Hesione

[1263] HESIŎNE, es, Gr. Ἡσιόνη, ης, ( Tab. XXXI.) Laomedons, Königs zu Troja, Tochter, wurde durch das Loos getroffen, daß sie dem Cetus, einem ungeheuren Seethiere, welches Neptun dem Laomedon zur Strafe zugeschickt, sollte au verschlingen vorgegeben werden. Sie war auch bereits wirklich an einen Felsen angebunden, als Herkules mit den Argonauten dahin kam, und nachdem er ihren Unfall von ihr selbst vernommen, sie alsofort wieder los machte. Er begab sich zu dem Laomedon, und that die Erbiethung, daß, wo er ihm die Pferde geben wollte, welche Tros für den Ganymedes vom Jupiter erhalten, er den Cetus erlegen wollte. Als sich Laomedon solches willigst gefallen ließ, so richtete Herkules auch das Seewunder hin. Diod. Sic. l. IV. c. 43. p. 171. Diese Befreyung sieht man noch auf einer der feinsten mosaischen Arbeiten in der Villa Albani porgestellet. In dem Rachen des Meerwunders stecket bereits ein Pfeil. Hesione steigt den Berg herab und Telamon reichet ihr die Hand. Zur Rechten des Felsen brennet ein Haus, welches auf den Krieg des Herkules vor Troja zielen mag. Winkelm. Monum. antichi. 66. p. 91. Als Hesione darauf die Wahl bekam, ob sie lieber bey dem Vater, oder ihrem Erlöser bleiben wollte, so wählete sie letzteres; daher sie denn Herkules dem Laomedon so lange wieder anvertrauete, bis er von seiner Reise zu rück käme. Diod. Sic. l. c. Allein, Laomedon wollte hernach weder Pferde, noch die Hesione abfolgen lassen; daher Herkules einige Zeit darauf eine ziemliche Flotte zusammen brachte, den Laomedon schlug und erlegete, auch die Stadt Troja selbst eroberte. Weil nun [1263] Telamon der erste war, der in dieselbe eindrang, so gab er ihm hernach die Hesione zur Gemahlinn. Id. ib. c. 32. Man hat noch einen vortrefflich geschnittenen Stein, auf welchem man sehen will, wie Hesione vom Telamon geliebet wird und beyde vom Herkules gekrönet werden. Lipperts Dactyl. I Taus. 599 N. Er stellete dieser hierbey frey, einen von den Gefangenen zu lösen, welchen sie wollte, da sie denn mit ihrem goldenen Hauptputze den Podarces, ihren Bruder, lösete, welcher daher von πρίαμαι, ich kaufe, den Namen Priamus, von dem Herkules aber sein väterliches Reich darzu bekam. Apollod. l. II. c. 6. §. 4. Ovid. Metam. XI. v. 217. & Serv. ad Virg. Aen. III. v. 3. Ob nun wohl Hesione mit dem Telamon sehr wohl zufrieden war, mit ihm auch den Teucer zeugete; Hygin. Fab. 89. so mußte sie dennoch den Trojanern hernach insonderheit zur Ursache dienen, warum Paris die Helena entführet; weil solches die Rache für die Zurückhaltung solcher Hesione seyn sollte. Dares Phryg. c. 4. 11. Gleichwohl floh sie nachher, da sie mit dem Trambelus von ihm schwanger gieng, nach Milet, wo sie der König Arion zur Gemahlinn nahm. Tzetz. ad Lycophr. v. 467.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1263-1264.
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