum, »wie ein Zwillingspaar« eng verbinden. Aber sie könnten sich nicht miteinander vertragen. Die Thora könne zu ihrer Gegnerin sprechen: »Dein Sohn ist todt, und der meine lebt.« Die Philosophie, die sich aus Folgerungssätzen aufbaue, gerate leicht in sophistische Trugschlüsse, sei daher nicht mit der Gewißheit, welche die Offenbarung gewähre, zusammenzubringen. Gegen Maimunis Art, [51] die Wunder zu natürlichen Vorgängen herabzudrücken, zeuge der unverfängliche Schriftsinn entschieden. Spreche sich doch Maimuni darüber offen aus, daß er die deutlich in der Schrift ausgesprochene Schöpfung aus nichts umdeuten wolle, wenn die Urewigkeit der Welt philosophisch erwiesen wäre, obwohl die Heiligkeit des Sabbats auf diesem religiösen Lehrsatze beruhe. Gewiß enthalte der »Führer« vortreffliche Gedanken, aber auch verderbliche, und es wäre besser, er wäre gar nicht verfaßt worden. Gegen Maimunis Frömmigkeit sei nichts einzuwenden, aber er könne doch als Mensch gefehlt haben. »Ihr aber, seine Verehrer, stellt ihn über die Propheten;« dies sei nicht recht und wäre von ihm selbst sehr mißfällig aufgenommen worden. Die Hauptschuld trage Samuel Ibn-Tibbon durch seine Übertragung des »Führers« ins Hebräische, indem er dadurch den nicht immer unverfänglichen Gedanken eine größere Verbreitung verschafft habe.

Indessen zeigte sich doch die Sympathie der angesehenen Persönlichkeiten Alfachar, Nachmani und Meïr Abulafia für Salomo von geringer Wirkung für dessen Streitsache. Die öffentliche Stimmung in seiner Heimat und in Spanien war gegen ihn eingenommen. Die französischen Rabbinen, auf deren Beistand er am meisten gerechnet hatte, zogen sich immer mehr von einer Streitfrage zurück, deren Tragweite sie erst später erkannten, und die für die Beteiligten gefährlich zu werden drohte. Einer von Salomos treuen Verbündeten, David ben Saul, sah sich sogar veranlaßt, um die öffentliche Meinung nicht gegen sich zu haben, eine anstößige Behauptung zu widerrufen oder wenigstens als Mißverständnis abzuschwächen. In einer eigenen Schrift verwahrte er sich und seinen Meister dagegen, als dächten sie sich die Gottheit mit Gestalt und Gliedern versehen, wenn auch der Wortlaut der Schrift und der Agada dafür spräche. Was er aber auf der einen Seite wieder gut machen wollte, verdarb er auf der anderen, indem er Gewicht auf die Behauptung legte, Gott sitze auf einem Thron im Himmel, und eine dunkle Scheidewand trenne ihn von den Geschöpfen44. Durch solche schroffe, ungeschickte Opposition gegen die Anschauung der Gebildeten entfremdete sich diese Partei selbst solche, welche die Ansicht von der Gemeinschädlichkeit der maimunischen Schriften teilten. Wenn Salomo von Montpellier klagte, daß außer seinen zwei Jüngern niemand ihm zur Seite stünde45, so war die Ungeschicklichkeit Schuld daran, mit der er seine Sache führte. So von allen verlassen und in seiner eigenen Gemeinde aufs [52] heftigste angefeindet, entschloß er sich zu einem Schritte, der nicht bloß für seine Partei, sondern auch für die Gesamtjudenheit von traurigen Folgen war.

Der Papst Gregor IX., welcher den Rest der albigensischen Ketzer in der Provence mit Stumpf und Stiel vertilgen lassen wollte, setzte gerade in dieser Zeit die permanente Inquisition ein (April 1233) und bestimmte dazu die wütenden Dominikanermönche als Ketzerrichter, weil die Bischöfe, die bis dahin mit der Verfolgung der Albigenser betraut waren, ihm nicht streng genug zu verfahren schienen. In allen größeren Städten Südfrankreichs, wo es Dominikanerklöster gab, auch in Montpellier, entstanden Blutgerichte, welche Ketzer oder auch nur der Ketzerei Verdächtige, ja oft ganz Unschuldige zur ewigen Kerkernacht oder zum Scheiterhaufen verurteilten. Die Predigermönche Peter Cellani, Wilhelm Arnoldi und andere Blutmenschen dieses Ordens übten ihr Amt mit rücksichtsloser Strenge aus.

Mit diesen Mordgesellen setzte sich der Rabbiner Salomo, der Parteigänger des Talmuds und des nackten Buchstabens, in Verbindung; durch die Inquisition wollte er seine Sache durchsetzen. Er und sein Jünger Jona sagten zu den Dominikanern: »Ihr verbrennt eure Ketzer, verfolgt auch unsere. Die meisten Juden der Provence sind von den ketzerischen Schriften Maimunis verführt. Wenn ihr diese öffentlich und feierlich verbrennen lassen werdet, so wird dieser Akt ein Schreckmittel sein, die Juden davon fern zu halten.« Sie lasen auch den Ketzerrichtern verfängliche Stellen aus Maimunis Schriften vor46, worüber die glaubensdummen Mönche einen heiligen Schauder empfunden haben mögen. Die Dominikaner und Franziskaner brauchten zu einer solchen Tat nicht zweimal aufgefordert zu werden. Der päpstliche Kardinallegat (vor oder nach Dezember 1233)47, von demselben fanatischen Eifer wie Gregor XI., ging bereitwillig darauf ein. Die Dominikaner mögen befürchtet haben, daß das Feuer der maimunischen Ketzerei auch ihr eigenes Haus in Brand stecken könnte. Denn der »Führer« war bereits in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts von einem Unbekannten ins Lateinische übertragen worden48. Diese Übersetzung wurde wahrscheinlich in Südfrankreich angefertigt, wo [53] diese philosophische Schrift ihre zweite Heimat hatte, und wo gebildete Juden wohl auch lateinisch verstanden. Möglich, daß Jakob Anatoli, der Leibphilosoph des Kaisers Friedrich II. mit Hilfe eines christlichen Gelehrten diese Übersetzung zustande gebracht hat (s. weiter unten). Maimunis Gedanken im Gewande der Kirchen- und Gelehrtensprache hätten damals allerdings der christlichen Rechtgläubigkeit einigen Schaden zufügen können. Denn die philosophischen Ideen, von dem jüdischen Aristotelesjünger biblisch gefärbt, waren christlichen Denkern verwandter und zugänglicher, als die der arabischen Philosophen, welche dem Kirchenglauben so wenig Berührungspunkte boten. So mochte Maimuni mit seiner Religionsphilosophie den Wächtern der katholischen Rechtgläubigkeit mit Recht verdammlich erscheinen. Über Religion denken galt ja überhaupt damals in dem offiziellen Christentum ebensoviel wie eine Todsünde begehen. Hätten die Inquisitoren damals schon Gewalt über die Personen der Juden gehabt, so wären die Maimunisten schlecht gefahren; so aber erstreckte sich die Verfolgung nur über Pergamente. Die maimunischen Schriften wurden, wenigstens in Montpellier, in den jüdischen Häusern aufgesucht und öffentlich verbrannt. Auch in Paris veranlaßte Jona Gerundi das Anzünden eines Scheiterhaufens für sie, und das Feuer dazu soll von der Altarkerze einer Hauptkirche genommen worden sein49. Die Feinde des Judentums frohlockten, daß es, bis dahin einig und enggeschlossen, der Zerklüftung preisgegeben sei und daß es so seinem Verfall entgegenginge. Die Gegenmaimunisten blieben aber auch dabei nicht stehen. Der Unterstützung von seiten der Machthaber gewiß, [54] verleumdeten sie ihre Gegner bei den Behörden, so daß mehrere Gemeindeglieder Montpelliers in großer Gefahr schwebten50.

Diese Vorgänge erregten mit Recht das Entsetzen aller Juden diesseits und jenseits der Pyrenäen. Ein allgemeines Verdammungsurteil erhob sich gegen Salomo und Jona. Den weltlichen Arm und noch dazu die von Judenhaß strotzenden Kirchendiener zu einer Verfolgung zu Hilfe zu rufen, galt in jüdischen Kreisen mit Recht als der frevelhafteste Verrat. Und nun noch dazu die Dominikaner zu Richtern zu machen über das, was mit dem Judentum übereinstimmt oder ihm widerspricht, erschien den Juden damals ebensoviel, wie den heidnischen Feind in das Allerheiligste des Tempels einzuführen. Samuel Saporta schrieb voller Entrüstung darüber an die französischen Rabbinen. Abraham ben Chasdaï51 aus Barcelona, ein schwärmerischer Verehrer Maimunis – welcher schon früher Jehuda Alfachar ob seiner schnöden Behandlung Kimchis und seiner Parteinahme für Salomo getadelt hatte – erließ zugleich mit seinem Bruder ein Sendschreiben voller Unwillen darüber an die Gemeinden Kastiliens, Navarras und Leons. Kimchi, welcher bereits auf seiner Rückreise in Burgos war, als ihm diese Nachricht zukam, fragte bei Alfachar an, ob er den Angeber und Verräter Salomo noch jetzt in Schutz zu nehmen gedenke. Die einsichtsvollen Anhänger desselben, Nachmani und Meïr Abulafia, schwiegen tiefbeschämt. Alfachar suchte Salomo in einem Antwortschreiben an Kimchi einigermaßen zu entschuldigen, daß demselben, von allen Seiten bedrängt, nichts übrig geblieben sei als dieses Mittel. Allein auch er war froh, als ihn ein angesehener Mann aus Narbonne, Meschullam ben Kolonymus, bedeutete, er möge Kimchi, der ein würdiger alter Mann sei, nicht so schonungslos behandeln. Alfachar konnte scheinbar ehrenvoll das Schwert in die Scheide stecken. In der öffentlichen Meinung waren aber jetzt Salomo und die Sache, die er vertrat, gerichtet. Ein Dichter der maimunischen Partei dichtete bei dieser Gelegenheit ein sehr schönes Epigramm:


Sie haben die köstlichen Bücher verbrannt,

Doch haben den Geist sie damit nicht gebannt.

Ein reinigend Feuer sind ihre Lehren,

Wie sollte die Flamme das Feuer verzehren!

Sie wurden, wie Thisbi, im feurigen Wagen,

Wie Engel in Flammen empor nur getragen52.


[55] Den Angebereien in Montpellier durch falsche Zeugen, denen die Anhänger Maimunis ausgesetzt waren, wurde durch unbekannte Vorgänge hinter den Kulissen ein Ende gemacht. Mehr denn zehn von den Parteigängern Salomos, welche der Verleumdung gegen ihre Feinde überführt worden waren, wurden aufs grausamste bestraft. Die Zunge wurde ihnen ausgeschnitten53. Nur dürftig aufhellen läßt sich das Dunkel, in das diese trüben Vorgänge gehüllt sind. Der König Jayme von Aragonien, an dessen Hofe Parteigänger Maimunis, die Brüder Bachiel und Salomo Ibn-Alkonstantini, beliebt waren (o. S. 45), war zugleich Besitzer der Stadt Montpellier, die er von seiner Mutter geerbt hatte. Sicherlich haben es die über Salomo empörten Brüder Alkonstantini nicht an Bemühungen fehlen lassen, ihren leidenden Gesinnungsgenossen in Montpellier Hilfe zu bringen. Im Herbste (1234) war der aragonische König Jayme in Südfrankreich, nach einigen Nachrichten selbst in Montpellier54. Vermutlich hat er auf eifriges Bitten seiner jüdischen Günstlinge den Prozeß in Montpellier streng untersuchen lassen, woduch die fanatischen Verleumder entlarvt worden sein mögen. Was aus Salomo, dem Urheber aller dieser Vorgänge, geworden ist, bleibt dunkel. Mit einer gewissen Schadenfreude betrachteten die Maimunisten die harte Strafe ihrer Gegner in Montpellier. Ein Dichter, wahrscheinlich Abraham ben Chasdaï, machte ein Epigramm darauf, das bald in aller Munde war:


Gegen den Führer zur Wahrheit

Erhob eine Lügenrotte die Stimme.

Die Strafe ereilte sie.

Ihre Zunge richtete sich gegen den Himmel.

Nun liegt sie im Staube55.


Mit diesem tragischen Ausgange hatte der Streit noch immer kein Ende. Die Parteien waren mehr denn je gegeneinander erbittert. Man enthüllte Familiengeheimnisse, um einander Makel anzuheften56. So groß war noch die Furcht vor den gegenmaimunischen Angebern in Montpellier, daß einige Männer, welche über diese Vorgänge einen [56] Bericht an Abraham Maimuni nach Kahira erstatteten, ihn angingen, ihre Namen nicht zu verraten57.

Als Abraham Maimuni mit Entsetzen die Anfeindungen gegen seinen Vater und die traurigen Folgen des ausgebrochenen Streites erfuhr (Januar 1235), verfaßte er eine kleine Schrift darüber, unter dem Titel »Kampf für Gott« (Milchamot), um die Angriffe auf die Gläubigkeit seines Vaters zu entkräften und das Verfahren seiner Gegner zu brandmarken. Diese Schrift, in Form eines Sendschreibens an Salomon ben Ascher (in Lünel?) gerichtet, rechtfertigt das maimunische System mit maimunischen Gründen und hat, außer den geschichtlichen Nachrichten, keinen besonderen Wert.

Salomos Versuch, den freien Geist der Forschung auf religiösem Gebiete durch Gewaltmittel zu bannen, war gescheitert und hatte ein klägliches Ende genommen. Da versuchte ein anderer französischer Rabbiner von mildem Charakter und sanfter Religiosität einen anderen Weg einzuschlagen, der ihm besser gelang. Jener Mose aus Coucy (o. S. 49), der, obwohl in der tossafistischen Richtung groß gezogen, Hochachtung für Maimuni hatte, unternahm es, den geschwächten Glauben in der Provence und Spanien durch Predigten und eindringliche Ermahnungen wieder zu kräftigen. Ohne Zweifel wurde Mose aus Coucy zu diesem Versuch durch das Beispiel der Predigermönche angeregt, welche den Unglauben an die römische Kirche durch Predigten von Ort zu Ort überwinden wollten und zum Teil überwanden. So machte auch der Rabbiner aus Coucy Rundreisen in den Gemeinden Südfrankreichs und Spaniens (1235) und wurde daher »der Prediger« genannt58. Aber welch ein Unterschied zwischen dem jüdischen Gesetzeslehrer und dem katholischen Predigerorden! Jener trat in wahrhafter Herzenseinfalt auf, ohne ehrgeizige Hintergedanken, mit Milde auf den Lippen und Milde im Herzen. Die Dominikaner dagegen stellten ihre Demut und Armut, hinter welcher der Hochmutsteufel lauerte, nur zur Schau; sie schmeichelten in ihren Predigten ihren Gönnern und demütigten ihre Gegner schonungslos, erschlichen Erbschaften und füllten ihre Klöster mit Schätzen, hegten einen blutigen Fanatismus und strebten nach Macht und Einfluß59.

[57] Es gelang auch Mose aus Coucy, viele Tausende, welche sich über manche Ritualien (Tefillin) hinweggesetzt oder sie nie beobachtet hatten, zur Reue und Buße zu bewegen und für die Ausübung derselben zu gewinnen60. In Spanien setzte er es sogar durch, daß solche, welche Mischehen mit Christinnen oder Mohammedanerinnen eingegangen waren, dieselben auflösten und sich von den fremden Frauen trennten (1236)61. Freilich bewirkten nicht bloß seine Predigten, sondern die abergläubische Furcht vor bösen Träumen und außerordentlichen Himmelserscheinungen, von welcher damals Juden und Christen befallen waren, diese plötzliche Bekehrung62. Mose aus Coucy predigte indessen nicht bloß für Beobachtung der Ritualien, sondern auch für Einprägung der Redlichkeit und Wahrhaftigkeit im Verkehr mit Nichtjuden. »Wer Nichtjuden belügt oder bestiehlt, entweiht den Namen Gottes, indem dieselben dann meinen, die Juden hätten keine Religion, während doch der Rest Israels nicht unrecht tun, nicht Lügen sprechen, nicht auf Trug sinnen soll.« In diesem Sinne predigte er in Spanien und anderen Ländern der Christenheit: »Die Israeliten haben den Beruf, sich von dem Vergänglichen fernzuhalten und sich des Siegels Gottes, der Wahrheit und Wahrhaftigkeit, zu bedienen.« Wenn es dann Gott gefallen habe, Israel zu erlösen, so würden die Völker dem zustimmen, weil es ein Volk der Redlichkeit sei. Wenn sie aber betrügerisch mit den Christen verkehrten, so würden diese mit Recht spotten, daß Gott die Betrüger und Diebe auserwählt63. Mose aus Coucy schärfte in seinen Kanzelreden die Tugend der Demut ein, die den Söhnen Israels umsomehr gezieme, als sie stets Gott vor Augen haben sollten, und er die Hochmütigen haßt und die Demutsvollen liebt64. Weit entfernt, fanatischen Eifer zu entzünden, redete er lediglich der Friedfertigkeit und Verträglichkeit das Wort. Besänftigend wirkte auch Mose aus Coucy dadurch, daß er die Größe Maimunis anerkannte und ihn den Gaonen gleichstellte65.


Fußnoten

1 Jakob Anatoli in Malmed Einleitung: דחא םא םגו תוליעומה תרחא ןושלב תואצמנה תומכח דומלל ובל ואלמ ורודב ינב בור לצא ןועל אוהה דומלה ול בשחי הרותה תנוכ םילשהל ןמ םכינב וענמ ל"ז ורמאש הממ םהירבדל םעט םינתונו, ורוד תינוי תמכח דומלל אלש וריהזהש המ ןכו ןויגהה.


2 Jehuda Alfachar im Sendschreiben an Kimchi: הניאו לכה תא רוקעל תינוי תמכח יאדכ. Meïr Abulafia im Sendschreiben an Nachmani: ותקנוי הנהו(םיכובנ הרומ לש) היתוראפ תפעסמו תדה ישרש תקזחמ.


3 Jehuda Alfachars zweites Sendschreiben.


4 Abraham Maimuni in Milchamot: p. 24 וירבדמ רכו לש תוצמ ימצט) םימעטה ןתואש (רהה ןמ המלש 'ר ירבדמ) ויניעב םינוכנ םניא (םבמרה.


5 Sein Todesjahr ist angegeben auf seiner Grabschrift in Luzzattos Abne Sikkaron. Von seinem Hochmute sprechen Jehuda Alcharisi im Tachkemoni (Pforte 46) und Zacuto p. 100: הלעש םוימ ... היפעלא ובא ריאמ 'ר ויבא לא ךלה אל הלודגל; auch Aaron ben Meschullam in seinem polemischen Sendschreiben an ihn wirft ihm seine Aufgeblasenheit vor (Taam Sekenim p. 66 ff.). Merkwürdigerweise hat Ascheri diesen Meïr Abulafia mit seinem Lehrer Meïr Rothenburg verwechselt und diesem den Hochmut gegen seinen Vater zugeschrieben, was von jenem gilt (zu Kidduschin I, No. 57), wenn nicht in dem Satze: ריאמ וניבר לע וילע ורמא הלודגל הלעש םוימש גרובנטורמ, das Wort »von Rothenburg« der Zusatz eines Kopisten ist, denn Ascheri mußte besser über seinen Lehrer orientiert sein. Diesen Irrtum haben viele sich zu Schulden kommen lassen. Daß M. Abulafia noch bei Maimunis Leben sein Sendschreiben gegen diesen gerichtet, sagt er selbst in seinem Sendschreiben an Nachmani (Briefsammlung p. 34) בתכאו ... הנש םישלשמ הברה םיבר םימי הז יכ סא לינול ימכח ינברל תואנק תרגא. Auch Aarons Antwortschreiben setzt Maimunis Leben voraus.


6 הרותל גיס תרוסמ; über dieses Werk, sowie über die talmudischen vgl. die Bibliographen. Der Lügenschmied Mose Botarel vindiziert ihm ein kabbalistisches Werk םינפלו ינפל; es ist aber eben so fingiert wie die meisten kabbalistischen Schriften, welche Botarel älteren Autoritäten zuschreibt.


7 Taam Sekenim p. 70. Über Scheschet Benveniste vgl. Bd. VI3, S. 328, Note 1, Anm. Da dieser 1203 bereits ein Greis war, so fällt seine Polemik noch vor den Ausbruch der Streitigkeiten des Salomo von Montpellier.


8 Das. auch Graetz, Blumenlese S. 149.


9 Codices de Rossi No. 772, 7, und in der Bodleyana.


10 Abraham Maimuni. Milchamot p. 10. Vgl. über Simson ans Sens Groß in der Revue des Études Juives Bd. VI, S. 167 f., VII, S. 40 f.


11 Die Responsen des Abraham Maimuni an Daniel sind jetzt ediert von Goldberg unter dem Titel: Birkhat Abraham (Lyck 1870).


12 Abraham Maimuni, Milchamot p. 11, 12.


13 Alfachar nennt in seinem ersten Sendschreiben die Maimunisten: תד לע םירבוע, auch Meïr Abulafia und Meschullam ben Kalonymos; vgl. Note 1.


14 Mose aus Coucy, Semag. Gebote Nr. 3, Ende; Verbote Nr. 112, Ende. Der im ersten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts lebende Bischof von Paris, Wilhelm von Auvergne, spricht sich darüber aus: Hinc est quod facti sunt (Judaei) in lege erronei et in fide ipsius Abrahae haeretici, maxime postquam regnum Saracenorum diffusum est super habitationem eorum. Exinde enim aeternitatem mundi et alios Aristotelis errores secuti sunt multi eorum. Hinc est quod pauci veri Judaei, hoc est, qui non in parte aliqua eruditatis suae Saraceni sunt, aut Aristotelicis consentientes erroribus in terra Saracenorum inveniuntur, de his qui inter philosophos commorantur. Dedit enim etiam occasionem non levem apostasiae hujusmodi ea quae videtur multorum mandatorum absurditas vel inutilitas. – Non est mirum, si ab eis (praeceptionibus aut inhibitionibus) receditur, et si tanquam onera supervacua projiciuntur (mandata legis). Gulielmi Auverni opera omnia, de legibus ed. Paris 1674, T. 1, p. 246. Vgl. Guttmann, Guillaume d'Auvergne et la littérature juive in der Revue des Etudes Juives, Bd. XVIII, S. 243 f.


15 Seine Ansichten sind durch die Ausstellung bekannt, die er an Maimunis Schriften machte, aus Abraham Maimunis Milchamot, p. 17 ff., aus Nachmanis größerem Sendschreiben und aus dem Sendschreiben des Samuel Saporta in Ozar Nechmad II., p. 170. Prägnant bezeichnete sie Nachmani: יכ תמאו וניתובר ירבדב קיזחמ (רהה ןמ המלש 'ר) ברה תא ונעמש ןתיוהכ ויהי ןתודגאו. Daß Salomo aus M. keineswegs ein Idiot, sondern eine bedeutende talmudische Autorität war, hat Luzzato gründlich nachgewiesen.


16 Folgt aus dem Sendschreiben der Saragossaner Gemeinde, aus Nachmanis größerem Briefe und aus dem des Samuel Saporta; vgl. Note 1.


17 Abraham Maimuni, Milchamot p. 16.


18 Folgt aus den Streitschriften.


19 Hillel von Verona Sendschreiben in Taam Sekenim und Chemda Genusa.

20 Vgl. Note 1.


21 Vgl. über ihn und seine Schriften Note 2.


22 Nachmani, Milchamot zu Baba Batra, p. 9. Sein Glaubensbekenntnis in diesem Sinne gibt seine Einleitung zur Kritik des S. ha-Mizwot.


23 Serachja Schaltiel-Chen. Sendschreiben an Hillel aus Verona: תואיצמה עבט עדי אל ל"ז ןמחנ רב השמ שיאהו ןכשי ךרדה הזיא עדי אלו םיפוסוליפה ירבד עבט ןכש לכ ללכ רוא.


24 Note 2.


25 Chaldäisches Gedicht als Einleitung zu dessen Hilchot Bechorot; Note 2.


26 Einleitung zu Milchamot.


27 Nachmani, Derascha ed. Jellinek p. 16. Hiobkommentar Einleitung.


28 Einleitung zu Torat ha-Adam.


29 Iggeret ha-Kodesch, zuerst ediert Rom 1556 und vielleicht noch früher Konstantin. sine anno. Ins Lateinische übersetzt wurde die Schrift von Gaffarelli. Sie soll auch den hebräischen Titel שדוקה חתפ führen; vgl. Wolf III, p. 796.


30 Nachmani, Responsum an Jona Gerundi (echt) in der unter seinem Namen edierten Responsensammlung Nr. 283 und dessen Derascha p. 9-12.


31 Öfter im Pentateuch-Kommentar und andern Schriften.


32 Das. zum Abschnitt Kedoschim.


33 Disputation (Wikuach) gegen Fra Pablo Christiani ed. Konst. p. 3 a, 4 b.


34 Vgl. Note 2.


35 Einleitung zum Pentateuch-Kommentar.


36 Über die Verwandtschaft Nachmanis mit Jona, dem ältern und jüngern vgl. Respp. Salomo Duran Nr. 291.


37 Vgl. Note 1.


38 Elieser Aschkenasi, Dibre Chachamim, p. 80. Graetz, Blumenlese S. 147.


39 Das.


40 Das.


41 Das. S. 78. Blumenlese S. 150. Aus einem Zitat in der Apologie des Jedaja Bedaresi hat S. Sachs richtig gefolgert, daß dieser Dichter auch den Namen ןא הריפד שאדיב führte. Dieser für die Aussprache noch nicht fixierte Eigenname wird verschieden orthogra phiert: הרייפד הריפאד, הריאיפיד, und kommt auch sonst vielfach korrumpiert vor.


42 Samuel Saportas erstes Sendschreiben an die französischen Rabbinen drückt diesen Tadel sehr witzig auf Hebräisch aus: םככ םימישגמ םיוגה ילבהב שיה. Vgl. Note 1.


43 Vgl. über ihn Carmoly, la France israélite p. 100 ff.


44 Abraham Maimuni, Milchamot p. 25 f.


45 Das.


46 Kimchis drittes Sendschreiben, Abraham ben Chasdaïs Sendschreiben, in der maimunistischen Briefsammlung; Hillel von Verona in Taam Sekenim p. 81.


47 Vgl. Note 1.


48 Über die ältere, schon in den ersten Jahrzehnten des XIII. Jahrhunderts entstandene und im lateinischen Abendland bekannt gewordene Übersetzung des »Führers«, die der im Jahre 1520 zu Paris veröffentlichten Übersetzung des Dominikaners Augustinus Inotinianus zugrunde liegt, handelt Perles in Frankel-Graetz, Monatsschrift, Jahrg. XXIV. (Vgl. Steinschneider, Hebr. Bibliographie XV, S. 87, XVII, S. 64; Güdemann, Gesch. d. Erziehungswesens II, S. 228-29.) Wilhelm von Auvergne und Alexander von Hales, deren schriftstellerische Tätigkeit in die ersten Jahrzehnte des XIII. Jahrhunderts fällt, haben den »Führer« bereits auf das Ausgiebigste benutzt. (Vgl. die Abhandlungen von Guttmann in der Revue des Études Juives, Bd. XVIII und XIX.) Die Benutzung des Moré durch Albertus Magnus hat Joël (Verhältnis Albert des Großen zu Maimonides, Breslau 1863) und die durch Thomas von Aquino Guttmann (Das Verhältnis des Thomas von Aquino zum Judentum und zur jüdischen Literatur, Göttingen 1891) nachgewiesen. – Jedaja Bedaresi hebt hervor, daß Maimunis Schriften von christlichen Denkern geschätzt werden: דובכ םילידגמ המה לארשי ינבמ אל רשא תומואה ימכח הנהו אוהה רפסה ןכש לכו וירפס םיאשנמו (םבמר) לודגה ברה םידוהיה ודובכל םילטנמו םיאשנמ םגו (הרומ). Apologetisches Sendschreiben an Ben-Adret.


49 Hillel von Verona a.a.O.


50 Hillel von Verona a.a.O.


51 Derselbe hat Maimunis תוצמה רפס vor Mose Ibn-Tibbon ins Hebräische übersetzt (Goldenthal, Katal. 35), und war überhaupt ein fleißiger Übersetzer philosophischer Schriften. Vgl. über seine Schriften die Bibliographen.


52 Dibre Chachamim p. 80. Graetz, Blumenlese p. 148.


53 Abraham Maimuni, Milchamot p. 12. Hillel von Verona in Taam Sekenim und Chemda Genusa.


54 Vgl. Vaisette, histoire générale de Languedoc III. p. 398.


55 Abraham Maimuni a.a.O. Hillel von Verona; vgl. Chemda Genusa, Einleitung, p. XXIV, Note. Der letzte Vers dieses Epigramms ist eine gelungene Anwendung eines Psalmverses: םנושל םהיפ םימשב ותש ץראב ךלהת.


56 Chemda Genusa, Einl., p. XXV, Note.


57 Abraham Maimuni a.a.O. Ende.


58 In einem hebräischen Kodex der Leipziger Bibliothek, Katalog Nr. 17 wird er ןשרדה genannt.


59 So schildert die Dominikaner der Zeitgenosse Matthäus Paris in seiner historia major ad annum 1243, p. 649, und Petrus de Vineis, Geheimsekretär Friedrichs II., in den epistolae L. I, No. 37.


60 לודג תוצמ רפס = Semag: Gebote Nr. 3, Ende.


61 Das. Verbote, Note 112, Ende.


62 Das. Gebote Nr. 3.


63 Das. Verbote Nr. 2, Ende. Gebote Nr. 73.

64 Das. Verbote Nr. 64.


65 Vgl. Einl. zu Semag.



Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1897], Band 7, S. 59.
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