Johannes Teutonicus (705)

[383] 705Johannes Teutonicus, (6. August, al. 6. Oct., 4. 8. Nov.), Bischof von Bosnien und später vierter General der Dominicaner, wird von den Bollandisten am 6. August (II. 123) unter den »Uebergangenen« aufgeführt. Nach Migne (II. 1472) war er im J. 1180 zu Wildeshausen im Oldenburgischen geboren. Aus einem edlen Hause stammend, brachte er einige Jahre am Hofe des Kaisers Friedrich II. zu; dann begab er sich nach Bologna, wo er die Theologie, das kanonische und bürgerliche Recht studirte. Sein Ansehen in Bezug auf Wissen und Tugend machte, daß er an den päpstlichen Hof berufen [383] wurde; er hatte aber nicht sobald den hl. Dominicus kennen gelernt, als er sich ihm anschloß und einer seiner vorzüglichsten Schüler wurde. Im J. 1220 in den Prediger-Orden getreten, widmete er sich dem Werke der Mission und predigte in Italien, Deutschland, Ungarn und Frankreich. Er hatte überall großen Erfolg und gründete mehrere Klöster seines Ordens, unter andern das zu Straßburg. Papst Gregor IX. hatte ihn zum Pönitentiar ernannt und hieß ihn den zwei Legaten sich anschließen, die er nach Deutschland sandte, um dort für einen Kreuzzug zu Gunsten des heiligen Landes zu wirken, und seine Predigten trugen mächtig zum guten Erfolge der Gesandtschaft bei. Nicht dieselben Früchte ärntete sein Eifer bei Friedrich II., welchen er vergeblich von den schändlichen Unordnungen zurückzubringen suchte, denen er sich überließ; indessen bewies ihm dieser Fürst, obwohl er seinen heilsamen Mahnungen stets widerstand, immer viele Hochachtung und schenkte ihm vieles Vertrauen. Während er dem Predigtamte in Ungarn seine Thätigkeit widmete, ernannte ihn Gregor IX. zum Bischof von Bosnien und zu seinem Legaten im Norden im J. 1232. Während der fünf Jahre, wo er den weitläufigen Sprengel verwaltete, zeigte er sich als den Vater der Armen und versäumte nichts, was zum Wohle seiner Heerde beitragen konnte. Da er nur aus Gehorsam das Bisthum angenommen hatte, entsagte er ihm im J. 1237, um in das Kloster zurückzutreten. Er war Provinzial der Lombardei, als er zum General seines Ordens, auf dem Generalkapitel zu Paris 1241, ernannt wurde. Wandelnd in den Fußstapfen des hl. Raymund von Pennafort, dessen Nachfolger er wurde, war er bewunderungswürdig wachsam in seiner Obhut über die Klöster und gab treffliche Verordnungen zur Aufrechthaltung der Zucht vermittelst treuer Beobachtung der Ordensgrundsätze. Zwar wollte er seine Würde als General öfter niederlegen, aber er mußte sie behalten bis zu seinem Tode, der zu Straßburg erfolgte, und zwar nach Migne am 4. November 1252, nach W.W. (V. 742) im J. 1254 und nach den Bollandisten (Apr. III. 704. c) im J. 1253. Wundergaben ihm Zeugniß bei seinem Leben und nach seinem Tode, und einige Geschichtschreiber seines Ordens nennen ihn »heilig,« obgleich er einen elgentlichen Cult nie genossen zu haben scheint. Bischof Walter von Straßburg erhob seinen Leib im J. 1260. – Uebrigens gibt es noch einen zweiten Dominicaner, Namens Johannes Teutonicus, welcher nach W.W. (V. 742) den Beinamen Lector bekam und im J. 1314 starb. Dieser ist durch einige Schriften, namentlich eine Compilation der Decretalien bekannt und scheint ganz identisch zu seyn mit jenem Johannes Teutonicus, welchen Mehrere, und auch Zedler (36, 1735) Johannes Semeca oder Zemeca – aber nach W.W. (III. 70) mit Unrecht – nennen, und der nach Zedler zu Halberstadt im J. 1245, nach Andern im J. 1267 oder 1269 gestorben wäre. Wenigstens haben die ihm beigelegten Schriften (eine Compilation der Decretalien und eine Summa Confessionis) ganz die nämlichen Titel. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 383-384.
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