Coronis

[779] [779] CORONIS, ĭdis, ( Tab. XII.) des Phlegyas Tochter, Pausan. Corinth. c. 26. p. 132. ein ungemein schönes Frauenzimmer, wurde von dem Apollo geliebet und auch zu Falle gebracht. Indem sie sich aber mit einem jungen Menschen, der Ischys hieß, in eben dergleichen Händel einließ, so hinterbrachte er des Apollo angenehmster Vogel, der Rabe, diesem, welcher denn, aus Zorne übereilet, alsofort seinen Pfeil und Bogen ergriff, und die Koronis damit erschoß. Da ihm aber solches so gleich wieder Leid wurde, und er alle seine medicinischen Künste anwendete, sie beym Leben zu erhalten, indem sie zumal mit dem Aeskulapius von ihm schwanger war, so verdroß ihn, da solches nicht angehen wollte, des Rabens Plauderey dermaßen, daß, da er zuvor ein angenehmer weißer Vogel war, er ihn in einen kohl-schwarzen dafür verwandelte. Ovid. Metam. II. v. 542. & Apollod. lib. III. c. 10. §. 3. Man hat diese Begebenheit auf einer Gemme vorgestellet, wo sich Apollo mit betrübtem Gesichte an einen Baum hält, der an einem Felsen steht. Koronis liegt sterbend zu seinen Füßen und der Rabe, der auf einem Felsen sitzt, sieht zu ihr hinunter. Lipperts Dactyl. 1 Taus. 189. Einige melden, daß nicht Apollo, sondern Diana, sie erschossen, als sie gesehen, was sie ihrem Bruder zum Nachtheile mit dem Ischys vornehme. Pindar. Pyth. Γ. α. 4. Wie nun erstere wollen, daß Apollo selbst den Aeskulapius von ihr genommen, da sie schon auf dem brennenden Scheiterhaufen gelegen; Id. ib. β 9. & Apollod. l. c. also schreiben diese hingegen solchen Dienst dem Mercurius zu Pausan. l. c. p. 133. Nach andern soll sie bey einer Reise mit ihrem Vater, vor dem sie ihre Schwangerschaft verhehlet, das Kind auf einem Berge in der Gegend von Epidaurus weggesetzet haben. Id. l. c. Man hält es für wahrscheinlich, daß sie in diesen Umständen gestorben, welches denn zu der Fabel, daß sie vom Apollo oder der Diana erschossen worden, Anlaß gegeben. Ban. Erl. der Götterl. III B. 771. Wie indessen die [780] beyden Koronides unrecht mit einander vermenget werden: Lactat. Plac. Narr. lib. II. Fab. 7. & ad eum Muncker. l. c. so hatte, nach einigen, Apollo seiner Koronis den Raben zum Hüter bestellet. Hygin. Fab. 202. Sie bekam indessen an der göttlichen Ehre mit Antheil, welche ihrem Sohne, dem Aeskulap, erwiesen wurde. Ihre Bildsäule stund in dessen Tempel zu Titane, woraus man sie alle Jahre in den Tempel der Minerva trug und daselbst verehrete. Pausan. l. c. p. 106.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 779-781.
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