Josephus ab Arimathaea, S. (4)

[448] 4S. Josephus ab Arimathaea, (17. al. 27. 28. März etc.) Dieser hl. Joseph hat seinen Namen von seiner Vaterstadt-Arimathäa, welche nach dem hl. Hieronymus in der Nähe von Lydda an der von Joppe nach Jerusalem führenden Straße lag und nach der gewöhnlichen Annahme dem heutigen Ramleh134 entspricht. Derselbe war ein reicher angesehener Mann und Mitglied des hohen Rathes (Sanhedrist), oder wie es bei Sepp (VI. 10) heißt, »ein reicher Standesherr«, der zum »Senate der Israeliten«, zur »Kammer der Aeltesten oder Stammeshäupter und rechtskundigen Israeliten« gehörte. Bei Luk. 23, 50 f. heißt er »ein guter und gerechter Mann, welcher in ihren (der Christusfeindlichen Juden) Rath und in ihr Thun nicht eingestimmt hatte und selbst auch das Reich Gottes erwartete.« Nach Matth. 27, 57 »war er selbst ein Jünger Jesu«, aber wie der hl. Johannes (19, 38) beifügt, »ein heimlicher aus Furcht vor den Juden.« Er hatte sich also bisher zwar noch nicht, wie sein Collega Nikodemus (Joh. 7, 50 f.), getraut, im hohen Rathe zu Gunsten Jesu zusprechen; aber nach seinem Tode hatte er den Muth, zu Seinen Gunsten zuhandeln. Er ging nämlich, wie alle 4 Evangelisten an den angeführten Stellen sagen, herzhaft zu Pilatus (nach Marc. 15, 43 ff. wahrscheinlich vom Calvarienberge aus in die Stadt hinein) und bat ihn um den Leichnam Jesu, welcher nach dem Gesetze eigentlich dem Gerichte verfallen war. Pilatus wunderte sich, daß Jesus schon gestorben sei, und als dann der von ihm befragte Hauptmann seinen Tod bestätigte, gab er den Leichnam dem Joseph, der sich wohl zum Käufer desselben angeboten hatte, zum Geschenke, was sicherlich als eine besondere Gunst und Gnade angesehen werden muß. Und Joseph ging nun hin, kaufte Leinwand, nahm den Leichnam Jesu ab, wickelte ihn mit den Specereien, die Nikodemus inzwischen gekauft hatte, in die Leinwand und legte ihn in sein neues, von der Kreuzigungsstelle nur 110 Fuß entferntes Grab, welches er für sich in einen Felsen hatte aushauen lassen (Matth. 27. 59 f.). Dann schlossen sie die Grabthüre und wälzten davor einen schweren Stein etc. Wie die Boll. bemerken, soll nach Petrus de Natalibus der hl. Joseph nach der Himmelfahrt Jesu immer bei den Jüngern Jesu geblieben und im hohen Alter gestorben seyn. Einmal sei er von den Juden gefangen gesetzt, aber von einem Engel befreit worden. Nach andern, übrigens ganz unzuverlässigen Nachrichten soll er nach Spanien und später nach England gekommen seyn, wo er den hl. Bischof Elvanus (s.d.) im christlichen Glauben unterrichtet und das Kloster Glastonbury gegründet habe (Jan. I. 10). Auch sonst findet er sich öfter bei den Boll. unter den Uebergangenen, namentlich am 22. Febr. (III. 281), am 27. März (III. 685) und am 28. März (III. 709). – Nach den Visionen der Katharina Emmerich (I. 96) wäre Joseph unter den Abgesandten des hohen Rathes an Johannes den Täufer gewesen, hätte sich dann von diesem taufen lassen und wäre später Priester geworden. Nach Sepp (VI. 451) hätte er manchen Nachlaß des Herrn an sich gebracht, namentlich den Abendmahlskelch. – Im Mart. Rom. steht er am 17. Sept., an [448] welchem Tage auch die Bollandisten ausführlich von ihm handeln und namentlich bemerken, daß in der St. Peterskirche von Rom ein Armbein von ihm aufbewahrt werde, welches zugleich mit einem Arm des hl. Longinus aus dem Oriente gebracht worden sei, und dann eine Hauptursache war, daß Papst Sixtus V. im J. 1585 auf Antrag des Baronius den hl. Joseph in das Mart. Rom. aufnahm. In Bologna soll ein Finger von ihm sich finden, sein Leib aber im 9. Jahrhunderte von Jerusalem in ein Kloster im Elsaß gebracht worden seyn etc. (II. 507–510.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 448-449.
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