Gerardus, S. (2)

[393] 2S. Gerardus, Ep. (23. April, al. 30. Oct.) Dieser hl. Gerardus war zu Cöln am Rhein aus vornehmen Geschlechte geboren. Sein Vater hieß Nigrannus, seine Mutter Imma. Wie sie reich gesegnet waren an irdischen Gütern, so hatten sie auch den reichern Segen der Frömmigkeit und Nächstenliebe vom Herrn empfangen. In der Domschule bei St. Peter in Cöln ließen sie ihrem Sohne eine seinem Stande angemessene Erziehung geben. Um diese Zeit wurde seine Mutter vom Blitze getödtet. Diese schmerzliche Fügung des Allmächtigen bestimmte ihn, sich dem geistlichen Stande zu weihen, nicht um reiche Pfründen zu erlangen, sondern um Gottes willen; denn er strebte mit größtem Eifer nach möglichster Vollkommenheit und lebte sehr streng. Eben befand sich der junge Priester in einem Kloster und lag den geistlichen Uebungen ob, als Erzbischof Bruno von Cöln und Herzog von Lothringen ihn im J. 963 zum Bischof von Toul erhob.48 Er setzte daselbst die apostolischen Arbeiten und das Leben seines Vorfahrers, des hl. Gauzelin [393] (s. d.), unermüdet fort, gründete Kirchen und Klöster, und sorgte für tüchtige Verwalter des Predigtamtes. Die Kathedrale von Toul ließ er neu aufbauen (die jetzige steht seit dem J. 1447) und wies ihr beträchtliche Einkünfte an. Die Literaturgeschichte kennt ihn als eifrigen Freund und Beförderer der Wissenschaften. Besonders groß zeigte er sich um das J. 981, als Hungersnoth und Pest seine Heerde heimsuchte. Da bewies er, welcher Liebe und Aufopferung ein Mann fähig ist, der als Nachfolger der Apostel um Christi willen alles Irdische verlassen hat und sich desselben nur bedient, um die Noth Anderer zu stillen. Dabei behielt er seine angewöhnte Strenge gegen sich selbst bis aus Ende seines Lebens bei und war ohne Unterlaß bestrebt, den Weg der Vollkommenheit mehr durch sein Beispiel als durch Worte zu zeigen. Am 23. (nach Andern am 22.) April des J. 994 ging er in die ewige Ruhe ein. Papst Leo IX. hat ihn auf einer Svnode zu Rom, im J. 1050, feierlich in die Zahl der Heiligen gesetzt. Auch das Mart. Rom. hat am 23. April seinen Namen; am 30. Oct. wird seine Translation begangen. (III. 206–213.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 393-394.
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