Marianus, B.B. (20)

[242] 20B. B. Marianus et Murcheratus, Conff. (9. Febr. al. 9. u. 17. Jan., 7. Apr., 4. u. 27. Jul.). Die seligen Marianus und Murcheratus (letzterer wird auch Muricherodachus, Murcheridachus, Morcheratus, Murcherdachus, Murcherdacus, Murchertachus, Murcherodachus [242] genannt), stammen beide aus Irland. Von Murcheratus ist wenig bekannt. Er lebte als Recluse beim Kloster Obermünster99 zu Regensburg, während sein Landsmann Marianus in Niedermünster durch die damalige Abtissin Mathilde gastliche Aufnahme fand100. Vorher hatte er eine Zeit lang auf dem Michaelsberge zu Bamberg gelebt (wahrscheinlich noch vor dem Jahre 1060). Früher soll er in Schottland, und zwar in der Provinz Caledonien, in großer Heiligkeit gelebt haben. (Jul. II. 2). Als er nach Regensburg kam (im J. 1064), nahm ihn der eben von einer Wallfahrt nach Jerusalem heimgekehrte Bischof Otto (1060–1089) aus der Familie der Grafen Rietenburg freundlich auf. Anfänglich war er nicht gesonnen, hier zu bleiben, sondern wollte nach Rom. Nachdem er von seinem Landsmann, dem sel. Murcheratus Abschied genommen, begab er sich mit seinen Gefährten Johannes und Clemens am frühen Morgen zu St. Peter außerhalb der Mauern101, um Glück und Segen für die Reise zu erflehen. Als sie aus der Kirche traten, beschien die eben aufgehende Sonne die Wanderer mit ihren ersten Strahlen. Da erinnerte sich der sel. Marianus, daß ihm im Schlafe gesagt worden war, an der Stelle, wo er am nächsten Morgen die Sonne aufgehen sehe, solle sein Leib ruhen bis zum jüngsten Tage. Dieser Mahnung folgend, beschloß er, hier eine klösterliche Niederlassung zu begründen – das Schottenkloster zu Regensburg. Ein Bürger, Namens Sebastian Beer (Bethscimus), legte den Grund zu demselben102. Der sel. Marianus, welcher als erster Abt desselben angesehen wird, hat sich dadurch verdient gemacht, daß er viele Kirchen, besonders aber Niedermünster, dessen Abtissin Hemma eine vorzügliche Wohlthäterin seines Klosters war, mit vortrefflichen Handschriften der hl. Bücher versorgte. Er vollendete z.B. im J. 1074 die Psalmen Davids, 1079 die Briefe des hl. Paulus. Ein anderer Codex aus seiner Hand, Ereerpte aus hl. Werken enthaltend, stammt aus dem Jahre 1080 und wurde von seinem Schüler Johannes beendiget. Ueberhaupt war er, wie Lechner schreibt, dem Gebete und dem Studium der hl. Schrift sehr ergeben. Die Auslegung der Psalmen, die er geschrieben hinterließ, nannte er in seiner Demuth »eine Sammlung weniger Tröpflein Wasser aus dem tiefen Meere der hl. Väter«. Aventin schrieb von ihm und seinen Mönchen: »sie führten ein streng vnnd hart Mönchisch Leben, hatten nichts eigens, denn was man ihnen täglich gab, lehrten die jungen Knaben lesen, vnd legten die Heylige Schrifft aus, nehrten sich mit schreiben, schrieben etliche Bücher ab, kamen in großen Beruff bei jedermann«. Merkwürdig ist folgende Sage (bei Jocham Bav. S. I. 587): Einst hatte der Pförtner vergessen, bei einbrechender Nacht dem Abte Licht zu bringen. Erst spät erinnerte er sich seiner Pflicht und ging zum Abte, ihn um Verzeihung zu bitten. Da traf er den Abt schreibend. Die drei Finger, mit denen er schrieb, leuchteten so helle, daß er eines Lichtes nicht bedurfte. Er starb im J. 1088. Sein Freund Murcheratus war ihm bereits vorausgegangen (nach Jocham im J. 1080). Er ruht zu Obermünster, wo man noch seine Zelle und sein Grab zeigt. Der selige Marianus aber wurde bei St. Peter beigesetzt. An seinem Grabe geschahen Wunder. Sonderbarer Weise haben Einige diesen [243] sel. Marianus mit dem berühmtern Marianus25 Scotus in Fulda, dem Chronographen, der um dieselbe Zeit lebte, verwechselt. (II. 361–372).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 242-244.
Lizenz:
Faksimiles:
242 | 243 | 244
Kategorien: