Gerardus, S. (5)

[394] 5S. Gerardus, Conf. (11. Aug.) Dieser Heilige kam als junger Mann am Ende des 11. Jahrhunderts auf der Pilgerfahrt nach Jerusalem ganz erschöpft in die italienische Landschaft Campagna. Zu Castrum Gallinarium von einem angesehenen Manne aufgenommen, starb er am fünfzehnten Tage. Da man wegen des Ortes seines Begräbnisses unschlüssig war, sagte Jener, der den Heiligen als Gast gehabt hatte, sie möchten sich darüber beruhigen: es habe der gute Fremde bereits selbst ihm angezeigt, wo er begraben werden wolle und ihm da, wo die [394] Straße sich kreuze (in trivio), die Stätte gewiesen. Daselbst wurde er denn auch ehrenvoll bestattet. Als aber nach Verfluß von 25 Jahren das Grab bereits ziemlich unbesucht lag, und Vernachlässigung desselben eingetreten war, geschah es, daß ein Pilger von Jerusalem, welcher äußerst heftig am Fieber litt, so daß er zu sterben befürchtete, am Orte, wo das Grab war, eingeschlummert, eine Erscheinung des Heiligen hatte, worin dieser über Geringschätzung und Undankbarkeit der Umwohner sich beklagte, welche ihn, nachdem durch ihn so viele Gnaden ihnen zugeflossen wären, bloß ein einziges Mal im Jahre ehrten. Die Erscheinung wiederholte sich nach kürzester Zwischenfrist sogleich ihm wieder, und der Heilige kündete dem Kranken Befreiung von seinem Fieber an; er drohte den Bürgern des Ortes Strafe, wenn sie ihn nicht besser ehren würden, versprach aber zugleich zum Wahrzeichen Aufhören der damals dort herrschenden Viehseuche. Gesund erwachte bald darauf der Fremdling, erzählte dann seine Genesung, erweckte aber auch sogleich schon hiedurch das Volk zum lebhaftesten Preise und zur freudigsten Ehre des Heiligen. Danach häuften sich an dem Grabe die Wunder und zwar von verschiedenster Art. Der Heilige wird als aus der Auvergne in Frankreich gebürtig angegeben; in der Diöcese Sora hatte er seit undenklichen Zeiten Verehrung, und bestand ein eigenes Officium desselben mit neun Lectionen. (II. 693.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 394-395.
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