Ludovicus Pius (83)

[947] 83Ludovicus Pius (20. Juni), ein Zwillingssohn240 des Kaisers Karl des Großen und der seligen Hildegardis3, welcher im J. 814 nach seines Vaters Tod das unermeßliche Reich desselben erbte. Er war, was besonders hieher gehört, in der hl. Schrift sehr belesen, und wußte sie erbaulich zu deuten. Auch mit Psalmengesang beschäftigte er sich gerne. Hätte er seiner Neigung folgen dürfen, so wäre er am liebsten in ein Kloster getreten, da er selbst fühlte, daß er zum König nicht geboren sei, aber seine Freunde und Rathgeber hielten ihn von diesem Schritte wieder ab. Diese Gedanken erwachten neuerdings in ihm, als am Gründonnerstage (9. April) d. J. 817 der Gang zusammenbrach, über welchen er aus seiner Pfalz in die Capelle zum Gottesdienste ging. Doch schritt er, nachdem die Kaiserin Irmingard am 3. Oct. 818 gestorben war, zum zweiten Male zur Ehe, die aber sehr unglücklich ausfiel, besonders seit ihm seine zweite Gemahlin Judith einen vierten Sohn, Karl, im Juni 823 geboren hatte. Die hieraus entstandenen widerwärtigen Ere lebnisse sind aus der Geschichte bekannt. Er ist Gründer des Benedictiner-Klosters Corvey (Corveja Saxonia) in Westphalen. Viele andere Kirchen und Klöster dotirte er mit Reichsdomänen. Sein Streben war überhaupt die Vertheidigung, die Erhöhung und Ehre der heiligen Kirche Gottes, sowie daß Frieden und Gerechtigkeit in seinem ganzen Reiche walte (Cap. vom I. 823, c. 2). Mit Recht trägt er deßhalb den Beinamen »der Fromme«, und mußte er hier eine Stelle finden. Er starb im I. 840. In besagter Abtei befand sich eine Statue dieses Kaisers mit der Aufschrift »heilig.« Die Boll. fanden aber keinen Grund, ihm diesen Titel beizulegen. In Kempten soll, wie die Boll. im Leben der seligen Hildegardis berichten (Apr. III. 789), der eine Thurm der Abtei St. Hildegards-, der andere St. Ludwigsthurm geheißen haben. (IV. 2).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 947.
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