Plectrudis (1)

[947] 1Plectrudis (11. Aug.). Diese Plectrudis (Plicthrudis, Pleihtrut), Tochter des Herzogs Grimoald von Bayern, war die erste und rechtmäßige Gemahlin des fränkischen Majordomus Pipin von Heristal. Da dieser sie verstieß, um statt ihrer sich mit seinem Kebsweibe Albiz (Algais) ehlich zu verbinden, wurde der hl. Lambertus7 von Lüttich zum Martyrer für die Heiligkeit und Einheit der Ehe. Nach dem Tode ihres Gemahls i. J. 714 führte sie auf kurze Zeit das Amt desselben fort und hielt ihren Stiefsohn Carl Martel gefangen. Es glückte jedoch diesem, aus seiner Haft zu entrinnen und die Würde seines Vaters an sich zu ziehen, worauf Plectrudis sich für immer bei St. Maria vom Capitol zu Köln, welche Kirche sie erbaut und dotirt hat, niederließ. Außerdem ist sie (Rettb. I. 306) die Stifterin des Klosters Süsteren im Maasgau i. J. 711 und wahrscheinlich auch von Andoin in den Ardennen. Ihr Sohn Grimoald, bis dahin Majordomus in Burgund, war im April d.J. 714, als er am Grabe des heil. Lambertus7 zu Lüttich betete, ermordet worden. Außer diesem hatte sie dem Pipin von Heristal noch zwei Söhne, Drogo, gest. i. J. 708, und Silvinus, geboren, welcher letztere von Vielen für den gleichnamigen heil. Bischof von Toulouse (s.d.) gehalten wird. Die hl. Noitburgis (s.d.) soll ihre Tochter gewesen sein. Als zweite Tochter wird hie und da eine Pilitrudis genannt, mit welcher sie nach Carls Erhebung einige Zeit in Bayern gelebt haben soll. Ihre letzten Lebensjahre brachte sie in stiller Gebetsruhe dahin, weßhalb sie von Einigen »heilig«, von Andern »selig« genannt wird. Da sie jedoch nirgends, nicht einmal in Cöln, wo sich bei St. Maria auf dem Capitol ihr Grabmal mit Bildniß befindet, kirchliche Verehrung genossen hat, wurde sie von den Boll. unter die Uebergangenen gestellt. Ihr Todesjahr ist unbekannt, jedenfalls aber nach dem J. 717 zu setzen. Auf Bildnissen trägt sie einen Rosenkranz oder eine kleine Kirche (Modell), manchmal auch einen Denkzettel mit Inschrift.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 947.
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