Philippus, S. (16)

[899] 16S. Philippus Ep. (6. Juni al. 11. Oct.) Dieser hl. Philippus, welcher oft den Beinamen »Evangelist« führt, manchmal wegen seiner apostol. Thätigkeit sogar »Apostel« genannt wird, ist durch die Apostelgeschichte bekannt. Er wurde auf Anregung der Zwölfe zum Diakon erwählt und von den Aposteln unter Gebet und Händeauflegung geweiht. Nach unzuverlässigen Nachrichten war er zu Cäsarea in Palästina geboren. Nach der Steinigung des hl. Stephanus ging er nach Samaria, wo er vorzüglich in der Hauptstadt Sebaste, ohne Zweifel aber auch an andern Orten, das Evangelium verkündigte. Der hl. Lucas erzählt hierüber: »Es merkten aber die Schaaren einmüthig auf das von Philippus Gesagte, indem sie hörten und sahen die Wunderzeichen, welche er that. Bei Vielen nämlich, welche mit unreinen Geistern behaftet waren, fuhren diese mit großem Geschrei aus; auch viele Gichtbrüchige und Lahme wurden geheilt. Da entstand dann große Freude in jener Stadt und Männer sowohl als Frauen wurden getauft in dem Namen Jesu Christi.« Auch Simon, der Zauberer zugenannt, wurde gläubig, ließ sich taufen und hielt jetzt zu Philippus Die Bekehrungen waren so zahlreich, daß es geradezu hieß, Samaria habe das Wort Gottes angenommen und die hhl. Apostel Petrus und Johannes hieher kamen, um den Getauften die hl. Firmung zu ertheilen. (Vgl. über das Weitere die Artikel: S. Petrus u. Johannes.) Darauf bekehrte und taufte der hl. Philippus, indem er sich auf das Geheiß eines ihm erscheinenden Engels auf die »verödete« (zweite) Straße von Jerusalem nach Gaza begab, den Kämmerer der Königin Candace aus Aethiopien. Nachdem er sodann in Azot und allen Städten der Nachbarschaft geprediget hatte, ließ er sich dauernd in Cäsarea nieder. Er führte hier den Namen eines Evangelisten und besaß ein eigenes Haus, in welchem der hl. Paulus später einkehrte. Er hatte vier Töchter, welche als gottgeweihte Jungfrauen bei ihrem Vater lebten und weissagten. Eine derselben hieß Hermione (s.d.) u. starb unter dem [899] Kaiser Trajan als Martyrin. Noch im 5. Jahrh. verehrte die heil. Paula2 durch eine Wallfahrt zu dem Hause des heiligen Philippus diese erste Pflanzstätte des klösterlichen Berufes der Frauen; ja selbst im Jahre 1101, bei der Stadteinnahme durch die Kreuzfahrer, wurde dieselbe noch gezeigt. (Sepp, Pilgerb. II. 482.) Nach griechischen Quellen hätte der Heilige später in Klein-Asien gelehrt und Wunder gewirkt und wäre als Bischof von Tralle gestorben. Nach den, hierin vielleicht nicht ganz zuverlässigen Angaben der lateinischen Martyrologien dagegen starb er zu Cäsarea und wurde dort mit seinen Töchtern begraben. Die Griechen begehen sein Fest am 11. Oktober. (I. 618–620.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 899-900.
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