Hippolytus Galantinus, B. (20)

[754] 20B. Hippolytus Galantinus, (20. März). Zu der Zahl derer, welche, mitten im Geräusche dieser Welt lebend, durch frommes, gottgefälliges Wirken über ihre Zeitgenossen hervorleuchteten, muß der sel. Hippolytus Galantinus gezählt werden. Er wurde zu Florenz am 12. Oct. 1565 geboren, und war ein Sohn ehrbarer Bürgersleute, des Philipp Galantini und der Ginevra Zuffoli. Er erlernte, nach dem Beispiele seines Vaters, die Seidenweberei. Von Jugend auf fromm und Seidenweberei. Von Jugend auf fromm und gottesfürchtig, ward er schon als Knabe von zwölf Jahren von dem Erzbischof Alexander Medici, nachherigem Papste Leo XI., dazu ausersehen, den Priestern in Ertheilung des christlichen Unterrichts an die Jugend beizustehen. Er widmete sich diesem ehrenvollen Geschäfte mit großem Eifer und sah darin eine neue Aufforderung zum Streben nach der christlichen Vollkommenheit. Seine Absicht, irgend einem klösterlichen Verbande beizutreten, konnte er wegen schwächlichen Körperbaues nicht verwirklichen; es war seine Bestimmung, [754] mitten unter den weltlichen Verwirrungen und im väterlichen Hause, umgeben von drückender Armuth, sein Herz dahin zu richten, wo allein die wahren Freuden sind. Er wählte also eine solche Lebensweise, welche durch ihre Strenge jeder Gattung des klösterlichen Lebens gleichkam; denn er peinigte sein Fleisch mit einem Stachelgürtel, mit Geißeln, Fasten, Abtödtungen und langem nächtlichem Wachen; seine Seele aber suchte er durch den oftmaligen Genuß der heil. Sacramente und durch anhaltendes Gebet zu einer innigern Vereinigung mit Gott zu erheben. Daß er demnach in allen christlichen Tugenden, besonders in unversehrter Bewahrung der Keuschheit, als Muster galt, ist selbstverständlich und braucht nicht namentlich erwähnt zu werden; was aber von ihm das höchste Erstaunen erregt, ist dieß, daß er ohne wissenschaftliche Bildung54 dem geistlichen Wohle seiner Mitmenschen eine solche Sorgfalt und Thätigkeit widmete, daß er, gleich einer hell brennenden Leuchte, die Strahlen seines Eifers weithin verbreitete. Er stiftete eine weltliche Ordensgenossenschaft, deren Aufgabe darin bestand, Kinder sowohl als Erwachsene in den Ansängen des christlichen Glaubens und Lebens zu unterrichten. Sie sollte ihre Thätigkeit vorzüglich Handwerkern und überhaupt Leuten aus der niedern Volksklasse zuwenden, um sie von den Lüften der Welt ab- und zur Gottesfurcht hinzuwenden. Er verfaßte zu diesem Ende im J. 1602 eine eigene Regel und verbreitete diese Stiftung durch ganz Italien. Er hatte eben das 55. Jahr erreicht, als er, von einer schweren und schmerzlichen Krankheit ergriffen, nach empfangenen heil. Sterbsacramenten, das Bild des Gekreuzigten mit seinen Küssen bedeckend, am 20. März 1619 selig im Herrn entschlief. In seinem Krankenlager wurde er durch himmlische Erscheinungen getröstet. Bei Weißbacher (III. 17 ff.) wird viel Wunderbares von ihm angeführt. Am 31. Mai 1825 wurde er durch Papst Leo XII. mit großer Feierlichkeit selig gesprochen. (But. XIX. 345.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 754-755.
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