3. Der Pseudomessias Ascher Lämmlein.

[506] Die Nachrichten über diesen Pseudomessias im Anfange des 16. Jahrhunderts wurden bisher nur aus Quellen zweiten Ranges entnommen. Daher [506] wurde das Datum seines Auftretens nur vage angegeben. Joseph Kohen, sonst eine zuverlässige Quelle, setzt das Faktum in seiner Chronik um 1501 an und im Emek ha-Bacha (p. 93) noch unbestimmter zwischen 1496 und 1509; Gedalja Ibn Jachja (in Schalschelet p. 34 b) auf 1500 und ebenso David Gans (in Zemach David I). Zeitgenössische Nachrichten, bisher unbeachtet, geben aber das Jahr von Lämmleins Auftreten ganz bestimmt 1502 an. Die eine Quelle ist Abraham Farissol in seinem apologetisch-polemischen Werke םהרבא ןגמ, noch Handschrift. Nachdem Farissol mehrere pseudomessianische Bewegungen und ihre Ausgänge geschildert, fährt er fort: ינפבו ימיב םויה םג ףאו שיא םק האיציניו זוהמב האילאטיא תולילג וזלה תולילגב יניעלו וידימלת תועצמאבו ילמיל רשא 'ר ומש זנבשא תכרעממ םיניבה .אב רבכ ןימאהל עימשמ היהו לאוגה חישמה תאיבב לילגה העטה ויתומדקהבו וב הנמאהכו הבר הבושתב םודא תולג בוד םינכהו ינאו ינפל היה הזו .לבה לכה היה ףוסבלו .אב לאוגהשו וירברבו .הראריפ הפ יששה ףלאל "כ"ס"ר תנשב דע

Eine andere zeitgenössische Quelle ist Pfefferkorn. In seiner ersten judenfeindlichen Schrift »Judenspiegel« oder speculum hortationis judaicae von 1507 (o. S. 479) gibt er einen sehr langen Exkurs über Lämmlein (in der lat. Schrift Pars I Bl. C 3): Memini ego vobiscum (mit den angeredeten Juden), cum numeraretur a nativitate anni 1502 tumultum et turbam fuisse inter vos in Gallia (?), motam per Judaeum quendam nomine Lemmel, qui coepit et ausus erat praedicare omnibus, ut quisque se cum poenitentia et expiatione pararet in adventu messiae, quum prope esset, annum dimidium in hanc apparitionem definivit. Venturam postea dixit nubem a Deo, quae populum nostrum amplexura foret, uti majores nostros. Apparituramque columnam ignis ducem Hierosolymam versus. Immolanda iterum sacrificia ... Adjecit in fidem pseudoprophetiae et praedicationis suae portentum futurum, ut sub id tempus aedes sacrae Christianorum ruerent atque perirent. Scitis fratres mecum, quam graves poenitentiae et expiationes vix tolerabiles. ... per nostros tum actae sunt, ... Ubi tandem fructus poenitentiae et tormenti vestri est aut manet? Primum majores vestri et vos omnes expectatis spem adventus Messiae ad annum 1500 post nativitatem Christi. Super id quod vobis extremum constituistis, tempus anni sex accessere. Wenn Pfefferkorn auch ein verlogener Schriftsteller war, so stimmt seine Nachricht von den Büßungen zur Zeit Lämmleins mit der anderer Quellen so genau überein, daß an seinen Angaben über denselben nicht zu zweifeln ist. Das Jahr 1502 für Lämmleins messianische Bewegung ist demnach durch zwei zeitgenössische Zeugen konstatiert. Es ist auch durch eine Stelle in Sebastian Münsters hebräischer Vorrede zu seiner Edition der Bibel und in seinem חישמה תרות, bestätigt, worin er bemerkte: אלהו םכיתובשומ לכב הבושת םתישע ק"פל ב"סר תנשב םתא (N. Brüll, Jeschurun IV. 205 und Perles, Beiträge 41). – Der Schauplatz seines Auftretens wird in den meisten Quellen in Istrien oder im Gebiete Venedigs angegeben. Die Lokalität Gallia bei Pfefferkorn ist entweder ein Druckfehler oder eine ungenaue Angabe. – Gegen Ascher Lämmlein polemisierte Joseph Ibn-Sargu (Perles, Beiträge 41 N.) אגרש ןבא ףסוי 'ר םכחהמ םיללכ אבנתמה רשא לע תובושת השעש. Diese Polemik ist wohl enthalten in der Bodleiana (Cod. Ms. No. 16634): אגרש 'ן ףסוי answers on 3 Kabbalistical questions by Mose Hefez to ולמיל רשא 'ר.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1907, Band 9, S. 506-508.
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