Myrtilvs

[1681] [1681] MYRTĬLVS, i, Gr. Μύρτιλος, ου ( Tab. XV.) des Mercurius und der Kleobule Sohn. Tzetz. ad Lycophr. v. 162. Andere nennen sie Theobule, Hygin. Fab. 225. oder Klytia. Id. Astron. Poët. l. II. c. 13. Noch andere geben eine Tochter des Danaus, Phaetusa, oder eine Amazoninn, Myrto, zu seiner Mutter an. Schol. Apollon. ad l. I. v. 752. & Muncker ad Hygin. Fab. 84. Jedoch machen ihn auch einige zu Jupiters und der Klymene Sohne. Schol. Eurip. ad Orest. v. 1002. Er war des Königs Oenomaus Stallmeister, als Pelops zu demselben kam, und mit ihm eins im Wettrennen um die Hippodamia wagen wollte. Dieser versprach ihm, nach einigen, das halbe Königreich, Hygin. l. c. oder, nach andern, die erste Nacht bey der Hippodamia, wenn er ihm zum Siege behülflich seyn würde. Pausan. Arcad. c. 14. p. 479. Er ließ sich dadurch verführen und steckete, nach einigen, keine Nägel vor die Räder in seines Herrn Wagen, Hygin. l. c. oder nahm, nach andern, für eiserne wächserne. Tzetz. l. c. v. 156. Als nun Oenomaus an zu rennen fieng, so gieng dessen Wagen auseinander, und Pelops behauptete also den Sieg und mit solchem auch die Hippodamia. Allein, als er hernach von demselben die Erfüllung seines Versprechens forderte, so hielt sich Pelops dessen für eine Schande und stürzete ihn ins Meer, welches denn daher von ihm den Namen des myrtoischen Meeres bekam. Hygin. l. c. Andere wollen, daß er die Hippodamia nur in Beyseyn des Pelops küssen wollen, sich auch mehr nicht von ihm ausbedungen gehabt habe. Schol. Sophocl. & Horat. ap. Munck. ad Hygin. l. c. Noch andere sagen, es habe ihn Hippodamia selbst, aus Liebe zum Pelops, durch dergleichen Versprechen zu dieser Verrätherey wider ihren Vater vermocht; und da sie ihm nun dasselbe halten sollen, sein Verlangen ihrem Bräutigame entdecket, der ihn denn so hingerichtet. Serv. ad Virgil. Georg. III. 7. Es soll ihn aber Oenomaus heftig verwünschet haben, als er dessen Betrug gemerket, jedoch solches auch [1682] hernach dem Pelops wieder gethan haben, da ihn dieser ins Meer gestürzet, als er unterdessen, da Pelops auf seinem Rückwege der Hippodamia etwas zu trinken geholet, dieselbe mit Gewalt zu seinem Willen habe zwingen wollen. Tzetz. l. c. v. 156. Als darauf das Wasser dessen Körper ans Land trieb, so begruben ihn die zu Pheneus, und hielten ihm auch nachher jährlich bey Nachtzeit einen Leichendienst. Pausan. l. c. Mercurius aber setzete dessen Bild an den Himmel, woselbst er noch der so genannte Fuhrmann seyn soll. Eratosth. Cataster. 13. & Hygin. l. c. Ob nun gleich Pelops darauf den Mercurius auf alle Art zu versöhnen suchte, und daher nicht nur ihm einen besondern Tempel erbauete; Pausan. Eliac. pr. c. 1. p. 288. sondern auch dem Myrtilus ein merkwürdiges Grabmaal errichtete und so gar sein Opfer brachte: Idem Eliac. post. c. 20. p. 383. so blieb dennoch Mercurius so erbittert auf ihn, daß er dessen ganze Familie jederzeit heftigst verfolgete. Soph. ap. Potter. ad Lycophr. v. 162. cf. Pausan. Corinth. c. 18. p. 116.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1681-1683.
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