[508]

I. Die Judghaniten oder Jehudäer.

Sie haben ihren Namen vom Stifter Judghan, auch Jehuda aus Hamadan genannt. So vollständig bei Scharastani: ןאכ ליקו ןאדמה ןמ לגר ילא אובסנ הינגדוילא אדוהי המסא. Bei de Sacy falsch ןאעדוב für ןאעדוי und bei Jehuda Hadassi verschrieben ןאגרוי תד für ןאגדוי (das ג für das arabische Ghain gesetzt). Es ist der von karäischen und rabbanitischen Schriftstellern oft genannte יסרפה הדוהי155. Almokammez gibt an, Judghan habe sich für den Messias ausgegeben und messianisch gewirkt: אוה יכ הרוהו ... ךילמג העורה אוה ןאגדוי דיתעו תמ אלו יח אוה יכ ורמא וינימאמו האובנב ןעטו חישמה ךידיתע תמקנמ ליצהלו תורוהלו אבל. Ähnliches berichtet Scharastani: »Was von ihm tradiert wird, ist seine Hochschätzung des Berufers des messianischen Vorläufers:« יעאדלא רמא םיטעת הנע לקנ אמיפו. Beide berichten, Judghan oder Jehuda habe Fleisch- und Weingenuß untersagt und Fasten und Beten eingeschärft; (Almokammez): (םינגדוי 1.) םינגרוילא וז תד רודס תובר תוליפתו תומוצ םישועו ןייהו רשבה םירסוא ; (Scharastani): Er fordert zur Enthaltsamkeit und vielem Beten auf (הולצלא ריתכת) und verbot Fleisch und Getränke aus Trauben bereitet (הדכנאלא). Nach Scharastani nahm Judghan einen äußeren und einen inneren Sinn, eine buchstäbliche und eine allegorische Erklärung der Thora an: אליזנתו אנטאבו ארהאט הירותלא ןא םעזי ןאכ אליואתו und zwar ganz anders als sonst die Juden es tun. Er ging auch darin von den Juden ab, daß er die Vergleichung (Gottes mit der Kreatur) nicht gelten ließ und neigte sich zur Lehre des Kadr (der Selbstbestimmung des Menschen, im Gegensatze zum Fatalismus): רדקלא ילא לאמו היבשתלא יפ (דוהילא) םהפלאכו. Mit einem Worte, er huldigte der Lehre der Mutaziliten, oder war ein jüdischer Mutazilite. Davon berichtet Almokammez oder sein Epitomator nichts. Dagegen stellt er noch ein Moment auf, das wiederum bei Scharastani fehlt. Jehuda aus Hamadan habe erklärt, daß die Sabbate und Festeszeiten in der Jetztzeit, d.h. nach der Tempelzerstörung, keine Bedeutung hätten: ןיאכ םה ולפנ םידעומהו תותבשה יכ (םינגדוילא תד) םירמואו ךנמז וזב. Dasselbe tradiert Jephet ben Ali von den Anhängern Judghans und den Schadghaniten, daß die Verpflichtungen der Thora nur für die Tempelzeit gälten, im Exil dagegen ihre Verbindlichkeit verloren hätten: םהו תוצמ תולגב ונילע ןיאש רמואה רבד סרהי תרימש ונילע ןיאש םירמואה םתלוזו םיינאגדאשהו םיינאגדויה ... ןורכזל םירמשנ םנמא םידעומה ןכו תולגב הרהטו האמוט םיוגה תולכאמ וריתהש תוצמה ןמ הברה לארשי לע וליקהו םיצוקשה תליכאו (bei Pinsker a.a.O., Text, S. 26). Unter dem Namen Jehuda der Perser tradiert Abr. Ibn-Esra von ihm, daß er ein Buch geschrieben, um nachzuweisen, daß die Thora nach Sonnenjahren, und nicht nach Mond- oder kombinierten Jahren zählt (Einleitung zum Pentateuch): רפס רבח יסרפה הדוהי הנה יכ רפס םישדחהו הנשה שמשה ןובשחבו; (Iggeret ha-Schabbat I.): רובעב המחה תונש ויה לארשי תונש יכ יסרפה הדוהי רמא תועובשו םירועש ביבאב חספה יכ םיעודי םימיב םידעומה אצמש ףיסאב תוכסו ריצקב (vgl. noch dessen Kommentar zu Exodus 12, 1; Leviticus 25, 19; Numeri 3, [509] 39). Wenn man auch kein Gewicht darauf legen wollte, daß Jehuda der Perser im Kataloge der karäischen Autoritäten figuriert, so würde seine Dogmatik darauf hinweisen, daß die Judghanija eine Abzweigung des Karäismus bildete. Es wird auch von ihm ein Kommentar zum Pentateuch zitiert (Luzki 25 b): הרותה לע שוריפ יסרפה הדוהי לש ורובח156. Die Entstehungszeit dieser Sekte läßt sich nur annäherungsweise bestimmen. Jehuda Hadassi setzt sie gleich nach den Isawiten und vor Ismael Akbari, Scharastani vor die Sekte, welchen ihren Ausgang von Benjamin Nahawendi nahm. Sie scheinen beide bei der Aufzählung der Sekten einer chronologischen Ordnung gefolgt zu sein. Da nun Ismael Akbari um 833-42 auftrat und Benjamin um 800-20 blühte, so muß Jehuda Judghan mindestens ebenfalls im Anfang des neunten Jahrhunderts angesetzt werden. Ihn zum Zeitgenossen und Mitagitator Anans zu machen, verbietet der Umstand, daß Judghans Opposition gegen das bestehende Judentum viel weiter ging als die Anans. Wie die anti-jüdischen Paulinisten später auftraten als die Judenchristen, ebenso kann Judghan nur Anans Nachfolger gewesen sein.

Als eine Abzweigung der Judghaniten nennt Scharastani die Muschkhaniten, deren Urheber ein gewisser Muschkha war: ילע אכשומ באחצא הינאכשומלא םהנמו ןאגדוי בהדמ. Die Muschkhaniten unterschieden sich von der Stammsekte nur dadurch, daß sie für ihre Lehre Propaganda machen und sie mit dem Schwerte in der Hand auszwingen wollten. Muschkha zog mit 19 Mann aus und wurde in der Gegend von Kum getötet: םק היחאנב לתקפ אלגר רסע העסת יפ גרכו (das.). Sicherlich sind die Muschkhaniten bei Scharastani identisch mit den Schadghaniten bei Jephet157. Einer der beiden Schriftsteller hat den Namen korrumpiert.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1909, Band 5, S. 508-510.
Lizenz:
Faksimiles:
508 | 509 | 510
Kategorien:

Buchempfehlung

Jean Paul

Titan

Titan

Bereits 1792 beginnt Jean Paul die Arbeit an dem von ihm selbst als seinen »Kardinalroman« gesehenen »Titan« bis dieser schließlich 1800-1803 in vier Bänden erscheint und in strenger Anordnung den Werdegang des jungen Helden Albano de Cesara erzählt. Dabei prangert Jean Paul die Zuchtlosigkeit seiner Zeit an, wendet sich gegen Idealismus, Ästhetizismus und Pietismus gleichermaßen und fordert mit seinen Helden die Ausbildung »vielkräftiger«, statt »einkräftiger« Individuen.

546 Seiten, 18.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon