Hamadryades

[1186] HAMADRYĂDES, um, Gr. Ἁμαδρυάδες, ων.

1 §. Namen. Sie haben solchen von ἅμα, zugleich, und δρῦς, Eiche, oder überhaupt ein Baum, weil sie zugleich mit den Bäumen entstunden und wieder vergiengen; Mnesimach. ap. Schol. Apollon. ad lib. II. v. 479. Lateinisch wurden sie Viræ querquetulanæ genannt, von den quercetis, oder Eichenwäldern, wo sie sich insonderheit befanden. Voss. Etymol. in Querquetulanus, s. p. 493.

2 §. Wesen. Sie waren Nymphen, welche insonderheit ihren Aufenthalt in [1186] den Eichen hatten, jedoch werden sie nicht unbillig für Göttinnen aller und jeden Bäume gehalten. Voss. Etymol. in Querquetulanus, & Spanhem. ad Callim. Hymn. in Delum v. 81. Sie sind von den Dryaden darinnen unterschieden, daß sich diese unter den Bäumen, sie aber selbst in den Bäumen, und zwar in deren jedem eine besonders aufhielten. Wenn nun ein solcher Baum vergieng, oder umgehauen wurde, so mußten sieauch mit vergehen; daher sie denn oft deren Vertilgung nach allem Vermögen zu verhindern suchten. Serv. ad Virgil. Ecl. X. v. 62. Man sehe Beyspiele davon unter Erysichthon, Chrysopelea, Paræbius und Rhœcus der Knidier.

3 §. Besondere Namen. Dergleichen waren Chrysopelea; ferner Atlantea und Phöbe, mit welchen Danaus die Hippodamia, Rhodia, Glauce, Cleopatra, Asteria, Hippomedusa, Gorge, Iphimedusa, Rhode, und noch eine Hippodamia zeugete. Apollod. l. II. c. 1. §. 5. Indessen geben deren einige in allem noch acht an, welche des Oxylus und der Hamadryas Töchter gewesen. Pherenicus ap. Athen. L. III. c. 5. p. 78. & Spanhem. ad Callim. in Delum v. 83. Sieh Hamadryas.

4 §. Verehrung. Sie hatten mit den übrigen Nymphen einerley Verehrung; sonst aber doch auch ihre eigene Kapelle zu Rom auf dem cölischen Berge, welche Sacellum Querquetulanum hieß, wobey sich zugleich ein ihnen geheiligter Eichenhayn befand. Varro & Festus ap. Voss. Etymol. in Querquetulanus. cf. Nardinus lib. IV. c. 2. p. 155.

5 §. Eigentliche Bewandniß. Sie waren an sich nichts, als eingebildete Gottheiten, welche vielleicht nur darum erdacht waren, daß sich nicht ein jeder an den Bäumen, die zumal frey stunden, und so langsam, als die Eichen, empor wachsen, vergreifen, und sie in ihrem Wachsthume, durch muthwillige Beschädigung hindern sollte. Nat. Com. lib. V. c. 11. p. 466. Will man aber die wachsen und grün machende Kraft, oder den Saft der Bäume unter ihnen verstehen, so kann man es auch annehmen. Vives ad Augustin. de C. D.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1186-1187.
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