Hyacintha Mariscotti, S.

[807] S. Hyacintha Mariscotti, V. (30. al. 31. Jan. 6. Febr. 29. Apr. 15. Oct.) Die hl. Hyacintha, geboren im J. 1585,75 war die Tochter des Marcus Antonius Mariscotti, Grafen von Vignanello bei Viterbo, und seiner Gemahlin Octavia Orsini. In der heil. Taufe erhielt sie den Namen Clarissa. Ihre Jugendgeschichte ist sehr merkwürdig. Obwohl sie nämlich eine sorgfältige und fromme Erziehung genoß, hatte sie doch einen fast unwiderstehlichen Hang zur Eitelkeit, dem sie, ungeachtet aller Ermahnungen, sich der Art überließ, daß sie ihn selbst ins Kloster mit sich nahm. Nur um dem Vorschlage ihres Vaters willig zu werden, hatte sie sich zu Viterbo im Kirchenstaate als Nonne des dritten Ordens des hl. Franciscus einkleiden lassen; aber unmittelbar nach der Einkleidung sagte sie offen zur Oberin: »Ich bin nun Nonne, aber ich will als Person meines Ranges und Standes leben.« So war sie zehn Jahre lang Nonne ohne alle geistliche Gesinnung. Eine schwere Krankheit, in welche sie Gott fallen ließ, und das strenge Wort eines Franciscaners, daß der Himmel nicht für eitle und stolze Wesen wie sie geschaffen sei, brachten sie zur Aenderung ihrer Gesinnung. Sie warf sich nun vor ihren Mitschwestern auf die Knie und bat sie um Verzeihung wegen der gegebenen Aergernisse. Zwar kam sie noch einmal, aber nur für kurze Zeit, auf ihre frühere Lebens weise zurück. Da Kränklichkeit und Schwäche sich neuerdings einstellten, so wurde es ihr mit ihrem Seelenheile nun wirklich Ernst. Um für die Jukunft jeden Rückfall zu verhindern, wollte sie von nun an jeder Bequemlichkeit entsagen. Ein Rebenbündel, dem sie oben einen Stein Kopfkissen unterlegte, war ihr Lager; ein altes, abgetragenes Kleid, das sie von Zeit zu Zeit ausbesserte, trat an die Stelle der früheren seinen Kleidungsstücke. Meistens ging sie bloßfüßig. Unausgesetztes Wachen, schmerzliche Abtödtung und fortwährende Betrachtung des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi waren ihre täglichen Uebungen. So bahnte sich die göttliche Gnade den Weg ins Herz dieser Jungfrau und erfüllte sie bald mit den Gefühlen der reinsten und ungetheiltesten Liebe zum göttlichen Erlöser und zu seinen armen Mitbrüdern auf Erden. Während einer ansteckenden Seuche, welche die Stadt Viterbo in tiefe Trauer versetzte, stiftete sie zwei wohlthätige Vereine, einen zur Sammlung von Almosen für Wiedergenesende, verschämte Arme und Gefangene, den andern zur Unterbringung alter und kranker Leute in einem Spitale. Sie erhielten den Namen »Oblaten Mariä«. Gott würdigte sie mehrerer außerordentlichen Gnaden, worunter die des fortwährenden innerlichen Gebetes wohl die größte war. Sie starb am 30. Januar 1640, unter Anrufung der heiligsten Namen Jesus und Maria, im 55. Lebensjahre. Papst Benedict XIII. sprach sie »selig«, und Pius VII. setzte am 24. Mai 1807 ihren Namen in das Verzeichniß der »Heiligen«. Als solche kommt sie am 30. Jan. im Mart. Rom. und im Kalender des dritten Ordens vor. Sintzel hat ihre Lebensgeschichte am 15. Oct. In Hub. Men. steht ihr Name am 29. April; es wird dort aber der 31. Jan. als Tag ihres Hinscheidens angegeben. In einem französischen Breviere findet sich ihr Fest am 6. Febr. (But. XIX. 252.)

[Der Name ' Yάκινϑος bezeichnet in der Mythologie den Namen eines Lieblings des Apollo, welcher denselben durch einen unglücklichen Wurf getödtet haben soll; dann aber auch den Namen einer Blume und eines Edelsteines.]


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 807.
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