Macháon

[1508] MACHÁON, ŏnis, Gr. Μαχάων, ονος, ( Tab. XIV.)

1 §. Aeltern. Sein Vaterwar Aeskulapius, oder, wie er auch genannt wird, Asklepius, die Mutter aber, nach einigen, Koronis, Hygin. Fab. 97. nach [1508] andern und richtigern aber Epione, Schol. Pind. Pyth. Od. 3. nach den dritten Hesione, des Merops Tochter, und nach den vierten Xanthione. Schol. Hom. Il. Δ. v. 163.

2 §. Stand und Verrichtungen. Er besaß ein kleines Königreich in dem Peloponnesus. Pausan. Messen. c. 3. p. 220. Dabey war er ein sehr guter Arzt, oder, nach damaliger Art, vielmehr Wundarzt, Aurel. Vict. de O. G. R. c. 1. & Corn. Celsus in Præfat. p. 2. und gab unter andern einen Freyer um die Helena mit ab. Hygin. Fab 81. Nachher gieng er, nebst seinem Bruder, Podalirius, mit vor Troja zusammen mit dreyßig Schiffen. Homer. Il. Β. v. 733. Er allein hatte zwanzig davon mit Leuten aus Attika besetzet. Id. Fab. 97. Bey der Belagerung schoß ihn Paris mit einem Pfeile in die Schulter: es mußte ihn aber Nestor, auf des Idomeneus Zurufen, sogleich aus der Schlacht hinweg, und in Sicherheit bringen, weil den Griechen insgesammt allzuviel an ihm, als ihrem gemein. schaftlichen Arzte, gelegen war. Id. ib. Λ. v. 506. So heilete er endlich des Philoktets lange Zeit unheilbare Wunde. Propert. l. II. el I. v. 59. Tzetz. ad Lycop. 911. Einige wollen daher auch, die Griechen hätten ihm seiner Wissenschaft wegen die meisten Kriegsarbeiten und Gefährlichkeiten erlassen. Diod. Sie. l. IV. c. 73. p. 190. Gleichwohl kroch er mit in das hölzerne Pferd, und ließ sich also in die Stadt Troja schleppen. Hygin. Fab. 108. & Virg. Aen. II. v. 233. Er wurde aber doch nachher, da er des Nireus Tod rächen wollte, von dem Eurypylus, des Telephus Sohne, noch erleget, und seine Gebeine nahm Nestor mit zu sich. Auctor. Iliad. parvæ ap. Pausan. Lacon. c. ult. p. 214. Q. Calab. VI. 391.

3 §. Gemahlinn und Söhne. Zur erstern machet man des Diokles, Königs zu Pharä Tochter, Antiklea, mit welcher er den Nikomachus und Gorgasus zeugete. Pausan. Messen. c. 30. p. 273. Sieh Nicomachus. Außer diesen sollen ohne Anzeige der Mutter auch noch Sphyrus und Alexanor, Paus. Cor. [1509] c. 23. p. 127. imgleichen Polemokrates, Id. ib. c. ult. p. 157. und endlich Asklepius der jüngere, seine Söhne gewesen seyn. Augustin. ap. Boccacc. l. V. c. 21.

4 §. Verehrung. Er hatte seinen besondern Temvel zu Gerenien, und glaubete man, daß er den Menschen zeigete, was sie wider die Krankheiten brauchen sollten. Seine Bildsäule in solchem Tempel war von Erzte, und hatte eine Krone auf dem Haupte, das umliegende Ländchen aber, welches ihm auch geheiliget war, hieß Rhodos. Zu Pergamus wurde er so hoch gehalten, daß niemand des Eurypylus Namen in des Aeskulapius Tempel nennen durfte, weil er den Machaon umgebracht hatte. Pausan. Lacon. c. ult p. 214. Es soll aber Glaukus zuerst ihm in Gerenia Opfer gebracht haben. Id. Messen. c. 3. p. 221.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1508-1510.
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