Odo, S. (1)

[607] 1S. Odo, Arch. Ep. Conf. (4. Juli, al. 6. u. 7. Febr.). Dieser Heilige stammte von heidnischen (dänischen) Eltern. Der aufwachsende Jüngling fühlte sich vom Gottesdienste der Christen angezogen, und wurde deßhalb von seinem Vater enterbt. Der junge Odo, von aller weltlichen Hilfe entblößt, wurde von dem frommen Herzog Athelm, einem der ersten Großen Englands, liebevoll aufgenommen. Dieser ließ ihn in den Wissenschaften, besonders in der griechischen upd lateinischen Sprache, gründlich unterrichten und taufen. Zugleich wurde er unter die [607] Kleriker aufgenommen und erhielt die niedern Weihen. Er muß damals in Wiltshire sich aufgehalten haben, weil Athelm, sein Gönner und Beschützer, sich nach dieser Grafschaft nannte. Durch ihn wurde der junge Kleriker, welchem bald darauf auch die höhern Weihen ertheilt wurden, dem weisen und heiligen Könige Alfred, welcher der Große genannt wird, empfohlen. Vorher machte er mit Athelm eine Wallfahrt nach Rom. Als dieser auf dem Wege bedenklich erkrankte, erhielt er durch das Gebet Odo's die Gesundheit. Bereits König Alfred hatte den klugen Rath des Heiligen öfter eingezogen, aber auch König Eduard bediente sich desselben in wichtigen Angelegenheiten. Unter dessen Sohne und Nachfolger Ethelstan wurde er zum Bischofe von Winchester, (Wilton, Wilths, latein. Wiltonia) oder Shirburn (Sarisburum, Wilton, comitatus urbs) ernannt, mußte aber auch als solcher fast ununterbrochen am Hofe des Königs sich aufhalten. Als wenige Jahre nachher dem Ethelstan sein Bruder Edmund folgte, suchte letzterer (nach Boll. Mart. I. 477 bereits Ethelstan) den hl. Odo zu bewegen, den erledigten erzbischöflichen Sitz von Canterbury zu besteigen, was der Heilige mit Widerstreben that, nachdem er vorher durch den Abt von Fleury sich nach der Gewohnheit jener erzbischöflichen Kirche in den Orden des hl. Benedict hatte aufnehmen lassen. Ohne Zweifel brachte er einige Zeit in Fleury zu – nach dem J. 938, als eben ein neuer Einfall der Dänen nach England erfolgt war. Den erzbischöflichen Stuhl bestieg er im J. 941. Um diejenige Zeit, erzählt die Lebensgeschichte des Heiligen von Osbern (Mabill. Saec. V. Fol. 292 u. 293), ereignete sich ein großes eucharistisches Wunder. Einige Kleriker hatten sich zu dem bösartigen Wahne verleiten lassen, daß Brod und Wein, welche auf den Altar gelegt werden, nach der Consecration in der früheren Substanz (in priori substantia) verbleiben und nur die Figur des Leibes und Blutes Christi, nicht aber der Leib und das Blut Christi seien. Der hl. Odo, welcher diesen ungeheuerlichen Irrwahn (hanc enormem persidiam) zu zerstören wünschte, verrichtete in Gegenwart dieser Verirrten das heil. Opfer und betete, der Herr möge sich würdigen, durch ein augenscheinliches Wunder seine wahre Gegenwart zu zeigen. Und siehe, als die hl. Brodsgestalt über dem Kelch gebrochen wurde, zeigten sich Blutstropfen, die in den Kelch rannen, und auch der Wein im Kelche wurde zu Blut. Nachdem so die Anwesenden, besonders aber die irrgläubigen Kleriker, durch den Augenschein überführt worden waren, betete der hl. Odo wieder, der gütige Heiland, welcher sein erstes Gebet so gnädig erhört hatte, möge sie ihres Unglaubens wegen nicht strafen (ne propter infidelitatis errorem divina ultio sequatur) und fand nach vollendetem Gebete die gewöhnliche Gestalt des Weines (consuetam vini speciem) im Kelche. Zur Danksagung dafür wurde nach dem Gottesdienste den Armen ein großes Gastmahl bereitet. König Edwid, der Sohn Edreds, wurde erst nach längerm Zögern, nachdem er das Versprechen eines sittenreinen Lebens gegeben hatte, von ihm gesalbt, aber er blieb der unreinen Lust ergeben wie früher, weßhalb der hl. Odo ein offener Feind seiner Frevel wurde (iniquitatum illius publicus hostis factus est), da der König sich nicht scheute, die Tafel, zu welcher er den hl. Erzbischof eingeladen hatte, zu verlassen, um seine Concubinen zu empfangen. Der hl. Erzbischof, zu dessen Gerichtsbarkeit dieselben ohne Zweifel gehörten, ließ ihnen ein Brandmal aufdrücken und schickte sie außer Land. Da sie wieder zurückkehrten, um die frühere Lebensweise fortzusetzen, machte er ihnen den Proceß und befahl ihre Hinrichtung. Der König konnte sich nicht mehr halten und wurde wegen seiner Verbrechen abgesetzt und gleichfalls getödtet; sein Bruder Eadgar bestieg den Thron. (Eadwio autem rege si rex nominandus est, qui nec se, nec alios regere novit, regno pro suis criminibus eliminato et misera morte damnato, Eadgaro fratri ejus thronus regius super totam Angliam confirmatus est. Mabill. l. c. f. 294.) Nach dieser Erzählung wendet sich die Biographie zur Auseinandersetzung der Tugenden des hl. Odo. Immer beflissen, vollkommen zu werden, oblag er Tag und Nacht neben feinen bischöflichen Pflichten dem Gebete und der Betrachtung. Täglich nährte er das Volk mit der himmlischen Lehre, pflegte die Armen, wusch ihnen die Füße, so daß man ihn im Leben und nach dem Tode »den Guten« (segode) nannte, und als »das leuchtendste Gestirn der Stadt Canterbury« (luculentissimum sidus urbis Cantuariae) verherrlichte. [608] Er übertrug die Reliquien des hl. Wilfrid, Bischofs von York, nach Canterbury, und ließ dessen Leben durch einen Mönch Namens Fridegodus metrisch beschreiben. Eben so dankt man ihm strenge Disciplinarvorschriften für die Geistlichen. Die Boll. nennen Jan. II. 347 das J. 959, Febr. III. 752 das J. 958, Mabillon aber das J. 961 als das Jahr, in welchem der Heilige durch die Hände der Engel in's Paradies getragen wurde. Einige Martyrologien (Boll. Febr. I. 764 II. 4) nennen ihn zum 6., andere zum 7. Februar. (II. 63–73.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 607-609.
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