3. Schneor Salman Liadi.

[576] Mehr Wichtigkeit als Beers Söhne hat der Liadier für die Fortbildung des Chaßidäismus. Sein Geburtsjahr läßt sich annähernd bestimmen. Zur Überarbeitung des für die Chaßidäer bestimmten ךורע ןחלש bemerken [576] seine Söhne Beer und Chajim Abraham, er sei 20 Jahre alt zu Beer Mizricz gekommen, habe auf dessen Anregung die genannte Umarbeitung unternommen und habe einige Proben davon den Brüdern Samuel Schmelke und Pinchas Hurwitz gezeigt, die ihn dafür sehr gelobt hätten. Diese Brüder seien nämlich gerade in dieser Zeit bei Beer gewesen, ehe sie ihre Reise antraten, um, der eine das Rabbinat von Nikolsburg, der andere das von Frankfurt a.M. zu übernehmen רשאכו ול התיה ‘ה תאמ...םירשע ןב (ידאלמ ןמלז רואינש) ותויה םש...שטירעזימ ק"קד מ"מ ע"נ רעב בוד...ינפל...תולעל...תאז ורמגנ םהינשו חספ תוכלהו תיצצ תוכלהב הרותה תא ראכ ליאוה ו"מ ברה ויחאו אקלעמש...ברה...המש םאוב דע המש ק"קל זנכשא תונידמל תונברה אסכ לע םתעיסנ םרט...סחנפ דואמל דע והוחבשו והוסלקו...ןיימד פ"פ ק"קו גרופשלוקינ. Schmelke kam nach Nikolsburg Siwan 1773 (Trebitsch, םיתעה תורוק, p. 24), also auch sein Bruder in demselben Jahre nach Frankfurt. Folglich waren sie bei Beer in des letzteren Todesjahr 1772. Die chaßidäische Quelle I, 1, p. 13 a erzählt auch, daß die bei den Brüder Hurwitz, welche zugleich den Ruf zur Übernahme der beiden Rabbinate erhalten hatten, Beer um orakelhaften Rat befragt hätten, welcher von ihnen das eine und welcher das andere antreten solle. Salman Liadi war folglich 1772 zwanzig Jahre alt, er ist demnach 175212 geboren. Sein Todesjahr wird in םידיסח להק (p. 44) angegeben: 24. Tebet ג"עקת = 30. Dezember 181213. Seine von Fabeln und Ungeheuerlichkeiten erfüllte Biographie ist das. enthalten von S. 38 an, aber in verkehrter Ordnung, die Jugendgeschichte zuletzt S. 41. Das. S. 42 wird von Salman erzählt: םידימלתה ורזפתנ (רעב בוד) דינמה ברה תוקלתסה דחא הנש בשי (ןמלז רואינש) ברה םלוא...םהיתובשומ תומוקמ לכל ולהא עקתו ןסיירל ותנידמל עסנ ךכ רחא...שטירזעמב המימת ירדסב הגהנהה ומצע לע לבקל הצר אלו...ענזאלב קספעטיוומ לידנעמ םחנמ ‘ר שודקה ברה תעיסנ ירחא...תואישנ לע בולהאמ דע עסיו .ומע עוסנל הצר ברה םג השודקה ץראל הצרתנ רשא דע...וירחא ועסנ ןסייר ילודג לכ ךא .רטסינדה ושדק אסכ לע בשייל. Diese Tatsache wird in der Schrift von Bodek (I, 4, p. 17) in die Fabel verwandelt, daß Salman bis Stambul gekommen sei, dort einen Traum gehabt habe, der ihn bedeutet habe, in sein Geburtsland zurückzukehren. – Da S. Salmander Liadier ein gewiegter Talmudist, der erste unter den Chaßidäern, war, so nennen sie ihn schlechtweg ברה. Sein ןחלש ךורע zeugt allerdings von immenser Gelehrsamkeit. Er führte unter ihnen das Talmudstudium ein.

Seine chaßidäische Schrift אינת oder םירמא יטוקל (Slawita 1796 und 1799) ist nicht so blödsinnig, wie die übrige chaßidäische Literatur. Sie polemisiert (p. 58b) gegen das Orakelfragen bei dem קידצ für jede Unternehmung: ירפס לכמ דחאב הז גהנמ םתאצמ הפיא היא תוימשג הצעב לואשל ... םינורחאהו םינושארה לארשי ימכח 'וכו ימשגה םלועה ינינעב תושעל המ תדכ. Aber in chaßidäischer Strenge sprach auch er sich gegen Beschäftigung [577] mit Wissenschaften aus (4b): תומיא תומכחב קסועה תאמוט לע הרתי תאז דועו... בשחי םילטב םירבד ללכב םלועה 'וכו אמטמו שיבלמ אוהש... םילטב םירבד. Salmans Streitigkeiten mit Elia Wilna werden das. (p. 38b) in aller Breite erzählt. Das historisch Wichtige sei hier kurz zusammengefaßt. אסכ לע ןמלז רואינש 'ר בשי... ירחא הנדו הנישו ,הליפתלו הדועתו הרותל תובבל ךשמ ענזאל ק"קב ושדק ירחא וטנ רשא םלועה ישנאל דואמ הרח ,הליפתה חסונ תא רודגיבא...דואמ תקולחמה הברתנו (אנליוומ הילא ‘ר) ןואגה קחצי יול ברה תא ושרג יכ קסניפ ק"קב ברל לבקתנ רשא) הלהקה ישנא ודעותנ...םעה בבל םחהל אנליול עסנ...(םשמ גרובסרטעפל עסיש רודגיבאל ונתנו בר ףסכ ופסאו יול) בושטידראבמ ברהב די חולשל רודגיבא זביו...ןישלהל דוע ורכזי אל םידיסח םש יכ...הצרו ,ןמלז רואינש ברהבו (קחצי ‘ד תא ומצעב ליואפ רסיקה ינפל ןישליו גרובסרטעפל עסיו ןוה ףוסאל לעילב ישנאמ םשו די ול חקל יכ...ז"ש ברל...םילודג דורמל ונוצרו רשל םהילע היה אוהו לארשי גהנמ תינשלו ברה היה ‘בהו...י"אל בר תועמ ךס חלוש יכ ‘ב .תוכלמב רשא ‘ר ‘דהו ץיווחאלמ יכדרמ ‘ר ‘גהו בושטידראבמ גרובסרטעפב רסאמל ודבל ברה תא וחקיו...ןילאטסמ. – Es werden das. viele Fabeln von Wundern mitgeteilt, welche in Petersburg zu gunsten Salman des Liadiers geschehen seien, und auch die Anstrengung, welche die Sekte machte, ihn zu befreien.

Dieser Vorfall, Salmans Gefangennahme und Transport nach Petersburg unter Kaiser Paul, kann nur 1796 oder 1797 geschehen sein. Denn am 17. Nov. 1796 kam Paul auf den Thron, und am 9. Oktober 1797 starb bereits Elia Wilna, der zur Gefangennahme beigetragen haben soll. – In der Zwischenzeit, seit dem Tode Beers von Mizricz 1772, sind manche Maßregeln gegen die Chaßidäer unternommen worden. – Als das chaßidäische Predigtbuch בקעי תודלות ףסוי von Jakob Joseph Kohen 1780 erschien, wurde es in einigen Gemeinden verbrannt, und der Bann gegen die Chaßidäer wurde wiederholt (vgl. Finn, הירק הנמאנ, p. 138, 139, und Perl ןירימט הלגמ, Anf. Anmerk.) In Ms. II, 3, p. 154 heißt es: ןזוא עמשמל הבאד;(p. 157) שדוחב םכצראל עיגהש רפסה רבד לע םכשפנ בקעי יאנלופ ק"קד ברה רבחש... א"מקת זורכה קתעה םחנמ םויב אנליוב... הלודגה ה"כהבב זרכנש 'וכו ותוהמו ותוכיאו ףסוי הילא) ןואגה ברה דובכ ףורצב א"מקת בקע 'פ תבש זרכוהש לודגה םרחהמ לכל םסרופמו עודי רשאב...(אנליו םינוכמה םיעודיה םישנאה ןודינ ןכל ב"לקת תנשב לודג םוסרפב אטיל ונתונידמ לכב טעמכ טשפתנ ל"נה םרחהו...םידיסח םשב .תחפסמה התברו וררועתנ התע הנה ןילופו טומז ןסיירו םיאמטה .םישנא תובבר שי אניירקוא תנידמב טרפבו ונתונידמב יגיהנמ יסנרפו יניצק ינבר ינואג לכ וררועתה ןכ ומכו...ל"נה ומירחהו אוולעז דירי ארקנה לודגה אקושד אמויב אטיל תנידמ ק"קד זורכה חסונב...א"מקת לולא ח"רד ‘ב םויב זוע רתיב םש ...אנליוו. p. 174 heißt aus derselben Zeit: אוולעז דיריבו אלש םרחב היה םגו .ןסיירו אטיל תנידמ לכ תמכסהב זרכוה הלודגה ריעה הזל וררועתנ רבכו םירכנכ םקיזחהלו ןהמע ךדשל ברה יווצב אקארק. Das. p. 149: ףורשל םהלש ד"בא םירומג .ומות דע (ףסוי בקעי תודלות) ל"נה רפסה

September und Oktober [am 29. September?] 1785 ist der Bannspruch gegen die Chaßidäer in Krakau ausgesprochen worden. Ms.: ד"בו ברה) רומג םרחב ורזגו ומצע ינפב ןינמ ול תושעל ודי תא שיא םורי ילבל (אקארק ק"קד לע ףכ תוכהל וא םיתפש תוצירקב תונוש תועינתב ללפתהל ידכ חסונמ תואחסונ הזיא תונשל וא רוכשכ ושאר עינהלו ףכ לדבומ...םרחומ אהי...דחא אצמי אצמה םאו .הליפתה ‘ה םוי .יתוכ תפ ותפ...שרפומו [578] }]ה"מקת ירשת ח"כ ]ו"מקת?[ ק"פל. Im Jahre 1796 ist der Bann in Wilna wiederholt worden. Die Veranlassung dazu war, daß die Chaßidäer einen Knaben abgerichtet hatten, auszusagen, er sei ein Sohn Elia Wilnas, und daß dieser, sein Vater, sein Verfahren gegen die Chaßidäer bereue, ihr Tun und Lassen vielmehr billige. Mit diesem Knaben reiste ein Chaßidäer durch Deutschland bis Hamburg. Elia Wilna sah sich daher veranlaßt, zwei Sendboten auszuschicken, um den Schwindel zu dementieren. S. Finn a.a.O. S. 140, 141. Ms. I, 1, p. 174: כ"חאו עומשבו םרחה לע טרחתמ ןואגהש ולאה םיעשופה וראפתה .תינש םתוא הדינו דמע ז"נקת ו"נקת תנשב הז רבד ןואגה Dieser Bann vom Jahre 1796 und 1797 hängt unstreitig mit der Tatsache zusammen, daß Salman Liadi nach Petersburg transportiert wurde. Kurz vor dem Tode Elia Wilnas erhob sich wieder ein Sturm gegen sie infolge der durch den Druck verbreiteten zwei chaßidäischen Schriften, welche Ärgernis gaben. Die Proklamation gegen dieselben findet sich in demselben Ms.: ש"ביר תאוצ םשב םינוכמה ךילכיב הזיא םופדב ואב בורקמ תויה ונתנ ול רשא םירז םירבד ןענירד ךיז ןעדניפ םירקי יטוקלו ס"שה דומל טעמל רפסה ירבד תועמשמ לכ דוחיבו... בתכיל .ל"נה ךלכיבה ךותמ תורקל םדא םושל רזוג ןאמ זיא... םיקסופו ח"נקת ה"ר םדוק םיבצנ 'פ תבשב זרכוה... הזינג ןינועטו. Am 19. Tischri [= 9. Oktober 1797] starb Elia Wilna; sofort versammelten sich die Chaßidäer, um seinen Todestag schadenfroh zu feiern, das. 'ג םויב ןואגה רטפנשכ התשמ ושעו םידיסחה ופסאתנ והריטפ רחא ףכית תוכוס מ"החד רקובב ףכיתו הלילה לכ ןידוקר ושעו... ורכשו ותשו החמשו זורכה לע ומיכסהו הלודגה הפיסאה ופסאתנ. Tags darauf wurde in Wilna eine Art Inquisition, bestehend aus einem Pentevirat, gegen die Chaßidäer eingesetzt, daß sie nicht bloß als Ketzer behandelt, sondern aus der Stadt gewiesen werden sollten. Jedermann sei berechtigt und verpflichtet, sie zu verfolgen, das. ךלהש ימ הדונמ אוהה שיאחש יד אל (םידיסחה יכרד) םהיכרדב לכ לארשי רבל בשחי אל אוהה שיאהש םג אלא...לדבומו םוש ול אהי אלשו...הפמ שרגי הלכ...יתוכ תפ ותפ...רקע םושבו הפיסאבו להקב תונמתה םוש ול אהי אלש אטישפו...הקזח םלענה ףדור יפ לע לכהו הרבח. Das Datum lautet: ירשת לכב תונעשוהה םדוק אבר הנעשוה םויב זרכוה םגו ...ח"נקת תורנ יובכבו רפוש תועיקתב מ"בו כ"ב. In derselben Zeit 1797 und 1798 schrieben gegen die Chaßidäer Israel Löbel und der Verfasser von םיצירע רימז (o. S. 566).

Die Spannung war also in dieser Zeit außerordentlich verschärft, das angesehenste Oberhaupt der Chaßidäer war in Gefangenschaft in Petersburg. Wie er daraus befreit wurde, erzählen die chaßidäischen Quellen, Quelle I, 4 und das םידיסח להק, p. 39 ff.; viele Wunder lassen sie dabei geschehen, sind aber naiv genug zu erzählen, daß die reichen Chaßidäer 10 Prozent jeder Mitgift einander aufgelegt haben, daß 40000 Rubel zusammengeflossen sind, gesammelt durch des Liadiers Jünger, Ahron Levi, und endlich, daß sie in Wilna einen Spion unterhielten, der ihnen von jedem Schritte der Gegner Kunde gab. Wie lange Salman in Gefangenschaft war, ist nicht genau angegeben; es scheint bis Ende 1797. Er wurde befreit, geriet aber später in Streit mit einem andern Chaßidäeroberhaupt Baruch Miedziboz, einem Enkel Beschts, der auch mit Levi Isaak aus Berditschew in Streit lebte (das. p. 43). Gegen Ende von Pauls Regierung war S. Salman wieder in Petersburg in Haft und soll erst nach Alexanders I. Thronbesteigung befreit wor den sein (1800). – Salman ist der Stifter der [579] Untersekte der ד"בח (= תעד הניב המכח) oder ץיואבול ידיסח, die sich mit Talmud und Sohar beschäftigen, und von denen viele nach Palästina gewandert sind.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1900], Band 11, S. 576-580.
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