Fußnoten

1 Wir würden damit an Stelle der antiken »Catilinalegende« nur eine moderne setzen.

2 Jhering, Geist des römischen Rechts II (1)5 88ff.

3 De off. II 41f.

4 Als ob es dazu immer Privilegien bedürfte und nicht schon die »Ungunst« genügt hätte, »mit der das Recht den Armen behandelte, indem es dem Kapitalisten die Wege des Rechtes ebnete, dem armen Manne in äußerster Weise erschwerte«, wie Jhering selbst in einem anderen Werke (Scherz und Ernst in der Jurisprudenz, in dem Kapitel über: Reich und arm im römischen Zivilprozeß) so drastisch ausgeführt hat!

5 a.a.O. S. 90.

6 S. 237.

7 Das ist die Ansicht Adlers, Geschichte des Sozialismus und Kommunismus von Plato bis zur Gegenwart I S. 52. Von einem »nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten« gearbeiteten Geschichtswerke sollte man doch vor allem erwarten, daß es nur auf Grund einer genügenden Kenntnis des Standes der Überlieferung urteilt und uns nicht mit oberflächlichen Phrasen abspeist, die den unkundigen Leser geradezu irreführen, weil sie über die unglaubliche Dürftigkeit und Einseitigkeit der Tradition hinwegtäuschen und den Schein eines Wissens erwecken, das wir in dieser Weise gar nicht haben können.

8 Adler a.a.O. Der Kuriosität halber sei hier auch der Ansicht Lorias gedacht, daß das alte Rom keine soziale Revolution gehabt habe, weil es durch panem et circenses die Grundrente elidiert habe! La rendita fondiaria e la sua elisione naturale S. 24.

9 Wenn man diesen problematischen Begriff nicht lieber von vorneherein ablehnt!

10 Apol. 24.

11 Vgl. die schönen biogeographischen Erörterungen von Ratzel in seiner politischen Geographie S. 1ff. (1899) und dazu Schäffle, Der Staat und sein Boden (Tüb. Ztschr. f. Staatsw. 1899 S. 199ff.) und Below, Naturwissenschaft und Geschichte (Beil. z. Münch. Allg. Ztg. 1899 Nr. 279), Arbeiten, auf die angesichts der auch in der Altertumswissenschaft noch immer weitverbreiteten konventionellen Anschauungen über derartige Fragen nicht dringend genug hingewiesen werden kann.

12 Ratzel, Anthropogeographie S. 598.

13 Hehn, Italien S. 81.

14 De pet. cons. 54: Roma est, civitas exnationum conventu constituta.

15 Flori epit. p. XLI (Jahn) in illo orbis terrarum conciliabulo. Vgl. Symmachus IV 28: undique gentium convenitur.

16 ἐν Ῥώμῃ τῇ κοσμ[ορτ]όφῳ CIG-5923 A 18.

17 ἐπιτομὴ τῆς οἰκομένης: Polemo bei Athenäos I 36.

18 VII 405.

19 Cons. ad. Helv. 6, 2.

20 Wie es in einem Fragment bei Diodor heißt 34, 6 (exc. Vat. p. 103): καὶ συνέρρεον εἰς τὴν Ῥώμην οἱ ὄχλοι ἀπὸ τῆς χώρας ὡσπερεὶ ποταμοί τινες εἰς τὴν πάντα δυναμένην δέχεσϑαι ϑάλατταν.

21 in der dank der liberalen Verleihung des Bürgerrechtes an die Freigelassenen neben dem Römer zahlreiche Elemente griechischen, orientalischen und sonstigen fremden Geblütes sich befanden.

22 Graecus apud Graecos, pro Flacco 17. Vgl. ebd. nostras contiones illarum nationum homines plerumque perturbant.

23 Was Schiller, Spaziergang v. 71ff., von dem sozialen und geistigen Milieu der Stadt sagt, gilt natürlich von der Großstadt in besonderem Maße:

»Näher gerückt ist der Mensch an den Menschen. Enger wird um ihn,

Reger erwacht, es wälzt rascher sich in ihm die Welt.

Sieh', da entbrennen in feurigem Kampf die eifernden Kräfte« usw.

24 In den Reden der römischen Staatsmänner bei Dionys von Halikarnaß spielt der Hinweis auf Beispiele aus der Geschichte der griechischen Staaten eine große Rolle. Eine Art der Argumentation, die gewiß nicht ausschließlich auf das Konto des griechischen Autors zu setzen ist. Sie hat in der politischen Beredsamkeit der Revolutionsepoche in der Tat eine Rolle gespielt und fand sich daher gewiß schon in der römischen Annalistik dieser Zeit. Siehe G. Porzio, Concetti greci nelle riforme dei fratelli Gracchi (Rivista di storia antica 1899 S. 60ff., 212ff., 412ff.).

25 Wie sehr die übliche Vorstellung von der römischen »Nüchternheit« einer Korrektur bedarf, zeigt auch die interessante Tatsache, daß die Römer nach Ausweis des echten einheimischen Sprichworts genau so wie die Griechen vom Schlaraffenland gefabelt und zu der Ausgestaltung des »überaus lustigen verkehrten Weltbildes« beigetragen haben, welches »nur die übermütigste und frischeste Phantasie entwerfen konnte«. Siehe Crusius, Märchenreminiszenzen im antiken Sprichwort a.a.O. S. 40.

26 VII 66, 4: εἰ γάρ τι καὶ ἄλλο τῆς Ῥωμαίων πόλεως μέγα ἐγκώμιόν ἐστι ..., τὸ μήτε τοὺς δημοτικοὺς καταφρονήσαντας τῶν πατρικίων ἐπιχειρῆσαι αὐτοῖς καὶ πολὺν ἐργασαμένους τῶν κρατίστων φόνον ἅπαντα τἀκείνων παραλαβεῖν, μήτε τοὺς ἐν τοῖς ἀξιώμασιν ἢ διὰ σφῶν αὐτῶν ἢ ξενικαῖς ἐπικουρίαις χρησαμένους διαφϑεῖραι τὸ δημοτικὸν ἅπαν καὶ τὸ λοιπὸν οἰκεῖν ἀδεῶς τὴν πόλιν.

27 Ebd.

28 Siehe Wölfflin, Zur Psychologie der Völker des Altertums (Archiv f. lat. Lex. Bd. 7 S. 333ff.).

29 Siehe die Stellen ebd.

30 Ratzel, Politische Geographie S. 53. Auch in Rom hat man für diese Eigenart des echten Bauern einen scharfen Blick gehabt. Siehe Cato de r.r. 1: At ex agricolis et viri fortissimi et milites strenuissimi gignuntur maximeque pius quaestus stabilissimusque consequitur minimeque invidiosus; minimeque male cogitantes sunt, qui in eo studio occupati sunt.

31 So Ihne, Römische Geschichte II 291. Als ob die Fähigkeit, nationalökonomisch richtig zu denken, schon mit dem Nationalcharakter gegeben sei! Was übrigens dem manchesterlichen Ihne als Ausfluß eines gesunden volkswirtschaftlichen Urteils erscheint, dient anderen umgekehrt zum Beweis für ein ungesundes volkswirtschaftliches Denken der Römer! Oertmann z.B. (Die Volkswirtschaftslehre des corpus iuris civ. S. 11) meint, daß dem Römer jeder Sinn für das »Ineinandergreifen der einzelnen Berufe und Wirtschaftskreise«, jede Anschauung von den »Massenerscheinungen des wirtschaftlichen Volkslebens« gefehlt habe und daher auch alle Produktion, alle Gunst und Ungunst der Erwerbsverhältnisse als »etwas rein Individuelles, staatlichem Zugriff Unerreichbares« erschienen sei (!). Er nimmt bei den Römern ein »großes Vakuum in den Grundanschauungen vom menschlichen Gemeinleben« an, welches sie »an ein Eingreifen des Staates in die Volkswirtschaft gar nicht denken ließ«. – Als ob es in Rom niemals Zins- und Wuchergesetze, niemals Ackergesetze gegeben hätte!

32 Wie sie Weise in seiner Charakteristik der lateinischen Sprache, 2. Aufl., S. 94, behauptet.

33 Mommsen, R. G. I 24.

34 Vgl. über diese Zinsgesetze der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts Billeter, Gesch. des Zinsfußes im Altert., S. 135, der im Hinblick auf die völlig ausreichende und unzweideutige Überlieferung die Zweifel an der Geschichtlichkeit des Zinsverbotes mit Recht zurückweist.

35 Diejenigen, welche dergleichen beim »Römer« für unmöglich halten, verkennen, daß ein solcher Radikalismus in der Abwehr einer als feindlich betrachteten ökonomischen Macht recht eigentlich dem Denken des Bauern entspricht.

36 Mit Recht bemerkt Diehl, Wirtschaft und Recht Jbb. f. Nat. u. Stat. 1897 (Bd. 69) S. 846, mit Bezug auf Proudhon, daß ohne privaten Zinsbezug seitens der Inhaber des Kapitals dem Privateigentum am Kapital selbst der Boden entzogen wird, daß die prinzipielle Verwerfung des Zinses in logischer Folge auch zur Negation des Privateigentums an den Produktionsmitteln führen müßte.

37 Sombart a.a.O. S. 13.

38 der gravitas et dignitas, die man übrigens genau so bei dem modernen Italiener auch der niedersten Stände findet, ohne daß sie bei demselben die Eigenschaften ausschlössen, die man dem Römer abspricht.

39 Nach der Charakteristik von V. Hehn a.a.O. S. 79. Wie bezeichnend für dies lebhafte, leicht erregbare Volksnaturell sind die Anweisungen, die Cicero dem Redner gibt, vgl. z.B. Orat. 131.

40 der libertas Romana! Siehe die bezeichnende Äußerung des Catilinariers und Insurgentenführers C. Manlius bei Sallust Catilina c. 33: libertatem (sc. petimus), quam nemo bonus nisi cum anima simul amittit.

41 Hehn S. 114.

42 Dionys VII 18 sagt von den Anfängen des Ständekampfes, es sei damals nicht vorgekommen, daß »die Armen in die Häuser der Reichen einbrachen, wo sie Lebensmittel zu finden hofften oder das zu Markte gebrachte Korn zu rauben versuchten«. Eine Bemerkung, die deutlich erkennen läßt, wie oft dergleichen im späteren Italien vorkam.

43 Gegen diese für die bodenlose Entartung des Kapitalismus bezeichnende Neigung der Reichen, auch freie Leute im Dunkel ihrer ergastula verschwinden zu lassen, schützte ihn nur das schwächliche Gesetz, welches die Versklavung von Freien mit einer Geldstrafe bedrohte!

44 Diodor XXXVI 6. Die Folge ist, daß πάντες οἱ κατὰ τὰς πόλεις ὑπέλαβον τὰ μὲν ἐντὸς τειχῶν μόλις εἶναι ἴδια, τὰ δ᾽ ἐκτὸς ἀλλότρια καὶ δοῦλα τῆς παρανόμου χειροκρατίας.

45 Es ist dies übrigens auch direkt bezeugt durch die Bemerkung Appians b.c. I 116 über die ἐλεύϑεροι ἐκ τῶν ἀγρῶν unter den Banden des Spartakus.

46 Über diesen merkwürdigen sizilischen Sklavenstaat des Syrers Eunus, über dessen soziale Verfassung uns allerdings nichts Näheres bekannt ist, s. Bücher a.a.O.

47 Um welche Massenbewegungen es sich auch hier handelte, das zeigt z.B. Livius XXXIX 29.

48 Wie denn überhaupt Mommsen in sozialer Hinsicht nicht so ganz unrecht hat, wenn er R. G. III 516 meint, das Italien der ciceronischen Epoche gleiche wesentlich dem Hellas des Polybios.

49 Man denke u.a. nur an die Greuel der von Marius auf ihre Herren losgelassenen Sklavenmassen! Plutarch Sertorius 5.

50 Gegenüber dem Amtsadel der Nobilität, der Ritterschaft, dem Mittelstand und Kleinbürgertum kann man von dem römischen Proletariat immerhin als von einem Stande reden.

51 Oft nur ein Leben auf den äußeren Schein, wie es eine ungesunde Sitte übrigens auch von anderen Ständen forderte. Klassisch formuliert von Juvenal VII 136ff.:

... Convenit illis

Et strepitu et facie maioris vivere census;

Sed finem inpensae non servat prodiga Roma.

Daher so oft glänzende Armut, kostspielige Hungerleiderei! Siehe Friedländer, Sittengeschichte Roms [I 10 S. 20].

52 Vgl. die Schilderung solcher proletarischer Existenzen aus dem Ritterstande bei Martial VIII 5 mit Bezug auf einen gewissen Macer, »der solange Ringe an Dirnen verschenkt hat, bis er aufhörte, Ringe zu haben« (d.h. das Recht, den goldenen Ring als Abzeichen des Ritterstandes zu tragen). Vgl. Juvenal XI 42 mit Bezug auf einen gewissen Pollio, den, nachdem er alles verpraßt, zuletzt auch der Ring verläßt, und der nun mit bloßen Fingern betteln gehen muß. Dazu Gellius XI 7, 3.

53 Wie die beiden Sachwalter, von denen Martial III 38 sagt: neutri pensio tota fuit.

54 in parva cella. Juvenal VII 28.

55 Sueton ill. gramm. 9: et habitare sub tegulis quodam scripto fatetur.

56 In der siebenten Satire.

57 studiis indignum ferre laborem Juvenal VII 17. Vgl. 60f.: maesta paupertas atque aeris inops, quo nocte dieque corpus eget.

58 Über die für den Pauperismus in Rom charakteristische große Zahl dieser Figuranten und über die ganze Frage überhaupt s. mein Buch über die antiken Großstädte S. 39f.

59 Siehe Friedländer in der Einleitung zu seiner Martialausgabe S. 10f.

60 Siehe Friedländer, Einleitung zur Juvenalausgabe S. 18f.

61 Drastisch formuliert von Martial III 30:

Cum ratione licet dicas te vivere summa,

Quod vivis, nulla cum ratione facis.

62 III 38.

63 IV 5.

64 III 30.

65 III 162ff.

66 III 21ff.

67 Siehe mein Buch über die antiken Großstädte S. 52f. und oben S. 369. Vgl. auch die Gegenüberstellung des »integer populus« oder der »pars integra populi« und der »humillimi« oder der »plebs sordida« bei Livius IX 46, 13f. und Tacitus hist. I 4.

68 Vgl. die Frage des Nabobs in der drastischen Satire des Petronius (48), was denn ein Armer für ein Ding sei! Quid est pauper?

69 Siehe Bd. I S. 228.

70 [Quintilian] decl. XIII werden einmal [c. 2] als Eigentümlichkeiten der Großstadt bezeichnet: tumultus, ambitus und majoris fortunae cupiditas. Und war diese leidenschaftliche Gier nach »Glückssteigerung« bei dem Armen etwa geringer als bei dem Besitzenden?

71 dem fastidire minores, wie Martial III 31 sich ausdrückt.

72 Vgl. z.B. die systematische Zusammenstellung der Anklagen Juvenals gegen die vornehme und reiche Welt in der Ausgabe Friedländers S. 20ff.

73 Auch die durch Interessengemeinschaft mit den großen Familien verbundenen Klienten und Freigelassenen erscheinen zum Teil als sozialkonservatives Element. Vgl. Tacitus hist. I 4: pars populi integra et magnis domibus adnexa, clientes libertique.

74 Vgl. was Tacitus de orat. 40 über diese Demagogie sagt: est magna illa et notabilis eloquentia alumna licentiae, quam stulti libertatem vocant, comes seditionum, effrenati populi incitamentum, sine obsequio, sine veritate, contumax, temeraria, arrogans.

75 Horaz Satiren I 1, 62: quia tanti, quantum habeas, sis. – Lucilius im Schol. Juv. III 143: quantum habeas, tantum ipse sis tantique habearis. Vgl. zu diesen sprichwörtlichen Sätzen A. Otto, Geldverkehr und Besitz im Sprichwort. Archiv f. lat. Lex. Bd. VI S. 47ff.

76 Ovid Fasten I 218: pauper ubique iacet.

77 Petronius 137: quisquis habet nummos, secura naviget aura; vgl. ebd. 77: credite mihi: assem habeas, assem valeas: habes, habeberis; sic amicus vester, qui fuit rana, nunc est rex.

78 Diese Reflexion hat dichterischen Ausdruck gewonnen durch Martial II 53:

Vis fieri liber? mentiris, Maxime, non vis.

Sed fieri si vis, hac ratione putes.

Liber eris ...

Si tua non rectus tecta subire potes.

79 Allerdings ist bei der Monopolisierung von Magistratur und Senat durch die Nobilität die Geburt von wesentlicher Bedeutung, aber bei der steigenden Kostspieligkeit der Wahlen fielen doch tatsächlich die materiellen Mittel, die der Kandidat aufwenden konnte, sehr entscheidend ins Gewicht.

80 XXXIV 31, 17: paucos excellere opibus, plebem subiectam esse illis vultis. Vgl. Ovid amor. III 8, 3:

Ingenium quondam fuerat pretiosius auro,

At nunc barbaria est grandis habere nihil.

Dazu die Klage des Plinius n.h. XIV 1, die mit den bezeichnenden Worten schließt: captatio in quaestu fertilissimo, ac sola gaudia in possidendo. Vgl. ebd.: eodem habendique ad spes omnium tendente voto.

81 Vgl. die zahlreichen charakteristischen Belege bei Kaser, Politische und soziale Bewegungen im deutschen Bürgertum zu Beginn des 16. Jahrhunderts (1899), besonders S. 226 (»Alle Dinge teilen und gemein machen!«). Hier ist der schon von Lamprecht angenommene, von Lenz mit Unrecht bestrittene kommunistische und sozialistische Charakter einer ganzen Reihe dieser städtischen Bewegungen klar erwiesen.

82 Vgl. z.B. Cicero pro Sest. 106: etenim tribus locis significari maxime populi Romani iudicium ac voluntas potest, contione, comitiis, ludorum gladiatorumque consessu. Um welche Massen es sich hier handelte, zeigt z.B. der Umstand, daß es allein im Zirkus zur Zeit Cäsars 150000 Plätze gab, und daß diese Zahl in der Zeit Vespasians auf 250000, im 4. Jahrhundert auf 385000 stieg. – Über die Bedeutung dieser Anstalten für die Möglichkeit von Massenkundgebungen vgl. z.B. Tacitus hist. I 72: ubi plurima vulgi licentia in circum ac theatra effusi seditiosis vocibus strepere. Siehe Ann. VI 13.

83 V 64. Vgl. V 67 u. VI 22. Wie oft war auch bei römischen Historikern die Rede von contiones civium seditiosae, von contiones seditiose concitata u. dgl. m.! Und wie stürmisch konnte es bei solchen Massenbewegungen hergehen! Vgl. z.B. Ciceros Klagen (ad Quintum fratrem II 1, 2): de Clodianis incendiis, trucidationibus, lapidationibus.

84 Sombart a.a.O. S. 77.

85 Leo, Geschichte Italiens I 31. »Der Italiener kommt schneller aus dem kindlichen Gebundensein zu einer freieren Stellung gegen die Welt«, zur »Freiheit der geistigen Betrachtung«. »Das Volk weiß sich in physischer und moralischer Beziehung leichter frei und bewegt sich frei. In Italien ist der Pöbel nicht demütig, er fühlt sich den höheren Ständen gegenüber in einer gewissen geistigen Kraft« (29ff.). »Alles was auf des Menschen Phantasie oder Reflexion, auf seine Sinnlichkeit oder seinen Eigennutz einwirkt, hat nirgends eine größere Gewalt gehabt als in Italien« (34).

86 Vgl. auch z.B. die bezeichnende Äußerung bei Sallust, ad Caesarem de rep. II 7: nam ubi bonus deteriorem divitiis magis clarum magisque acceptum videt, primo aestuat multaque in pectore volvit. Eine Äußerung, die gar nicht einmal ausschließlich den Armen so reflektieren läßt.

87 Cäsar b.c. III 21 (impetu multitudinis ... facto!). Cassius Dio XLII 32, 3 (ὁ ὄχλος τά τε περὶ τὴν ἀγορὰν ἀποφράξας). Siehe oben S. 351f.

88 RG. Bd. III 512.

89 Über diesen Revolutionarismus der Masse vgl. die gewiß auch durch die Erfahrungen der Revolutionsepoche Roms veranlaßte Äußerung Ciceros de rep. I 65: si quando ... populus ... id quod evenit saepius, optimatium sanguinem gustavit ac totam rem publicam substravit libidini suae (cave putes autem mare ullum aut flammam esse tantam, quam non facilius sit sedare quam effrenatam insolentia multitudinem), tum fit illud, quod apud Platonem est luculente dictum (folgt eine Übersetzung der massenpsychologischen Analyse in Platos Rep. VIII 562 c ff., vgl. Bd. I Kap. 3 Abschn. 2, der also Cicero Allgemeingültigkeit – auch für die römischen Massen! – zuschreibt!).

90 de off. 23.

91 Sueton Cäsar 38. Cassius Dio 42, 51 u. 48, 9.

92 Princ. hist. V 14: congiariis frumentariam modo plebem singillatim placari ac nominatim, spectaculis universam.

93 Sallust, ad Caesarem de rep. I 7, 2: igitur provideas oportet, uti plebs largitionibus et publico frumento corrupta habeat negotia sua, quibus ab malo publico detineatur.

94 Siehe z.B. Sueton Augustus c. 25: si tumultus graviore annona metueretur. Ammianus XIV 6: cum oratio ad ea demonstranda deflexerit, quae Romae gererentur, nihil praeter seditiones narratur et tabernas. Vgl. XXVI 3, 6 über die murmura super inopia victui congruentium –, quod assidue Romae contingit. XXI 12, 24: querelae plebis excitari crebro solitae. Symmachus ep. IV 5: ne ... perturbatio plebis oriatur. Vgl. ebd. II 6: frequens enim sermo est, tenui victu in turbas plebem moveri.

95 die iracundia accensorum pauperum, wie Ammian XXVII 3, 10 sich ausdrückt.

96 Vgl. ebd. § 8: collecta plebs infima domum eius ... iniectis facibus incenderat et malleolis, ni vicinorum et familiarium veloci concursu a summis tectorum culminibus petita saxis et tegulis abscessisset.

97 Ebd. § 4 z.J. 367: domum eius in Transtiberino tractu pulcherrimam incenderunt ea re perciti, quod vilis quidam plebeius infixerat illum dixisse sine indice ullo vel teste libenter se vino proprio calcarias extincturum, quam id venditurum pretiis, quibus sperabatur.

98 Wie bezeichnend ist in dieser Hinsicht auch die Schilderung ebd. XV 7, 3: cum itidem plebs excita calore quo consuevit vini causando inopiam. ad Septemzodium convenisset.

99 Catil. c. 37: nam semper in civitate quibus opes nullae sunt bonis invident, malos extollunt, vetera odere, nova exoptant, odio suarum rerum mutari omnia student: turba atque seditionibus sine cura aluntur, quoniam egestas facile habetur sine damno. Sed urbana plebes, ea vero praeceps erat de multis causis.

Quelle:
Robert von Pöhlmann: Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, München 31925, Bd. 2.
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