Raymundus Lullus, B. (8)

[49] 8B. Raymundus Lullus, M. (29. März al. 29. u. 30. Juni). Dieser selige Franciscaner-Priester und Martyrer führte den Titel erleuchteter Lehrer; er war beinahe in allen Zweigen des menschlichen Wissens bewandert. Geboren i. J. 1236 zu Palma auf der Insel Majorca aus cinem angesehenen Catalonischen Geschlechte, kam er anfänglich an den königlichen Hof, wo er mehrere Aemter begleitete, und lebte dort einige Jahre sehr leichtsinnig und lasterhaft. Nach seiner Bekehrung erlernte er zu Paris die arabische Sprache und ging dann, theils um seine Sünden abzubüßen, theils um die Sünder und Ungläubigen zu bekehren, als Missionär dreimal nach Afrika, wo er zu Bugia i. J. 1315 von den Saracenen gesteinigt wurde. Sein Gedanke, daß jeder die Religion als die wahre erkennen müsse, welche von Gott die würdigsten Vorstellungen habe und lehre, womit er eine Art Anschauungsunterricht verbunden sehen wollte (ars magna), wäre für alle Zeiten richtig, wenn der böse Wille und die Macht der Vorurtheile nicht stärker wären, als die höchste Erkenntniß. Aus diesem Grunde hatten seine Disputationen mit saracenischen Gelehrten nur wenig Erfolg. Sein Leib wurde nach Majorca, wo er geboren war, transferirt. Einige seiner vielen Schriften sind wegen angeblicher Irrthümer verdächtiget worden, weßhalb sie Papst Gregor XI. verboten haben soll. Das angebliche Breve dieses Papstes ist aber unächt und unterschoben. Die Fälscher wollten zwei Personen, einen Heiligen und einen Papst, in ungerechten Verdacht bringen. Seine Werke sind i. J. 1740 zu Mainz in zehn Quartbänden erschienen.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 49.
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