Jodocus, S. (2)

[179] 2S. Jodocus, (13. Dec. al. 11. Juni, 25. Juli), auch Judocus, franz. St-Josse und St-Jodelet, war ein Priester und Einsiedler in der Grafschaft Ponthieu (Pagus Pontinus) in der Picardie (Frankreich). Er war ein Sohn des Grafen Judhael, regierenden Herrn von Armorica (Bretagne), und erhielt von seinem Bruder Judikael (Juthael, Giguel), der als Nachfolger seines Vaters den Königstitel angenommen, den Antrag, an seiner Statt zu regieren. Jodok begehrte aber ehevor eine Frist, um sich darüber mit Gott zu berathen. Acht Tage lang verschloß er sich in das Kloster Maelmon (Lan-Maelmon) und betete zu Gott, er möge ihm seinen heil. Willen zu erkennen geben. Nach dieser Berathung wählte er lieber das Priesterthum und besorgte anfangs sieben Jahre die Kapelle des Grafen Haymo von Ponthieu, begab sich dann aus Verlangen nach größerer Vollkommenheit mit seinem Jünger Wulmar in die Einöde Brahik (Brachik), jetzt Ray genannt, am Authie, einem kleinen Küstenflusse, gelegen, wo Beide acht Jahre lang ein heiliges Leben führten. Hierauf zogen sie nach Runiak (setzt Villers-Saint-Josse) an der Mündung der Canche, wo sie eine Kapelle zu Ehren des hl. Martin bauten und 13 Jahre ihre strenge Lebensweise fortsetzten. Wegen eines Schlangenbisses, den Isdok erließ ihnen Graf Haymo in einer neuen Einsiedelei zwei Kapellen unter Anrufung der hhl. Apostel Petrus und Paulus errichten. Die Andacht zu den heil. Apostelfürsten erweckte in ihnen das Verlangen, eine Wallfahrt nach Rom zu machen, die sie auch (im J. 665) glücklich ausführten. Nach Surius habe der hl. Papst Martinus I. selbst den hl. Jodocus zu einem Besuche in Rom eingeladen, von wo er kostbare Reliquien mitbrachte. Nach ihrer Rückkehr bezogen sie wieder ihre Einsiedelei zu Runiak, wo Graf Haymo unterdessen eine schöne Kirche zu Ehren des hl. Martin hatte bauen lassen, mit der er auch Einkünfte verband. Surius und nach ihm Werfer berichten, daß der hl. Jodok dem Herzoge (Grafen) Haymo, der sich auf der Jagd im dichten Walde von seinem Gefolge verirrt hatte und vor Durst fast verschmachtete, durch vertrauenvolles Gebet Wasser verschaffte, worauf Haymo seinen Dank durch den Bau jener Kirche bethätigte. Endlich starb der Heilige zu Runiak im J. 668 oder nach Bucelin und Anderen im J. 653. Seine Heiligkeit wurde nach seinem Tode durch viele Wunder bezeugt. – Winok und Arnok, die man für seine Neffen hält, erbten einen Theil seiner Einsiedelei, aus der in der Folge ein berühmtes Kloster entstand, das Karl der Große dem gelehrten Alkuin gab. Es lag eine Stunde vom Meere bei Montreuil (Monasteriolum), in der Diöcese Amiens, und gehörte dem Benedictinerorden. Der Abt genoß die Rechte eines Grafen. Dieses Kloster ist bekannt unter dem Namen »Saint-Josse-sur-mer« (St. Jodok am Meere). Ein anderes Kloster, das den Namen des Heiligen trug, lag bei Hesdin, wurde im J. 1159 gegründet, gehörte den regulirten Chorherren von Prémontré und hieß zum Unterschiede vom ersteren Saint-Josse-aux-bois (St. Jodok im Walde). Am 25. Juli erwähnt Bucelin eine Translation des Heiligen; am 13. Dec. gibt seinen Namen der Elenchus und das Mart. Rom., welch' beide aber Judocus schreiben. Auf bildlichen Darstellungen sieht man den hl. Jodocus mit einer Krone zu seinen Füßen, einen Stab in die Erde stoßend, aus der eine Quelle springt. Nach Migne (Dict. icon.) findet man ihn auch [179] im Pilgergewande abgebildet, miteinem Buche und einem langen Kreuze. Er ist Patron der Feldfrüchte und nach Menzel's Symbolik auch der Schiffer; denn J. 229 heißt es: »Zu Labiau in Preußen stand vormals eine hohle alte Eiche, in welche die Schiffer Geld zu werfen pflegten als Opfer für ihren Patron, den hl. Jodocus Als aber einmal ein Dieb den Schatz leerte, verdorrte die Eiche.« Zu Landshut in Niederbayern ist eine Pfarrkirche dem hl. Jodok geweiht. (But. XVIII. 248.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 179-180.
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