Gemma (4)

[369] 4Gemma, V. (12. Mai). Diese sel. Jungfrau wird zu Sulmona (dem alten Sulmo, Ovids Vaterstadt) verehrt. Ihr Leib ruht in der St. Johanneskirche daselbst, die auch vom Volke nach ihr benannt wird. Sie lebte am Ende des 14. und zu Anfang des 15. Jahrhunderts und war die Tochter armer Eheleute, die sich mit Viehhüten fortbrachten. Sie gaben dem Kind eine fromme Erziehung, so daß Gott allein zu gefallen ihr einziges und höchstes Verlangen war. Obwohl sie aus dieser Ursache ihr Aeußeres nicht mehr pflegte, als der gewöhnliche Anstand es forderte, hatte sie dennoch das Unglück, schon in ihrem zwölften Jahre die Augen eines reichen Wohllüstlings auf sich zu ziehen, der sie mit Gewalt wegnehmen und auf sein Schloß bringen ließ. Sie bestand aber mit Gottes Beistand die schwere Gefahr so gut, daß sie selbst ihrem Räuber Achtung abnöthigte. Er ließ ihr bei der St. Johanneskirche in Sulmona eine Clause errichten, in welche sie sich einschloß. Hier diente sie dem Herrn 42 Jahre lang. Als sie nach Umlauf dieser Zeit schwer erkrankte, empfing sie im Vorgefühl des nahen Todes die heil. Sacramente und gab, während der Danksagung und Anbetung des Allerheiligsten auf dem Boden knieend, den Geist auf um das J. 1429. Auf ihre Fürbitte verlieh Gott den Gläubigen so zahlreiche Gnaden, daß man ihren Leichnam im folgenden Jahre in die Kirche selbst übertrug. (I. 182.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 369.
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