Pomóna

[2062] POMÓNA, æ, eine Hamadryas, welche ihr Vergnügen am Gartenbaue, und Erziehung guter und fruchtbarer Bäume hatte, hierbey aber weder die Liebeshändel, noch sonst etwas achtete. Indessen stelleten ihr doch Priapus, die Satyren und andere Feldgötter fleißig nach, vor denen sie aber ihren Garten so zu verwahren wußte, daß sie ihr nicht beykommen konnten. Insonderheit wartete ihr Vertumnus fleißig auf den Dienst, und verstellete sich daher fast in alle Gestalten, bekam aber allezeit abschlägliche Antwort. Endlich verwandelte er sich in eine alte Frau, und wußte ihr unter deren Gestalt so viel vorzuschwatzen, daß sie sich fast bewegen ließ. Als er solches merkete, so nahm er wieder eines vollkommenen schönen jungen Menschen Gestalt an sich, da sie sich denn endlich dessen Willen überließ. Ovid. Met. XIV. v. 623. 771. Es geschah dieses, da Procas König der Albaner war, und also in Latium, woselbst sie denn als eine Göttinn [2062] des Obstes nachher verehret wurde. Voss. Theol. gent. l. V. c. 47. Sie soll aber mit der Etruscer Nortia, und dieser Namen im Syrischen auch mit dem ihrigen einerley seyn. Beger. Thes. Brand. T. I. p. 67. Sie hatte zwar ihren besondern Flamen, der Pomonalis hieß: Varro de L. L. l. VI. c. 3. er war aber in so fern der geringste unter allen, weil solche Göttinn auch unter ihres gleichen für die geringste gehalten wurde. Festus l. XI. p. 232. Auf dem solonischen Gefilde zwischen Rom und Ostia war ein Pomonal. Fest. l. XIV. p. 355. Man weis aber nicht recht, was solches eigentlich gewesen. Einige halten es für einen Altar oder Tempel dieser Göttinn. Montfauc. ant. expliq. T. I. P. II. p. 282. Einige wollen sie für eine wirkliche Frauensperson in Italienhalten, welche ihre Luft am Gartenbaue gehabt, endlich aber sich durch einen geschickten Liebhaber zu seiner Liebe bewegen lassen; wogegen andere sie bloß für eine erdichtete Göttinn ansehen. Banier Entret. VIII. ou P. I. p. 224. Dess. Erl. der Götterl. III B. 648 S. Man machet sie auch wohl zu einem Bilde der Tugend, zu der niemand ohne großen Fleiß gelangen kann. Omeis Myth. in Pomona, p. 216. Ihre Abbildung zeiget sich noch in einigen alten Denkmälern. Sie wird daselbst als eine junge, wiewohl schon völlig erwachsene, Person vorgestellet, welche gemeiniglich auf einem großen Korbe mit Früchten sitzt, eine Menge Aepfel und Zweige mit Früchten auf dem Schooße und in der Hand hat. Sie ist völlig bekleidet, und die Aermel ihres Kleides sind mit einer Reihe Kügelchen längst herunter versehen oder zugeknöpfet, welche auch Aepfel zu seyn scheinen. Zuweilen ist sie ganz nackend und lehnet sich an einen Baumstock, woran ein Korb mit Früchten hängt. In der linken Hand hält sie einen Apfel nach ihrer Schooß zu, und in der rechten andere Früchte unter ihre Brust. Auch scheinen ihre Haare mit einer Fruchtschnur umwunden zu seyn. Montfauc. l. c. pl. 184. Auf einem schön geschnittenen Steine steht sie mit vollem Busen leicht bekleidet, und trägt [2063] in ihrem fliegenden Mantel oder Schleyer einige Aepfel vor sich. Beger. l. c. p. 66. Auf einem andern trägt sie dergleichen in ihrem zusammengefaßten Gewande und hält noch einen mit Früchten behangenen Zweig in der Hand. Lipperts Dactyl. I Taus. 723 N. Sie soll es auch seyn, die auf einer andern Gemme dergleichen Zweig in der linken und in der rechten eine Sichel trägt, neben sich aber einen Hund, als einen Wächter der Gärten, stehen hat. Montfauc. l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2062-2064.
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