Philemon, S. (2)

[884] 2S. Philemon et 6 Soc. MM. (8. al. 16. März, 14. Dec.). Die hhl. Philemon, Apollonius4, Axxianus und Theotychus mit noch drei Andern erlitten i. J. 287 zu Antinous (nicht Antinoe) in Aegypten den Martertod. Dieß allein kann als gewiß angenommen [884] werden, da die »Acten« alle Anzeichen der Unächtheit tragen. Weil aber Einiges davon zur Erbauung dienen kann, geben wir im Folgenden einen Auszug derselben. Es war im dritten Jahre der Regierung des Kaisers Diocletian; als der hl. Martyrer Asclas (s.d.) zu Antinous glorreich vollendet hatte, und der dortige Statthalter Arrianus alle Christen zu ergreifen befahl, ergriffen viele die Flucht. Unter den gefangen genommenen Christen befand sich auch der Diakon oder Lector Apollonius. Diese Verhaftung gab Anlaß zur Bekehrung des Spielmanns Philemon. Ihn nämlich ließ Apollonius rufen, daß er statt seiner den Göttern opfere. Da er sich bereit zeigte, gab ihm Apollonius seinen Ueberwurf und vier Goldmünzen zur Belohnung. Als Philemon zum Richter kam, sprach er: »Ich bin ein Christ und opfere nicht«. Noch wußte er selbst nicht, daß er wahr geredet und die Gnade Christi sein Herz der Wahrheit geöffnet hatte. Arrianus ließ ihm die Marterwerkzeuge zeigen, mit welchen Asclas und Leonides gemartert worden. Allein Philemon sagte: »Ich opfere nicht, sondern bin bereit, wie jene, aus Liebe zu Christus alle Peinen zu erdulden, um mit ihnen auch die Ruhe zu finden«. Opfere, sprach Arrianus, daß du deine Rettung findest. Philemon erwiderte: »Es gibt keine Rettung als im Tode für den Herrn.« Arrianus sprach hierauf: »Rufet den Philemon herbei, wenn der seine lieblichen Töne erklingen läßt, wird sich der Mensch erweichen lassen und opfern«. In seiner Umhüllung hatte ihn nämlich der Richter nicht erkannt. Dieser rief also den Bruder des Philemon, Theonas mit Namen, und fragte ihn, wo sein Bruder Philemon sei. Dieser sprach: »Er steht vor dir.« Philemon enthüllte sein Gesicht, und der Richter, welcher glaubte, Philemon habe gescherzt, fing an zu lachen und sprach: »Nun, das ist dein Geschäft, durch Späße uns zu belustigen; aber du mußt gleichwohl opfern, daß das Volk sieht, daß du nur aus Scherz einen Christen gespielst habest.« Philemon sprach: »Thue was du willst, ich opfere nicht, denn die Gnade Christi hat mich erfaßt«. – Vergeblich wandte der Statthalter alle möglichen Vorstellungen und Drohungen an und machte ihn selbst aufmerksam, daß ihm nach Lehre der Christen der Tod selbst kein Heil bringe, weil er noch nicht getauft sei. Dieß ängstigte den Philemon, er betete zu Gott und kam wunderbarer Weise, unbemerkt von Allen, zu einem Wasser, wo ein Geistlicher stand, der ihm die hl. Taufe ertheilte, worauf er freudigen Gemüthes in den Gerichtshof zurückkehrte. Unterdessen hatte Apollonius die von Philemon zur Aufbewahrung übergebenen Pfeifen in seinen Händen. Philemon flehte zu Gott um Verzeihung wegen der durch diese Instrumente gegebenen Argernisse und verbrannte sie vor den Augen des Volkes. Das Volk schrie laut auf und sein Bruder beschuldigte den Apollonius, durch sein Gewand den Philemon zum Christenthum gebracht zu haben. Darauf hin ließ Arrianus den Apollonius ergreifen, der aber jetzt unerschüttert seinen Glauben an Christus bekannte. Arrianus ließ mit Pfeilen auf Philemon schießen, aber sie blieben alle in der Luft hängen, und einer derselben flog dem Statthalter ins Auge. Beide Martyrer wurden nunmehr enthauptet. Am andern Tage wurde das kranke Auge des Arrianus am Grabe der Martyrer so wunderbar als plötzlich geheilt. Von jetzt bekannte auch er den christlichen Glauben und schenkte allen gefangenen Christen die Freiheit. Hierüber wurde dem Kaiser Nachricht gegeben. Dieser sendete vier Richter, von welchen einer Theotychus hieß, die Andern aber dem Namen nach unbekannt sind, welche den Arrianus in eine Grube werfen und diese mit Steinen und Erde verschütten ließen. Als aber der Martyrer wie aus einem Ruhelager aus diesem Grabe hervorging, glaubten auch sie an Jesus Christus. Sie wurden also in Säcke gesteckt und lebendig ins Meer geworfen. Auf wunderbare Weise wurden die hhl. Leichen wieder bei Antinous ans Land gespült, wo sie die Einwohner hinwegtrugen und im Grab des hl. Asclas beisetzten. Des hl. Arrianus gedenkt der El. zum 14. December. Wir setzen noch bei, daß die Erzählung dieses Martyrthums bei Butler, welcher sich auf Rufinus beruft, für den hl. Apollonius, der nach dieser Version ein Einsiedler gewesen sein soll, nicht so ungünstig lautet, aber gleichwohl nicht glaubwürdiger ist. (I. 751–757.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 884-885.
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