Julianus Anazarbenus, S. (41)

[526] 41S. Julianus Anazarbenus, (16. März), auch Cilix genannt, weil seine Geburtsstadt Anazarba (Anazarbus) in Cilicien liegt. Nach dem Menologium des Kaisers Basilius war er der Sohn eines Senators jener Stadt, welcher noch dem Heidenthum angehörte, während seine Mutter eine Christin war, die ihn auch im Christenthume und namentlich in den heil. Schriften unterwies. In einem Alter von 18 Jahren wurde er in die Stadt Aegäa geführt und von Götzendienern dem Präses Marcianus vorgestellt. Dieser wollte ihn zwingen, den Göttern zu opfern; aber er wollte nicht gehorchen, weßwegen ihm die Henker den Mund öffneten und ihm den Wein, sowie die übrigen Opfergaben mit Gewalt hinein brachten. Hierauf wurde er in den Kerker geworfen und seine Mutter zu ihm geführt. Da aber Beide standhaft im Glauben blieben, wurden der Mutter die Fersen abgeschnitten, den hl. Julianus aber steckten sie in einen Sack voll Schlangen und Sand, und warfen ihn so ins Meer, welches aber seine Reliquien wieder zurück gab, die dann eine fromme Wittwe in Alexandria begrub. So hat das bezeichnete Menologium, mit welchem auch andere hagiologische Quellen bezüglich der Art seines Martyriums übereinstimmen, und unter diesen auch das Mart. Rom. Ausführlicher spricht aber von ihm der hl. Johannes Chrysostomus in seiner 47. Homilie an das Volk von Antiochia. Nach diesem wurde der hl. Julianus oft vor den Richter, den er aber nicht nennt, gebracht, dort mit vielen Fragen gequält, mit allen Mitteln zum Abfall vom Glauben zu zwingen gesucht und dann, da er stets standhaft blieb, ein ganzes Jahr lang als Gefangener durch ganz Cilicien von einer Stadt in die andere unter den größten Mißhandlungen geführt. Hiedurch wurde aber, ganz gegen die Absicht des Richters, der Glaube an Jesus Christus durch die Standhaftigkeit des hl. Martyrers verbreitet und belebt, so daß der hl. Julianus das sagen konnte, was sein großer Landsmann, der hl. Apostel Paulus, der ja auch ein Cilicier (Cilix) war, gesagt hat: »Gott sei Dank, der allezeit macht, daß wir den Sieg erhalten in Christo Jesu, und daß der Wohlgeruch seiner Erkenntniß sich überall durch uns verbreite« (2. Cor. 2, 14). Sein Leib wurde durch die fortwährenden verschiedenartigen Peinigungen so zerfleischt, daß man seine Gebeine und Eingeweide sehen konnte; aber eben diese seine Wunden glänzten wie die Sterne des Himmels, den Guten zur Aufmunterung, den bösen Feinden aber zum Schrecken etc. Nachdem der hl. Julianus auf solche Weise durch Wort und Beispiel Viele zum Glauben an Christus gebracht und Viele im Glauben befestigt hatte, wollte endlich der Richter ihn aus dem Wege räumen und erdachte dabei eine höchst grausame Todesart. Er ließ nämlich einen Sack mit Sand und mit Scorpionen und Vipern füllen, den Martyrer hinein stecken und so ins Meer werfen. »Das Meer nahm ihn auf, nicht um ihn zu tödten, sondern um ihn zu krönen, und nach der Krönung hat es uns diese heilige Arche, den Leib des Martyrers, zurück gegeben, und wir verehren ihn bis auf diesen Tag als einen großen Schatz etc.« Hienach wurde also der hl. Julianus nicht in Alexandria, sondern in Antiochia bestattet, und der hl. Johannes Chrysostomus fügt noch bei, daß sein Grab durch viele Wunder glänze. Dabei bemerkt er aber, wie es nicht genug sei, die Martyrer zu besuchen und zu verehren, sondern sie nachzuahmen, und tadelt die Antiochener, daß sie heute zwar um ihn versammelt seien, morgen aber nach Daphne, einer Vorstadt von Antiochia, zögen, um dort durch Lustbarkeiten das wieder zu zerstören, was er aufgebaut habe etc. – Wann dieser hl. Julianus gemartert worden sei, läßt sich nicht angeben; doch bemerkt Ferrarius, daß die Griechen sein Martyrium in die Zeit des Kaisers Diocletian setzen. Seine Acten finden sich auch bei Ruinart, der aber die Zeit seines Todes ebenfalls als ungewiß bezeichnet. Manche Hagiologen haben diesen hl. Julianus mit andern Martyrern dieses [526] Namens verwechselt; namentlich ist er nicht zu verwechseln mit S. Julianus107 de Anazarba. Die Bollandisten bemerken am 16. März schon im Titel, daß unser hl. Julianus zu Aegäa gelitten habe und in Antiochia begraben worden sei. (II. 421.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 526-527.
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