Pfaff

[769] Pfaff. Das Wort kommt von lat. papa = Vater, womit bei den Kirchenvätern ein höherer Geistlicher, ein Bischof benannt wurde; es ist schon ins Gotische aufgenommen und erhält später im Ahd. die Form pfaffo, mhd. phaffe, pfaffe mit der Bedeutung des Weltgeistlichen überhaupt. Aus der griechischen Form jenes lat. papa, aus papas, welches in der Kirchensprache ein Name des höchsten Priesters war, entstand ahd. und mhd. bâbes, bâbest, nhd. Papst. Pfaffen werden im Mittelalter den Laien und den Mönchen entgegengesetzt; leien unde pfaffen ist soviel als jedermann. Die geistlichen Geschäfte der Pfaffen sind namentlich Eheeinsetzungen, Seelenmessen, Begräbnisse und Beichte. Wenn zwar an unzähligen Orten von sündhaftem Thun der Pfaffen erzählt wird, so wird doch oft eingeschärft, dass ihr heiliges Amt von ihrem persönlichen Lebenswandel zu unterscheiden sei und unter letzterem nicht ernstlich leide. Erst um die Zeit der Reformation verlor das Wort seine ursprüngliche würdevolle Bedeutung, doch bemerkt schon Aventin etwas früher, der Name Pfaff sei ein »unehrliches und Schmachwort«. Siehe die Wörterbücher von Müller-Zarncke und Schmeller.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 769.
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