Margarita (106)

[153] 106Margarita de S. Francisco (5. Oct.), eine Ursulinerin zu Romans an der Isere, war zu Vienne geboren. Ihre adeligen Eltern wollten lange nicht gestatten, daß sie in einen geistlichen Orden eintrete, und suchten auf alle Weise ihr Neigung zu den Vergnügungen der Welt beizubringen. Aber alles war vergebene Mühe, und endlich ward ihr gestattet, in ein Kloster zu gehen. Margarita wählte die Versammlung der armen Jungfrauen der hl. Ursula zu Vienne, worüber ihre Eltern sehr ungehalten wurden. In dieser Versammlung lebte sie sechszehn Jahre in größter Demuth und Abtödtung, durfte aber, als diese Jungfrauen die Regel des hl. Augustin annahmen, die Gelübde nicht ablegen, sondern mußte auf Befehl des Bischofs aus dem Kloster treten, um ihre kranke Mutter zu pflegen. Nach dem Tode derselben ging sie aber mit Beirath des Bischofs in das Kloster zu Romans, wo sie auf's Neue dem Noviziat sich unterzog und eigens bat, sie nicht nach einem, sondern erst nach zwei Jahren die Profeß ablegen zu lassen. Ja nach Abfluß dieser Zeit stellte sie sich, um ihren Eigenwillen ganz zu ertödten, noch volle vier Jahre unter die Zucht der Novizenmeisterin. Die größte Herzensqual war es für sie, von andern geehrt zu werden oder das Amt einer Vorgesetzten zu verwalten; sie wünschte dagegen von allen gering geschätzt und verachtet zu werden. Sie hatte die Gabe des Gebets in hohem Grade, war von glühender Andacht zum hl. Sacramente, voll zärtlicher Liebe zu dem Nächsten und thatkräftigen Mitleidens zu den Kranken und Leidenden. Ihre großen Abtödtungen suchte sie aufs Sorgfältigste dem Blick der Andern zu verbergen. Die letzten zwei Jahre ihres Lebens erlitt sie noch die peinlichsten Schmerzen an allen Gliedern und Sinnen ihres Leibes mit einer solchen Geduld, daß ihre Umgebung darüber in Verwunderung gerieth. Sie entschlief sanften Todes am 5. Oct. 1645. (Tagb. II. 480).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 153.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: